Wegen der Verkehrssicherheit, des Werterhalts und um ein weiteres Fortschreiten der Schäden im Straßenoberbau der B 294 zu verhindern, ist es erforderlich, die Fahrbahn zu ertüchtigen. Im Rahmen der Maßnahme werden circa 12.000 Quadratmeter Asphaltdeck- und Asphaltbinderschicht erneuert. Foto: Kugel

Strecke von Mitte März bis Mitte Mai voll gesperrt. Lange Umwege. Geschäftsleute befürchten "riesige Verluste".

Oberes Enztal - Die B 294 im Oberen Enztal wird als zentraler Verkehrsweg unterbrochen. Von Mitte März bis Mitte Mai ist der Abschnitt zwischen der Eyach-Brücke bei Neuenbürg und der Abzweigung Richtung Schömberg in der Höfener Ortsmitte dicht.

Die Fahrbahn wird saniert – die Baustelle hängt das Enztal ab. Fazit: Die Pendler müssen wieder große Umleitungen nehmen. Geschäftsleute schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wie bei einer Umfrage in Höfen.

Wie stark sind die Geschäfte in Höfen betroffen?

Ob Bäckereien, Cafés, Tankstellen – alle befürchten hohe Umsatzverluste. Das Café Blaich mit Bäckerei und Konditorei rechnet mit einem heftigen Minus – "wir werden bis zu 70 Prozent verlieren", sagt Matthias Bernhard, der Chef der Backstube. Bitter: "Ausgerechnet in der Osterzeit sind wir vom Verkehr abgehängt, das bedeutet riesige Verluste für unsere Konditorei." Das Café Blaich habe viele Kunden aus dem Raum Pforzheim – "aber die kommen nicht mehr zu uns, wenn sie die Baustelle so weit umfahren müssen", weiß Valentina Urgese als Café-Leiterin noch von früheren Sperrungen der B 294. Die Neuenbürger Bäckerei Rostan mit der Filiale in Höfen hat ein doppeltes Problem. Eine große Firma muss mit Vesper versorgt sein, so Inhaber Alexander Rostan. Für ihn heißt das auch: ohne Durchgangsverkehr weniger Kunden. Doch was tun? Rostan überlegt nun, ob er an der Kreuzung, an der die Umleitung nach Langenbrand abgeht, ein Verkaufsfahrzeug aufstellen kann. Aber wo? "Wir sind dazu im Gespräch mit Höfens Bürgermeister Holger Buchelt." Sonst drohten Einbußen zwischen 50 und 70 Prozent, so Rostan. Die Filiale in Höfen werde er aber nicht schließen, eventuell nur halbtags öffnen.

Wenn die B 294 zu ist, werde an seiner Aral-Tankstelle der Umsatz mindestens um die Hälfte zurückgehen, sagt Betreiber Karl-Heinz Prill. Zwei Mitarbeiter trifft das Pendler-Schicksal richtig hart. Mandy H. aus Calmbach muss 40 Kilometer Umweg fahren, bis sie die Tankstelle erreicht. Mit dem Zug ginge es schnell zum Job. Jedoch: "So früh, wie ich los muss, fährt keine S-Bahn." Fahrettin A. aus dem Bad Herrenalber Stadtteil Rotensol hat es ähnlich weit wie die Kollegin. "Es ist wohl am besten, wenn ich einen ganz langen Urlaub nehme", sagt er ironisch.

Und wie sieht die Situation für Bad Wildbad aus?

Stadtrat Jochen Borg schimpfte jüngst im Bad Wilbader Gemeinderat, die Sperrung der B 294 wirke sich auf Besucher, Gäste, Einzelhandel und Baumwipfelpfad aus. Lastwagenfahrern stehe eine qualvolle Umleitungsstrecke bevor. Als Unternehmer (Umzüge Borg/Ritz Spedition) sprach Borg von einem volkswirtschaftlichen Schaden. Nach Bad Herrenalb sei man statt 22 nun 50 Kilometer unterwegs. Es müsse etwas geschehen, so der Stadtrat. Er forderte die Verwaltung auf, für eine halbseitige Sperrung zu kämpfen.

Stadtrat Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der IHK Nordschwarzwald, meinte, die Behörden würden Ausmaß und Betroffenheit unterschätzen.

Warum wird die B 294 nicht mit halbseitiger Sperrung saniert?

Geprüft habe man, ob der Verkehr abwechselnd durch könne, so Uwe Herzel, Sprecher des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe. Doch diese Lösung sei nur möglich, wenn "der Verkehr sicher am Baufeld vorbeigeführt werden kann und keine Gefahren für das Baustellenpersonal bestehen". Nach den Arbeitsschutzrichtlinien seien dafür Sicherheitsräume zwischen Fahrzeugen und Baufeld vorzusehen – "daraus ergeben sich Mindestbreiten der Straße", so Herzel. Die B 294 sei jedoch zu schmal, sodass "eine halbseitige Ausführung der Arbeiten mit Ampeln wegen des Arbeitsschutzes nicht möglich ist". Bei halbseitigen Sperrungen müssten Anwohner zudem eine längere Bauzeit hinnehmen. Ziemlich sicher ist, dass die Baustelle Mitte Mai verschwindet. Weil dann die Gartenschau in Bad Herrenalb beginnt, müssen die Zufahrtswege frei sein – das Regierungspräsidium musste das bei der Bauplanung berücksichtigen.