Das Revue Orchesters 1920 begeisterte. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Kurtheater: Revue Orchester 1920 zu Gast / Lebensfreude versprüht

Bad Wildbad. Immer mehr Menschen strömten ins Königliche Kurtheater in Bad Wildbad zu der Aufführung des Revue Orchesters 1920. Die Kasse kam beim Kartenverkauf kaum nach. Es lohnte sich. Zweieinhalb Stunden bebte das Theater.

Gleich zu Beginn hörte man den Song "Sing, Sing, Sing (with a Swing)" – 1936 von Louis Prima für Schlagzeug geschrieben, durch Benny Goodman 1938 berühmt geworden. Darauf folgte "Mein Herz lässt Dich grüßen", was sinnbildlich der richtige Einstieg ins Herz des Publikums war.

Das Orchester, bestehend aus zwölf Musikern – davon eine "Lady" im Charleston-Look mit Feder im Haar (Norma Frack am Altsax), einer Sängerin, Lisa Helfer, einem Sänger, Martin Herrmann, und einer Tänzerin, Loredana Helfer – spielte und sang mit wahrer Begeisterung, die alle ansteckte und reine Lebensfreude versprühte. "Clara fuhr schwungvoll in die Sahara", danach ging es nach Paris in den "Hot Club de France", der in den 1930er- und 1940er-Jahren der Jazzclub in Paris war. Das Instrumentalwerk "Nuages" wurde 1940 von Django Reinhardt komponiert. Lisa Helfer mit langen schwarzen Handschuhen im verführerischen schwarzgelben Outfit sang im Anschluss "Bei mir bist Du scheen".

Ihre dunkelroten Haare, frisiert in der Mode der damaligen Zeit, erhöhten den Eindruck der Verwerflichkeit, den die Musik, die Texte und die Tänze zum Ausdruck bringen wollten. Dazu passte der Song "Abends, wenn die Lichter glühn", den das Orchester humorvoll mit einem lang gezogenen Ooooh kommentierte. Gleich darauf schmetterte Martin Herrmann mit einem herrlich gerollten "r" "Mein Gorilla hat ne Villa im Zoo".

Spontaner Beifall

Von Berlin an den Broadway führte Helfer, nun mit Pfauenfeder und langer weißer Kette, mit dem englischen Jazzsong "My Baby just cares for me" von 1930. Zurück nach Paris: Helfer hauchte mit zarter Stimme "La Vie En Rose" schmeichelnd ins Mikrofon, vom Orchester gefühlvoll begleitet. Für ihre Interpretation des Liedes von Edith Piaf von 1945 erntete Lisa spontanen Beifall aus dem Publikum. Zur Pause hin heizte sich die Stimmung auf.

Flotte Stücke wechselten mit softer "Barmusik" ab. Das Publikum klatschte mit; den Musikern machte es sichtlich Spaß.

Nach zehn Minuten Pause steigerte sich das Revue Orchester, ganz in weißen Jacketts mit roter Nelke im Knopfloch, mit vielen bekannten Hits. Es juckte in den Gliedern, Stillsitzen war nicht mehr angesagt. Das konnte niemanden kalt lassen. Eine tolle Stimmung, von der alle mitgerissen wurden. Die Kälte draußen war vergessen. Im Kurtheater war davon nichts zu spüren.

Immer wieder Beifall – das Publikum konnte es gar nicht abwarten zu klatschen. Den Abschluss bildete die Vorstellung des Orchesters durch Martin Herrmann und danach das Lied "Musik, Musik - ich brauche keine Millionen…". Die zwei Zugaben "Kleiner grüner Kaktus" und "Schöner Gigolo, armer Gigolo" von Martin Herrmann setzten dem Ganzen im Königlichen Kurtheater die Krone auf. Ein großer Abgang.