Eine außergewöhnliche Weinprobe wurde beim Raritäten-Abend in der "Krone" kredenzt (von links): Arnold Nölly, Franz und Roland Berlin sowie Götz Drewitz. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Weißer Rebensaft aus Region Vouvray wird ohne Schaden bis zu 69 Jahre alt / Durchweg positives Echo zur Verköstigung

Von Steffi Stocker

Bad Teinach-Zavelstein. Eine außergewöhnliche Weinprobe erlebten die Gäste der Krone in Zavelstein. Raritäten der Chenin-Blancs-Traube ließ Sommelier Roland Berlin kredenzen. Die Weißweine aus der Region Vouvray an der Loire überraschten die erwartungsvollen Gaumen.

"Diese Rebsorte hat eine ungeahnte Komplexität, und wir werden trinkbare, alte Weißweine erleben", so Roland Berlin. Bevor der erlesene Wein jedoch die Geschmacksknospen traf, machte er auch durch seine Farbe und sein Bouquet neugierig. So schimmerten die unterschiedlichen Jahrgänge teils in der Farbe von Cognac. "Daran erkennt man die Verarbeitung von rosinenartigen Trauben", erläuterte Weinwirtschafter Götz Drewitz. Der Vertreter des Hauses Vinaturel, von dem Berlin biodynamische Weine bezieht, moderierte den kurzweiligen Raritäten-Abend.

"Es sind weltweit die letzten Flaschen, die heute verkostet werden", so Drewitz beispielsweise zum "Le Haut Lieu ›FU‹ Moelleux 1945" des Weingutes Domaine Huet in Frankreich. Beim Genuss des an diesem Abend ältesten Weißweines erinnerte er an die Bedingungen der Entstehung zum Ende des Krieges. "Ein absoluter Naturwein, den die Frauen damals erzeugten, hatten sie doch weder Sprit, noch Mittel, um die Trauben zu behandeln", führte der Fachmann den Gästen die Bedingungen und den damals geringen Ertrag der Ernte vor Augen.

In seltener Komposition rundete der Wein die dazu gereichte alte französische Edelschimmelkäsesorte ab. Für den Raritäten-Abend orientierte sich Küchenchef Franz Berlin an den Weinen. Er kreierte ein Menü mit Respekt vor den seltenen Rebensäften.

Während eingangs der außergewöhnlichen Weinprobe die jüngsten Jahrgänge im Weinkeller die Gäste auf die Chenin-Blancs-Traube einstellten, gestalteten sich die zum Menü servierten Generationen auch als eine Geschichtsreise. Mit Erinnerungen sowohl an den Mauerbau 1961 als auch deren Fall begleitete Drewitz die Vorstellung der verschiedenen Weine. Bouquet und Genuss umspannten dabei den Bogen von lieblich mit Feigenaroma über fruchtig bis zur trockenen Variante der über Jahrzehnte gelagerten Raritäten.

"Das Haus Krone mit der jungen Generation der Berlin-Familie hat uns mit seiner Qualität beeindruckt", so Drewitz zur Auswahl des Gourmet-Restaurants für die Verkostung der Weinraritäten, die sich Berlin mit fünf anerkannten Mitstreitern bundesweit sowie einem Kollegen in Frankreich teilt. "Das ist auch für unseren Jungsommelier Arnold Nölly, der als Jahrgangsbester die Ausbildung in Heidelberg abschloss, ein besonderer Genuss", so Roland Berlin zu dessen Talent. Positiv war auch das Echo der Gäste. "Niemand hatte erwartet, dass Weißweine eine so lange Zeit lagern können", freute sich der Gastgeber über eine gelungene Überraschung.