In den vergangenen Tagen wurde der dreischalige Brunnen, der vor der einstigen Hirsch-Apotheke stand, in die Otto-Neidhart-Allee versetzt. Foto: Stadtverwaltung Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Aufwertung für Vermächtnis aus Hirsau

Von Steffi Stocker

In den vergangenen Tagen erregte der Umzug eines Brunnens in Bad Teinach Aufmerksamkeit. Die dreischalige Anlage wurde aus dem Bereich vor der einstigen Hirsch-Apotheke an ihren neuen Standort in der Otto-Neidhart-Allee versetzt.

Bad Teinach-Zavelstein. "Der neue Standort ist von uns aus als sehr geeignet anzusehen, er gibt dem Brunnen eine Aufwertung und der Allee ein gelungenes Ambiente", berichtete Bauamtsleiter Karl Lechler von seinem und Bürgermeister Markus Wendels Zuspruch. Die Idee an sich stammt von Wolfgang Scheidtweiler, dem Besitzer und Investor des Thermenkomplexes. Im Zusammenhang mit dem Umbau und der Neugestaltung des Gebäudekomplexes (wir berichteten) regte er die Verlegung an und trug nach Angaben der Verwaltung auch die Kosten dafür.

"Ohne große Mühe ist der Umzug durch einen sechsachsigen Schwerlastkran über die Bühne, also über die Büsche der Anlage zwischen Apotheke und Allee hinweg gegangen", erklärte Lechler. Im Vorfeld mussten Wasserzu- und Wasserableitung zum vorhanden Speicher im Untergeschoss der Therme gelegt werden. Sind in Kürze die restlichen Anschluss- und Pflasterarbeiten erledigt, bilden künftig zwei Brunnen, nämlich auch der vor dem Hotel, eine symmetrische Achse für die Allee.

Schon einmal umgezogen

Schon einmal ist der Brunnen umgezogen. Das liegt allerdings mehr als 300 Jahre zurück. Weit beschwerlicher und über eine größere Strecke wurde der ehemalige Klosterbrunnen 1713 aus Hirsau nach Bad Teinach gebracht, wie ein Dokument belegt. Je nach Auslegung wird sogar von Diebstahl gesprochen. "Von den drei Schalen des gotischen Brunnens wurden nur die beiden unteren auf Anweisung von Eberhard Ludwig aus der Klosterruine Hirsau nach Teinach versetzt", berichtete auf Anfrage Hans Schabert, Vorsitzender des Kreisgeschichtsvereins (KGV), von verschiedenen Quellen für den historischen Vorgang. Dieser ist die Folge des Pfälzischen Erbfolgekriegs, bei dem Anfang September 1692 Schloss und Kloster in Hirsau durch französische Truppen niedergebrannt wurden.

"Der prachtliebende Herzog Eberhard Ludwig, der von 1693 bis 1733 regierte, entschloss sich zu einem Ausbau Teinachs", erläutert Klaus Pichler in seinem Beitrag für das Bäderbuch des KGV. Deshalb wurde die Brunnenkapelle im Kreuzgang des Hirsauer Klosters abgebrochen und die Brunnenschalen versetzt. Schon früher wurde immer Teinacher Sauerbrunnen-Wasser für Trink- und Badekuren der Herzöge nach Hirsau gekarrt.

Im heutigen Brunnen ist allerdings nur noch die größere der beiden zwölfeckigen Schalen integriert. "Wir haben die obere Schale erneuert und die historische Schale steht nun im Eingangsbereich des Rathauses", verweist Lechler auf die Veränderung vor 36 Jahren. Dennoch besticht das Vermächtnis aus Hirsau in rotem Sandstein. Während die untere Schale mit einem Durchmesser von 2,70 Metern einen mit Rundstabprofilen verzierten Rand hat, fällt die kleinere Schale mit 1,80 Metern Durchmesser durch zwölf kleine Masken auf, die im Betrieb Wasser speien.