Landrat Helmut Riegger, Minister Winfried Hermann, die lokalen Grünen-Politiker Johannes Schwarz, Philipp Jourdan und Erika Kanzleiter-Schilling sowie Jürgen Hehr und Michael Stierle vom Landratsamt (von links) beim Treffen an der Station Teinach. Foto: Fritsch

Verkehrspolitisches Gespräch mit Minister Winfried Hermann. Kein Freund des einheitlichen Schulbeginns.

Nordschwarzwald - Die Hermann-Hesse-Bahn ist für den Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, Winfried Hermann, nach wie vor ein "Superprojekt". Das man hinkriegen muss.

Deswegen spielte dieses Thema beim verkehrspolitischen Gespräch, zu dem der Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen im Kreis für die Landtagswahl, Johannes Schwarz, den Minister nach Station Teinach eingeladen hatte, nur ganz am Schluss eine Rolle. Wobei Hermann aber unmissverständlich klarstellte, dass an diesem Projekt auch im Nachbarkreis Böblingen nicht länger gerüttelt werden sollte: "Dort haben Gemeinden von der Toleranz anderer während der Ausbaumaßnahmen für die S-Bahn profitiert. Jetzt sollten sie es hinnehmen, dass anderswo profitiert wird."

Riegger will auch noch Kritiker überzeugen

"Wir haben im Kreis Calw hinsichtlich dieses Projektes nur positive Reaktionen, aus dem Nachbarkreis nicht immer. Aber auch die Kritiker dort werden wir noch überzeugen", unterstrich Landrat Helmut Riegger. Eine S-Bahn-Verlängerung von Herrenberg nach Nagold, die sowohl Johannes Schwarz als auch Riegger angesprochen hatten, erteilte Hermann eher eine Absage: "Aus derzeitiger Sicht sollten wir erst einmal die Hermann-Hesse-Bahn fertigbekommen. Und eine Strecke zu reaktivieren ist viel einfacher, als eine neue zu bauen."

Winfried Hermann ist übrigens kein Freund des einheitlichen Schulbeginns in Baden-Württemberg. Womit der Bogen zum zweiten Schwerpunkt des Gesprächs geschlagen wäre: zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Eine solche Regelung schaffe nämlich Spitzen, die nicht abgebaut werden könnten, so der Minister. Allgemein sprach er sich für individuelle Lösungen im ÖPNV aus. Nur mit solchen könnte die Mobilitätsgarantie, die das Land gegeben habe, gewährleistet werden. Und nur so könnte man der Landflucht der Bevölkerung begegnen.

Dass Kandidat Schwarz die Station Teinach als Ort für das Treffen mit dem Minister ausgesucht hatte, war alles andere als Zufall. Hier fährt seit weit mehr als 100 Jahren ein Zug vorbei. Hier sind zuletzt Straßen mithilfe des Landes saniert worden. Hier soll eine weitere Ost-West-Achse für den Straßenverkehr im Kreis Richtung Simmersfelder Gewerbegebiet ihren Anfang nehmen.

Natürlich gibt es bei der Straßenverkehrsinfrastruktur noch einiges zu verbessern. Der Kreis hat, wie Johannes Schwarz erläuterte, deswegen zum allerersten Mal einen Straßenentwicklungsplan erstellt. In dem auch eine Ortsumfahrung von Neubulach aufgeführt ist. Allerdings befindet sich diese Planung in einer sehr frühen Phase.

Dass – auch mit Unterstützung des Landes – zuletzt einiges geschehen ist, um marode Straßen zu sanieren, das stellte Landrat Riegger nicht in Abrede: "Zuvor hat es immer Beschwerden über zu viele Schlaglöcher gegeben, dann waren es Beschwerden über zu viele Umleitungen."

Was der Minister in diesem Zusammenhang auflistete, ist ein Beleg dafür, dass der Kreis in Sachen Straßensanierung nicht zu kurz gekommen ist. 2011 wurden vom Land acht Millionen Euro zugeschossen, 2012 waren es sieben Millionen Euro, ein Jahr später sogar 17 Millionen Euro und 2014 nochmals 14 Millionen Euro. "Dieser Minister hat in den vergangenen fünf Jahren einiges anders gemacht. Und vielleicht auch nicht so, wie man das von ihm erwartet hat", hatte zuvor Landtagskandidat Schwarz gemeint.

Abstufung der B 28 verteidigt

Die B 28 gehörte zu den weiteren Themen, die angeschnitten wurden. Dass sie zu Gunsten des Neubaus dieser Straße gegen den Willen des Kreises abgestuft werden soll, verteidigte Hermann: "Weil das so üblich ist."

Beim Calwer Tunnel hängt nach seinen Worten vieles davon ab, wie sich der Bund bei der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans verhält. Beim Land habe diese Maßnahme nach wie oberste Priorität.

Insgesamt sprach sich der Minister dafür aus, bei Straßenbauten nicht aus den Augen zu verlieren, dass man diese auch finanzieren können muss. Dass es hier eines langen Atems bedarf, darauf wies Neuweilers Bürgermeister Martin Buchwald mit Blick auf die L 347 hin. Seit 40 Jahren werde gefordert, diese auszubauen. Vor fünf Jahren sei ein neuer Belag aufgebracht worden. Mit dem Versprechen, dass der Ausbau geplant werden soll. Und jetzt warte man immer noch...