Dieter Huthmacher (rechts) und Roland Maier in Aktion. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ersten gemeinsamen Auftritt bravourös gemeistert / Bälle gekonnt zugespielt / Frech, ironisch und geistreich

Von Jeanette Tröger

Bad Teinach-Zavelstein. Sie haben aus der Not eine Tugend gemacht, der Pforzheimer Kabarettist und Liedermacher Dieter Huthmacher und Roland Maier, sein Gast und Kollege aus Kesselbronn. Geplant war ihr gemeinsamer Auftritt in der Kulisse der Burgruine Zavelstein. Aber da spielte der Wettergott nicht mit und so durften die Besucher hinabsteigen in den Burgkeller und im intim-archaischen Rahmen des Sandsteingewölbes den Künstlern ganz nah sein.

Beide brauchen weder Requisiten noch Mikro und Verstärker. Huthmacher, ganz in Schwarz und mit Gitarre sowie Maier alias Karl-Heinz in Hosenträger-gesicherter Cordhose und hellem Hemd sind präsent nur mit Stimme und Klang, mit Mimik und Gestik, aber wie!

"Macken Machen Lachen" heißt Huthmachers aktuelles Mundart-Programm und in seinen Liedern streift er alle Facetten menschlichen Daseins und des schwäbischen im Speziellen. Allerhand Typen und Originale beschreibt er in seinen Liedern.

Die spartanisch lebende Meta, die allen Sand in die Augen streute als reichste Frau im Dorf. Den ungeschickten Bächle, der vom Dächle ins Bächle stürzt oder den ihn prägenden Opa mit dem Glasauge, dem er ein musikalisches Denkmal setzt. Wortwitzig hält er dem Publikum manchen Spiegel vor, so hintersinnig, dass man aus dem Lachen nicht raus kommt und am Ende doch erkennt: Oh, des könnt‘ ja au i sei.

Ihren ersten gemeinsamen Auftritt meisterten die beiden Parade-Kabarettisten bravourös. Keiner kannte die Texte des Anderen vorab. Dennoch haben sie sich wunderbar ergänzt, sich gekonnt die Bälle zugespielt, immer mal wieder die Pointe des Gegenübers aufgegriffen und mit eigenen Einsichten und Ansichten verstärkt. "Wenn die Scheinwerfer so tief stehet, sieht mr gar net, dass so wenig Leit do send." Maier’s Karl-Heinz stellt’s fest und gibt trotzdem sein Bestes.

Als militanter Frauen-Nichtversteher hat er seine liebe Not im Zusammenleben mit seiner Ilse. Beim Kleiderkauf verlangt sie von ihm eine Entscheidung, die sie dann ignorieren kann; oder sie nervt als schlechte Beifahrerin, wenn er sich über die Östrogentransporte, sprich Frauen am Steuer auf der mittleren Autobahnspur, aufregen muss. "Wenn die Natur gwellt hät, dass mir jeden Tag versuche sollet, uns fortzupflanze, dät mei Ilse ausseha wia d‘ Helene Fischer" erklärt Karl-Heinz das eingeschlafene eheliche Liebesleben.

Leben kommt ins Ehebett hauptsächlich durch sein Schnarchen, das Ilse schließlich mit einem Kissen erstickt. Erschrocken weckt sie ihn dann, weil "I hab Angscht, wenn du im Schlaf so ruhig bisch."

Die Zeit verging wie im Flug, auch wenn Huthmacher und seine Fans im Publikum sangen "Lass‘ dr Zeit, setz‘ de na, iss die Supp‘ vom Fisch…" Schon ging es daran, die Abfolge der letzten Lieder und der Zugabe zu planen, weil Karl-Heinz es gerne geordnet hat. "Du singsch no a Lied, dann mach i zwei Minuten, dann vier Minuten… und dann verneige mir uns", gab er die Marschrichtung zum Endspurt vor. Begeistert klatschte das Publikum den Rhythmus zu Huthmachers Zungenbrecher "Wenn i wellt, wie i könnt, dät i net, wie i muss." – und nicht ganz sicher ist, ob jeder am Ende die Frage „Woisch jetzt was i moin?" auch mit Ja beantworten konnte.

Zwei kurzweilige vergnügliche Stunden boten die Beiden ihrem Publikum, das nicht mit Beifall geizte. Mal poetisch-romantisch ohne kitschig zu sein. Mal frech und ironisch, immer geistreich und nie ausfallend oder unters Gürtellinien-Niveau sinkend. "Heute ist ein neues Kabarettisten-Duo geboren", wie "Agent Ursula", die gemeinsame Agentin, erfreut konstatierte.