An der künftigen Schapbacher Kirchenorgel fehlen noch die Prospektpfeifen, die erst noch in einer 75-prozentigen Zinnlegierung angefertigt werden müssen. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfarrkirche St. Cyriak hat bald wieder eine Orgel / Instrument in Gehäuse aus dem Odenwald eingebaut

Von Erich Bächle Bad Rippoldsau-Schapbach. Die orgellose Zeit in der Schapbacher Pfarrkirche St. Cyriak ist bald Vergangenheit. Seit dieser Woche sind Mitarbeiter der Orgelmanufactur Vleugels aus Hardheim dabei, auf der Empore wieder eine Orgel aufzubauen.Bis es allerdings soweit war, kostete es den Verantwortlichen der Pfarrgemeinde manches Kopfzerbrechen und manche Stunde Nachtschlaf. Noch ist die "Königin der Instrumente", wie schon Wolfgang Amadeus Mozart die Orgel bezeichnete, stumm. Sie wird erst bei der Orgelweihe erstmals  offiziell erklingen, die wohl in der zweiten Oktoberhälfte stattfindet.

Als Ende September 2008 mit einem Pontifikalamt mit Weihbischof Bernd Uhl der Abschluss der Innenrenovation der Schapbacher Pfarrkirche St. Cyriak gefeiert wurde, empfanden viele Gläubige gleich: Die Renovierung der Kirche kann erst dann als endgültig abgeschlossen angesehen werden, wenn die Kirche auch wieder über eine ihr entsprechende Orgel verfüge. Die meisten neigten allerdings zu der Annahme, dass angesichts der finanziellen Belastungen aus der Innenrenovierung in absehbarer Zeit an eine neue Orgel nicht zu denken sei. Selbst Optimisten rechneten damit, dass die stark verwurmten Holzpfeifen der mehr als 100 Jahre alten Orgel noch einmal zehn bis 15 Jahren ihren Dienst werden tun müssen. Für jeden Organisten ein Gräuel, weil immer wieder einzelne Teile ausfielen. Die Überlinger Orgelbaufirma Schwarz hatte 1904 das Instrument an Stelle einer 1791 von dem Schmieheimer Orgelbauer Mathias Martin in das ebenfalls von Letzterem gebaute historische Gehäuse mit barockem Prospekt eingebaut.

Nachdem dann noch Ende 2010 der Hausschwamm in der Kirche entdeckt wurde und kostenträchtige Sanierungsmaßnahmen erforderlich machte, schien erst recht das Thema "Orgel für St. Cyriak" in weite Ferne gerückt. Doch es kam anders. Die Schapbacher ließen die Verantwortlichen ihrer Pfarrgemeinde um Pfarrer Frank Maier und die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Elisabeth Neef nicht im Stich. Ein staunenswerter Einsatz bei ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen bei der Hausschwammsanierung, Holzeinschlägen und Geldspenden drückte die Kosten in einen verkraftbaren Bereich. Angesichts des außergewöhnlichen Einsatzes vor Ort steuerte das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg etwas mehr als gewöhnlich bei. Nun kam auch das Thema Orgel wieder aufs Tapet, zumal sich der Zustand der Schwarz-Orgel mittlerweile nicht gerade verbessert hatte. Nachdem die Kosten für eine neue Orgel zu hoch schienen, machte man sich auf die Suche nach einer gebrauchten und wurde in der evangelischen Kirchengemeinde Kelzenberg bei Jüchen im Raum Mönchen- Gladbach fündig. Die Kelzenberger Orgel war 1988 von der Wilhelmshavener Orgelbaufirma Alfred Führer gefertigt und in ein vorhandenes Gehäuse mit historischem Barockprospekt eingefügt worden. Sie verfügt über 17 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, insgesamt mehr als 1000 Pfeifen. Der Spieltisch mit mechanischer Traktur ist im Untergehäuse der Orgel eingefügt. Anlässlich eines Besuchs in Kelzenberg und eines Probespiels von Organist Martin Schoch war man sich bald einig, dass dies die künftige Orgel für die Schapbacher Kirche werden soll. Über den Preis wurde man sich ebenfalls einig. Die Sache drohte dann allerdings nochmals an Einwänden der lokalen Denkmalschutzbehörde zu scheitern, die verlangte, dass das Orgelwerk zwar nach Schapbach verkauft werden dürfe, das Gehäuse jedoch in Kelzenberg verbleiben müsse.

Nun hatte man in Schapbach für St. Cyriak zwar ein Orgelwerk, aber kein passendes Gehäuse. Mittlerweile war nämlich für die Schapbacher Schwarz-Orgel in der evangelischen Kirchengemeinde Luckow in der Uckermark eine Abnehmerin gefunden worden, die sich freute, sich zum Schnäppchenpreis den lang gehegten Wunsch nach einer Orgel für ihre kleine Kirche erfüllen zu können. Die Leute aus Luckow ließen sich von dem schlechten Zustand der Schapbacher Orgel nicht schrecken und sind zuversichtlich, diese wieder in Gang bringen zu können.

Auch die Schapbacher wurden wieder fündig. Die Orgelmanufaktur Vleugels in Hardheim im fränkischen Odenwald verfügt über ein umfangreiches Lager an historischen Orgelteilen, darunter auch ein Gehäuse in neoklassizistischem Stil, das ursprünglich 1923/1924 von der Orgelbauanstalt Wilhelm Bader, der Vorgängerfirma der Vleugelschen Orgelmanufaktur, für die neu gebaute Filialkirche St. Valentin in Hornbach, einem Teilort von Walldürn, erstellt worden war. Dieses Gehäuse, das zeigte sich bald, passt ideal auf die Empore von St. Cyriak in Schapbach. In den vergangenen Wochen wurde in Kelzenberg die Orgel ausgebaut und in der Orgelwerkstatt Vleugels in das badersche Gehäuse eingepasst. Nachdem diese Arbeiten zügig von statten gingen, kann die Anlieferung nach Schapbach und der Aufbau in der Kirche in dieser Woche beginnen.

Ergänzende Arbeiten durch den Kirchenmaler am Gehäuse sowie die zeitaufwendige Intonation und das Stimmen des Instruments werden voraussichtlich den Monat September in Anspruch nehmen. Für die Gesamtfertigstellung ist die erste Oktoberhälfte anvisiert.