Die Wirtin (Norma Anthes) in Gummistiefeln und mit dicker Zigarre. Fotos: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufführung: "Das Wirtshaus im Spessart" als Schwarzwald-Version ein voller Erfolg / Herzzerreißendes Happyend löst Wirrnisse auf

Ausverkauftes Haus zur Premiere. Applaus auch auf offener Szene. Dazu ein Sommerabend, der schöner nicht hätte sein können. Und ein Publikum, das aus dem Lachen nicht herauskam.

Bad Teinach-Zavelstein. Kein Zweifel – das Zavelsteiner Burgtheater ist vom Start weg ein voller Erfolg. Und die Adaption von Wilhelm Hauffs "Das Wirtshaus im Spessart" in der Zavelsteiner Schwarzwald-Version als moderne Comedy-Variante mit viel Musik und Situationskomik eine echte Entdeckung. Gar nicht das angestaubte Wirtschaftswunder-Lustspiel wie die Version mit Liselotte Pulver, die aus heutiger Sicht schon ein wenig mit dem Kitsch zu kämpfen hat. Das "Regionentheater aus dem schwarzen Wald" um die beiden Theatermacher Andreas Jendrusch sowie Birgit Heintel hat daraus ein immer rasantes, nie langweiliges, erstaunlich vielschichtiges und abwechslungsreiches Bühnenstück gemacht, das trotz der weiten Kulisse der Zavelsteiner Burg, die nicht leicht zu bespielen ist, zu fesseln wusste.

Wirtin rotzt vernehmlich auf die Bühne

Aber Hauffs historische Räuber- und Gespensterpistole scheint ja irgendwie dafür gemacht, in eine Burgruine hinein inszeniert zu werden. Langsam senkt sich die Sonne hinter den alten Mauern, seltsame Schatten spielen an den alten Wänden und Giebeln entlang. Gruselige Geräusche erklingen. Laut und vernehmlich rotzt sich die Wirtin aus dem Spessart/Schwarzwald (Norma Anthes) im derben Outfit mit Gummistiefeln und fetter Zigarre im Mundwinkel die Bühne frei.

Was rückblickend erstaunt: Hauffs "Wirtshaus" als Bühnenwerk ist in seiner Erzählweise ziemlich verschachtelt konstruiert. Eine kleine Gruppe erreicht das gespenstische Wirtshaus, ein Räubernest mit schlechtem Ruf. Und erzählt sich gegenseitig Geschichten – die ebenfalls auf der Bühne von den sechs Schauspielern gespielt werden. Es sind tatsächlich nur sechs; es scheinen irgendwie mehr zu sein bei all den vielen Rollen, die sie abwechselnd und nacheinander spielen. Die Gräfin und ihre Entourage kommen dazu – und dann gibt es tatsächlich den Überfall der Räuber; übrigens: Zum Räuberpack werden die rund 200 Zuschauer im Publikum gemacht.

Turbulente Burleske mit seltsamen Wendungen

Und ab da wird es erst richtig verwickelt, weil die Gruppe die Räuber mit einer Verkleidung täuscht – so dass Felix von Zavelstein – in Hauffs Ursprungswerk so nicht verbrieft – sich als verkleidete Gräfin für seine Flucht aus dem Räubernest als Mann verkleiden muss. Klingt jetzt verwirrend? Seltsamerweise ist es das auf der Zavelsteiner Burgtheater-Bühne gar nicht. Man kann gut den seltsamen Wendungen dieser turbulenten Burleske folgen. Dafür gab es immer wieder Applaus auf offener Bühne

Und so ging es "Atemlos durch die Nacht" – was als Song und Pointe auch für den ein oder anderen Lacher an diesem herrlichen Theaterabend gut war. Mit ein bisschen überraschender Martial-Arts-Action. Mit einem herzzerreißenden Happyend, das alle Wirrnisse auflöst – was zwar natürlich vorhersehbar ist. Aber es kommt ja auch auf den Weg dorthin in diesem Stück an. Und mit extrem wandlungsfähigen Schauspielern, die in ihren stets gegensätzlichen Mehrfach-Rollen jederzeit zu überzeugen wissen. Und jeder mit seiner Präsenz das Publikum zu fesseln wusste. Was für ein Spaß!

Die zweite Aufführung von "Ein Wirtshaus im Spessart" in der Zavelsteiner Burgruine am heutigen Samstag ist ausverkauft. Für die Aufführung morgen, Sonntag, 24. Juli, ab 18 Uhr, sind noch Restkarten erhältlich. Bei schlechten Wetter finden die Aufführungen im KoNi-Kulturzentrum in Zavelstein statt.

Weitere Informationen: www.teinachtal.de