Womöglich wird in Neuweiler auch bald die nächstgelegene Arztpraxis so weit entfernt sein, dass mit Schildern darauf hingewiesen werden muss, Foto: Weigel Foto: Schwarzwälder-Bote

"Jazz in Calw" bringt Publikum auf Burg zum grooven

Von Renate Frommann

Bad Teinach-Zavelstein. "Jazzi.ca" – dahinter steckt eine fünfköpfige Jazz-Band. Und der Name bedeutet nichts anderes als Jazz in Calw, verriet Roland Hertdter beim jüngsten Konzert der Band auf der Burg Zavelstein. Dort jazzten Klaus Moosmann (Trompete) aus Althengstett, Roland Hertdter (Saxophon) aus Calw, Jazek Kacprzak (Klavier) aus Oberhaugstett, Thomas Aman (Schlagzeug) aus Calw und Martin Hering (Bass) aus Warmbronn auf Wunsch der Teinachtal-Touristik. Der Kontakt kam über Jazek Kacprzak zustande, der auch der Chorleiter der Sängergruppe des Schwarzwaldvereins von Bad Teinach-Zavelstein ist. Und weil die Burgruine ein guter Ort für ein Open-Air-Jazz-Konzert ist, haben die fünf sich dazu entschlossen, dort aufzutreten.

Die Lieder, die die Hobby-Musiker spielen, darunter auch durchaus bekannte Songs, gefallen ihnen selbstverständlich selbst. Deshalb spielen sie mit Leidenschaft. Und das begeisterte das Publikum auf der Burgruine.

Die selbst arrangierten Soli beziehungsweise freien Improvisationen zwischen dem musikalischen Thema waren gut aufeinander abgestimmt, schließlich kennen sich die Musiker und spielen schon lange miteinander. Jeder von ihnen konnte hören lassen, was er so "drauf hatte". Mit "Sunny" von Bobby Hebb begannen sie, und just in dem Moment schien die Sonne kräftig auf die Bühne in der Burg Zavelstein. Dann spielten sie passend "Morning" von Al Jarreau und spätestens beim Bossa Nova "Black Orpheus" von Luiz Bonfa blieben keine Füße mehr still. Mit dem Samba-Funk "Morning dance" wurden die Jazzliebhaber swingend und wippend nach Hause geschickt. Doch diese forderten noch eine Zugabe ein.

Das Konzert verlief ganz locker. Viele Zuschauer – aus allen Altersklassen – waren gekommen. Zum Abschluss wies Werner Pfrommer, der Vorsitzende der Sängergruppe des Schwarzwaldvereins, noch darauf hin, dass schon am Samstag, 4. Juli, ab 18 Uhr wieder Leben in der Burgruine sei, nämlich beim Festival der Männerchöre aus Bad Herrenalb, Dagersheim/Darmsheim, Tumlingen-Hörschweiler, Calw und Bad Teinach-Zavelstein.

Von Kevin Schuon

Neuweiler. "Ärztenotstand in Neuweiler", so lautet der Titel des Briefes, mit dem sich die Einwohner der Gemeinde an die Politik gewendet haben. Mit diesem Schreiben bitten sie um Hilfe, bei der Suche nach einer Lösung für die medizinische Versorgung im Ort.

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, da gab es in Neuweiler noch zwei praktizierende Ärzte für Allgemeinmedizin. Seit nun Wolfgang Dudek seine Praxis nach über 30 Jahren schließen musste – der offizielle Grund weshalb, ist noch nicht bekannt – gibt es keinen ortsansässigen Arzt mehr (wir berichteten). Obwohl die Gemeinde schon seit Jahren auf der Suche nach geeigneten Nachfolgern ist, war diese Suche bisher völlig erfolglos. Und das, obwohl die Gemeinde eine komplett ausgestattete Arztpraxis zur Verfügung stellen würde.

Da die Bürger nun ihre medizinische Versorgung in Gefahr sehen und "nicht länger rumsitzen und abwarten wollten, bis etwas passiert", wie eine der Initiatoren des Schreibens, Jutta Müller-Ma-thiske, erklärte, haben sie sich mit dem Problem an die Öffentlichkeit und die Politik gewandt. Sie haben einen Brief sowohl an Lokalpolitiker als auch die Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren – Katrin Altpeter – geschickt. Darin steht: "Somit stehen wir in Neuweiler ohne ärztliche Betreuung da." Auch dass viele Senioren der Gemeinde nicht mehr mobil genug seien, um in die Nachbarorte zu fahren, wird geklagt. Doch gerade diese Menschen seien besonders auf ärztliche Betreuung angewiesen. Zudem würden viele Ärzte in der Region keine neuen Patienten annehmen, da sie überlastet sind. "Das Problem ist nicht neu und Neuweiler bei weitem kein Einzelfall", kennt Landtagsabgeordneter Thomas Blenke (CDU) die Situation.

"Das Schwierige an der Sache ist, dass die jungen Ärzte die Verantwortung und Risiken einer eigenen Praxis nicht mehr übernehmen wollen", erklärt Christiane Hiller-Schmid (FDP), selbst Ärztin und Mitglied des Kreistages Calw. Dazu käme, dass es heutzutage mehr Frauen in diesem Beruf gäbe als Männer. Und der Arbeitstag eines Landarztes sei oft nicht mit einer Familie vereinbar.

Durch den demografischen Wandel gibt es immer mehr ältere Menschen, die auf eine ärztliche Behandlung angewiesen sind. Deshalb käme auch auf Ärzte immer mehr Arbeit zu. Dazu kommt der immer größer werdende Verwaltungsaufwand. "Deshalb hat ein Landarzt oft einen Zwölf-Stunden-Tag", so Hiller-Schmid. Ihrem Job alles unterzuordnen, seien Jungärzte immer weniger bereit. "Auch weil sich die Arbeit für das, was unter dem Strich steht, oft nicht lohnt."

Wolfgang Dudek ist nach Angaben von Jutta Müller-Mathiske ein solcher Arzt gewesen, dem das Wohl seiner Patienten immer an erster Stelle stand "und rund um die Uhr für einen da war". Das Problem, dass diese seltene Art ausstirbt, wird laut Blenke und Hiller-Schmid auch noch auf viele weitere Ortschaften im ländlichen Raum zukommen.

Um etwas zur Lösung der Situation beizutragen haben sowohl Thomas Blenke als auch Rüdiger Klahm, Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes, zugesagt, der Einladung der Bürger Neuweilers nachzukommen: "Kommen Sie nach Neuweiler. Hören Sie sich die Meinung der Bürger mal an und machen Sie sich selbst ein Bild", steht im Brief geschrieben.

Thomas Blenke macht jedoch auch darauf aufmerksam, dass "für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung die Kassenärztliche Vereinigung zuständig ist". Dort war gestern jedoch niemand für eine Stellungnahme zu dieser Situation zu erreichen.