Einer kommunal getragenen Regiopraxis Teinachtal mit mehreren in Voll- oder Teilzeit angestellten Ärzten wird von Fachleuten eine große Chance für eine ausreichende allgemeinmedizinische Versorgung ländlicher Bereiche eingeräumt. Foto: Pleul/dpa Foto: Schwarzwälder-Bote

Vision eines Ärztezentrums für den Verwaltungsverband stößt nicht nur bei Behörden auf positive Resonanz

Von Christoph Bay

Bad Teinach-Zavelstein/Neubulach/Neuweiler. Der Mediziner Alois Jerges setzt sich in Kooperation mit dem Gemeindeverwaltungsverband Teinachtal für ein interkommunales Ärztezentrum Teinachtal ein: "Diese Vision wird von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dem Landkreis unterstützt."

Ein Gespräch Anfang Juli mit Beteiligung der KV Baden-Württemberg brachte für die Teilnehmer des Verwaltungsverbands (GVV) Teinachtal positive Ergebnisse, die Alois Jerges beim Informationsabend der Neuweiler Initiative Ärztenotstand Ende Juli im Breitenberger Gasthof Hirsch vorgestellt hat.

Jerges fasst zusammen: "Die Umsetzung eines interkommunalen Ärztezentrums ist möglich und realisierbar. Investoren für eine moderne Einrichtung stehen zur Verfügung. Interesse seitens der Ärzteschaft besteht." Weitere Punkte zu diesem Modell: Die beschäftigten Ärzte sind Angestellte des Trägers. Patienten gehen ein Vertragsverhältnis mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) ein, dieses rechnet mit der KV ab. Das Land Baden-Württemberg gewährt Fördermittel. Die KV des Landes will ein eigenes Förderprogramm zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung auf dem Lande einrichten.

Für das weitere Vorgehen denkt Allgemein-, Sport- und Betriebsmediziner sowie Kurarzt Jerges schon an Nägel mit Köpfen: "Vorgeschlagen ist eine Sitzung aller Gemeinderäte der beteiligten Kommunen im September, um eine geeignete Organisationsform auf GVV-Ebene, eine GmbH oder Ähnliches, zu finden. Dann könnte die Ausschreibung von Stellen sowie der Zulassungsantrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung folgen." Äußerst positiv wäre es nach Jerges, wenn sich die noch im GVV Teinachtal praktizierenden Allgemeinärzte in das Modell Kommunale Regiopraxis Teinachtal einbringen würden: "Sie könnten die Kristallisationspunkte werden, um so das Vorhaben zügig in die Gänge zu bringen."

Das gelte auch für den Fall, dass die Gemeinde Neuweiler auf ihrer Suche nach einem Landarztnachfolger ihrer beiden Allgemeinpraxen Erfolg haben sollte. Jerges dazu: "Noch ist alles offen, auch ein Standort oder Standorte nicht festgelegt. Ein neuer Hausarzt für Neuweiler muss kein Einzelkämpfer sein."

Seine Überzeugung ist: "Zukunftssicher ist nur eine Gesamtlösung für das Teinachtal, weil nur dadurch attraktive Strukturen umgesetzt werden können. Einzellösungen sind nach heutigen Erkenntnissen wohl zum Scheitern verurteilt."

Vor dem Hintergrund, dass Medizinstudienplätze aktuell zu etwa 70 Prozent von Frauen belegt sind, die eher zu zeitgemäßen Arbeitszeitmodellen neigen und selten die Übernahme wirtschaftlicher Verantwortung suchen, hat der medizinische Einzelkämpfer auf dem Lande kein großes Entwicklungspotenzial.