Lea Ammertal als Clara Schumann beim literarisch-romantischen Spaziergang durch die Kuranlagen, links von ihr Gwendolyn Schweizer und Hoda Latafi. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Lea Ammertal verwandelt sich und beleuchtet gefeierte Pianistin / Schwere Garderobe für anstrengende Konzerte

Bad Wildbad (cht). Es ist Juli/August des Jahres 1859, als Clara Schumann (40 Jahre alt), begleitet von ihrer ältesten Tochter Marie in Wildbad weilt, um ihre rheumatischen Beschwerden im Anschluss an eine anstrengende Konzertreise in England in den Thermen zu lindern und zu kurieren. Der Sommer 1859 scheint genauso heiß gewesen zu sein wie in diesem Jahr, denn immer wieder erwähnt Clara Schumann dies in ihrem regen Briefwechsel.

Lea Ammertal, Regisseurin und Autorin "verwandelte" sich im Rahmen des Clara-Schumann-Wochenendes in die Person Clara Schumann. Sie wirkte in ihrem schwarzen, schweren Kleid, das ohne das Unterkleid schon zweieinhalb Kilogramm wiegt, überaus authentisch und gab zu bedenken, dass Clara Schumann in einer solchen Garderobe, die original vier Kilogramm wog, anstrengende Konzerte spielte.

Lea Ammertal beleuchtete die Person anhand des lebhaften Briefwechsels Claras, aus Tagebuchaufzeichnungen der Tochter Marie und den fiktiven Aufzeichnungen der Tochter Eugenie. Dabei recherchierte sie auch in Arbeiten des Clara Schumann Experten Wolfgang Seibold, dem Initiator des Wildbader Schumann-Wochenendes.

Ammertal nahm die interessierten Teilnehmer mit in die Zeit des 19. Jahrhunderts. Sie erzählte über das Leben im Zeitalter der Romantik, die beschwerliche Art des Reisens, insbesondere natürlich über die anstrengenden Konzertreisen Clara Schumanns, die sie nach Paris, St. Petersburg und London führten um nur einige Länder zu nennen.

"Ein lieblicher Bach, überall Plätze am Bach, wo man ungestört sitzen und schreiben kann", so schwärmte Clara Schumann in einem Brief über den Wildbader Kurpark. Und in genau dieser landschaftlichen Umgebung ließ Lea Ammertal an verschiedenen Stellen im Kurpark das Leben, Denken und Fühlen Claras wieder lebendig werden.

Claras Vater, Friedrich Wieck, forderte von seiner Tochter Drill und höchste Disziplin. Üben, üben, üben war an der Tagesordnung. Und diese Leistungsbezogenheit übertrug Clara später als Mutter auch auf ihre Kinder. Mit 37 Jahren wurde sie Witwe und hatte sieben Kinder zu ernähren.

Sechs Wochen weilte die bekannteste und gefeierte Pianistin des 19. Jahrhunderts in Wildbad in Begleitung ihrer damals 18-jährigen Tochter Marie. Marie war es auch, die der Mutter stets den Rücken frei hielt, für die jüngeren Geschwister sorgte, dem Haushalt vorstand und eigentlich ihr Leben der Familie opferte. Deutlich kommt dies aus den Aufzeichnungen der Tochter Eugenie zum Ausdruck. Eindrucksvoll die Schilderung Eugenies, wie die Mutter Clara schwierige Kompositionen einstudierte.

Lea Ammertal verstand es glänzend, als Clara Schumann das Heilbad zu beschreiben, die Natur und die Wirkung der Quellen zu schildern und die Freundlichkeit der Menschen in diesem Tal. Das Rauschen der Enz und das Zwitschern der Vögel der wunderbare Duft der Tannen wurde so für die Teilnehmer des romantischen Spaziergangs durch den Wildbader Kurpark erlebbar.

Besondere Freude machte es Lea Ammtertal, den Teilnehmern zwei Schülerinnen vorzustellen: Hoda Latafi und Gwendolyn Schweizer, beide 16 Jahre alt, aus Höfen, Schülerinnen des Bad Wildbader Enztal-Gymnasiums. Die Deutschlehrerin Meike Wevering nutzte im Rahmen eines Schreibworkshops zum Thema Romantische Literatur auch die Person Clara Schumann. Kreativ und talentiert präsentierten Hoda und Gwendolyn ihr schriftstellerisches Ergebnis dieses Workshops. Hoda schrieb das Gedicht "Bittere Heiterkeit" und traf mit ihren Worten genau das, was der Titel verheißt. Gwendolyn schrieb als Marie Schumann einen Brief an ihren verstorbenen Vater Robert, in welchem sie von ihrem Aufenthalt mit ihrer Mutter in Wildbad erzählt. Innig kommt dabei die Liebe zu ihrem Vater zum Ausdruck. Beide Schülerinnen erhielten für ihr Werk von den Teilnehmern des Spaziergang große Anerkennung.