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Visionen begleiteten Stadtschultheiß Bätzner: zweite Bergbahn auf Meisternhöhe und Sessellift?

Bad Wildbad - "Endlich wird eine zweite Bergbahn, und zwar auf die Meisternhöhe ins Auge gefasst", war der eine ganze Reihe von Visionen krönende Entwicklungsansatz.

Die Aussage stammt nicht von Bürgermeister Klaus Mack beim Neujahrsempfang der Stadt Bad Wildbad des Jahres 2016, obwohl das Stadtoberhaupt ja ganz ähnliche Gedanken äußerte.

Man müsse auch an das unmöglich Scheinende denken, um das Mögliche zu erreichen, sagte Mack. Er könne sich einen Sessellift vorstellen, der nah dem Sportplatz auf die Höhe führe. Die Nutzer könnten dann vielleicht vom Startplatz der Drachenflieger über eine Holz-Rodelbahn ins Tal zurückgleiten.

Der eingangs zitierte Gedanke zu einer zweiten Fahrmöglichkeit auf die Höhen um Bad Wildbad entsprang der Vorstellung des damaligen Stadtschultheißen Karl Bätzner. Sie war so im Calwer Tagblatt vom 16. August 1929 abgedruckt.

Großzügiger Plan

Die Überlegungen von Macks frühem Vorgänger gingen noch viel weiter. So beginnt der alte Artikel: "Wildbad, 15. Aug. In der letzten Sitzung des Gemeinderats entwickelte Stadtschultheiß Bätzner einen großzügigen Plan zum weiteren Ausbau Wildbads als Weltkurort. Auf dem Sommerberg wird von dem Pächter des Bergbahnrestaurants, Riexinger, eine Pension erbaut. Ferner sind vorgesehen eine Verlängerung der Trinkhalle, ein neues Kurmittelhaus, Bohrung nach neuen Quellen, eine Zentralkläranlage, eine Autoumgehungsstraße, ein Krankenhaus u. a. Wildbad soll auch Wintersportplatz werden. Auch an ein Strandbad wird gedacht."

Wer die Liste aufmerksam anschaut, stellt fest, dass doch ein guter Teil von dem damals sicher von manchem als Träumerei Erachteten schließlich zur Realität wurde und im Lauf der Jahre und Jahrzehnte in der oder jener Form entstand.

Zwar gibt es die Sprungschanze aus Holz, die Wintersportler und Tausende mit Sonderzügen anreisende Zuschauer Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf den Sommerberg lockte, schon gar nicht mehr. Dafür sind aber die Autoumgehungsstraße in Form des Tunnels, die Zentralkläranlage oder die Krankenhäuser heute nicht mehr wegzudenken.

Sicher geht es mit der einen oder anderen Vision des heutigen Stadtoberhaupts ähnlich. Vielleicht erfüllen sich durch ihn die Vorstellungen Bätzners mit der zweiten Bergbahn, wenn auch an anderer Stelle und als Sessellift.

Info: Bleibendes Denkmal

Keine Träumerei von Stadtschultheiß Karl Bätzner, unter dem Gemälde im Ratssaal Carl Baetzner geschrieben, blieb die erste Bergbahn, die in seiner langen Amtszeit von 1905 bis 1933 zunächst privat finanziert entstand.

In seiner Dankesrede zur Eröffnung sagte er unter anderem: »Die Bergbahn, in der Hauptsache durch eigene Kraft der Wildbader Bürgerschaft ins Leben gerufen, möge als bleibendes Denkmal ihres fortschrittlichen Geistes und ihrer Unternehmungslust fort und fort zu unentwegtem weiteren Fortschritte, welcher im Konkurrenzkampfe mit anderen Bädern so außerordentlich notwendig ist, aufmuntern.« Vorüberlegungen waren schon unter seinem von 1878 bis 1905 wirkenden Amtsvorgänger Heinrich Baetzner dazu angestellt worden.