Der Ortsteil Hirschbach ist in Luftlinie weniger als einen Kilometer vom geplanten Windpark entfernt. Foto: Haas

Gemeinderat: Beschluss vorerst vertagt. Viele Zuhörer in Sitzung. Argumente prallen aufeinander.

Bad Rippoldsau-Schapbach - Das Interesse der meisten Zuhörer in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Bad Rippoldsau-Schapbach galt vor allem dem Windpark Gütschkopf.

Zu Beginn waren deutlich mehr Zuhörer als Gemeinderäte im Saal. Da deren Zahl nicht ausreichte, musste Bürgermeister Bernhard Waidele sogar warten, bis das Gremium beschlussfähig war.

Der Gemeinderat sollte eine Stellungnahme zum Windpark Gütschkopf in Oberwolfach abgeben. Vor der öffentlichen Beratung hatte sich Waidele mit den sieben anwesenden Räten zu einer kurzen nichtöffentlichen Sitzung zurückgezogen. Dabei war offensichtlich der später gefasste Beschluss, das Thema zu vertagen, vorberaten worden. Aber es ging wohl auch darum, inwieweit die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) "Radlos – Windvernunft an Wolf und Kinzig" sowie die durch die Anlagen betroffenen Anlieger vom Hirschbach zu Wort kommen sollten.

Zur Beratung war Andreas Markowsky von "Ökostrom Freiburg" eingeladen worden, der mit der Vorplanung des Projekts der Badenova befasst ist. Er ging auf den Abstand der Windräder zu den Häusern der Anwohner, den Schattenwurf und den Infraschall ein. Bereits als er auf die Abstände zu sprechen kam, bezichtigten ihn Zuhörer der Lüge. Einer rief: "Es geht um unser Leben!"

Waidele bat, sachlich zu bleiben, was beide Seiten einhielten. Allerdings prallten die Meinungen hart aufeinander. BI-Vorsitzender Theo Feger sagte, ihm sei von den Anwohnern der neuen Windkraftanlagen beim Kambacher Eck versichert worden, dass sie nicht unterschrieben hätten, wenn sie die Immissionen richtig eingeschätzt hätten.

Markowski blieb dabei, dass die Anlagen überwiegend positive Resonanz gefunden hätten, und riet: "Begebt euch zu Leuten, die schon lange neben Windmühlen wohnen." Feger verwies hingegen auf 1670 Unterschriften von Projektgegnern, was Markowski unbeeindruckt ließ.

Helmut Müller von dem ursprünglich als Abwassergemeinschaft formierten Zusammenschluss der Schwarzenbrücher Bürger aus Oberwolfach und Feger baten, den Windpark-Antrag mit Verweis auf das Bundesimmissionsschutzgesetz abzulehnen und die Angelegenheit über den Flächennutzungsplan mit Bürgerbeteiligung zu regeln.

Zum bisherigen Ablauf zog Müller das schon fast resignierte Fazit: "Wir haben jeden Glauben an alles verloren." Trotzdem werde man sich nochmals an einem weiteren Gespräch beteiligen.

Martin und Anita Jehle sowie Kurt Armbruster aus dem Hirschbach verwiesen auf die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die Windräder auf dem Kupferberg, auf die sie die Anwohner dort aufmerksam gemacht hätten.

Man wolle nochmals Zeit bekommen, sagte Gemeinderat Ramon Kara. Er betonte, dass er der ganzen Sache nicht mehr traue. Gemeinderat Markus Hermann verwies auf den Beschluss, auf eigener Gemarkung keine Windräder mehr zu genehmigen: "Was wir uns selber nicht zumuten, das wollen wir den Nachbarn auch nicht aufbürden."

Trotzdem votierte er nicht für die Ablehnung sondern die Vertagung, die Waidele beantragt hatte und die mit der Gegenstimme von Gemeinderat Ulrich Krauth beschlossen wurde.