Neben dem Friedhof in Emberg steht die von dem renommierten Kirchen-Baumeister Professor Hannes Mayer geplante achteckige Kirche, die 2015 ein halbes Jahrhundert alt wird. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Embergs achteckige Kirche wird 50 Jahre alt / 1965 nach Entwürfen von Hannes Mayer errichtet

Von Hans Schabert

Bad Teinach-Zavelstein/Emberg. Ist dieses eindrucksvolle kleine Gotteshaus eine Kirche oder eine Aussegnungskapelle? Diese Frage stellt sich mancher Gast des Bad Teinacher Stadtteils Emberg, der vielleicht auf einem Spaziergang die Höhenluft und Ruhe des Dorfs genießt und das Gebäude in der Nachbarschaft des Friedhofs entdeckt. Ein befragter junger Radler aus dem Ort erklärt stolz: "Das ist unsere Kirche, und hier ist alle zwei Wochen Gottesdienst."

Die achteckige Gebäudeform beeindruckt. Auch die Geschichte des Bauwerks – das 2015 seit 50 Jahren steht – birgt Bemerkenswertes. Im "Heimatbuch Bad Teinach-Zavelstein" von Jürgen Rauser ist aus dem Bericht von Pfarrer Martin Schütz aus dem Pfarrarchiv Bad Teinach darüber zu lesen: "Schon 1938 beschloß der Kirchengemeinderat von Emberg, einen Betsaal mit 50 Sitzplätzen auf dem Platz neben dem Friedhof zu bauen."

Hintergrund war, dass das Bezirksschulamt damals die Benutzung des Schulsaals für kirchliche Zwecke untersagte. Der Baubeginn verzögerte sich wegen des Kriegs und fehlenden Geldes dann allerdings bis zum 30. März 1965. An diesem Tag erfolgte nach einer Andacht um 16 Uhr durch Pfarrer Vogt der erste Spatenstich. Schon am 16. Juli war Richtfest mit dem früheren Pfarrer Schüle. Er hatte 1956 die Kirchenbau-Pläne wieder aufgegriffen.

Entwürfe von Hannes Mayer ließen 1963 die Wahl zwischen einem rechteckigen Bau und dem verwirklichten achteckigen. Den Platz stiftete dem Angebot des zwischenzeitlich verstorbenen Jakob Rentschler entsprechend dessen Familie. Überhaupt war nach den alten Unterlagen die "Opferbereitschaft der Emberger Gemeindeglieder zum Aufbringen der Eigenmittel sehr groß". Das Bauholz spendete die damals noch selbstständige Kommune Emberg. Nach dem Kostenvoranschlag waren 92 000 D-Mark zu finanzieren.

Obwohl auf Drängen des Oberkirchenrats auf den Ausbau des Untergeschosses verzichtet und der Radius des Achtecks verkleinert wurde, stieg der Aufwand auf 105 000 D-Mark. "Am 29. Oktober 1965 werden die Glocken gegossen und am 15. November 1965 um 14 Uhr feierlich eingeholt", ist im Pfarrarchiv nachzulesen. Die Einweihung unter dem Namen "Auferstehungskirche" erfolgte am Pfingstmontag 1966 mit einem von Prälat Pfeiffer aus Reutlingen gehaltenen Festgottesdienst.

Als Planer für die Kirche in Emberg beauftragte 1963 der Oberkirchenrat Hannes Mayer (1896 bis 1992) aus Stuttgart-Kaltental. Er hatte an der Technischen Hochschule Stuttgart Architektur studiert und dort als Dozent von 1937 bis 1940 und 1948 bis 1961 – dazwischen als Leiter des Hochbauamts Heilbronn – gewirkt.

Mayer war ein renommierter Kirchen-Baumeister. Ihm wird die Wiederherstellung der durch Luftangriffe zerstörten, berühmten Heilbronner Gotteshäuser Nikolaikirche und Kilianskirche zugeschrieben. Nach seinen Entwürfen entstanden unter anderem auch die Christuskirche in Reutlingen und die Thomaskirche in Stuttgart-Kaltental.