Vorsichtig erkundet der Bärenwelpe Agonis seine Umgebung. Foto: Stiftung

Agonis kommt aus Albanien. Derzeit zehn Braunbären und zwei Grauwölfe in Freianlagen im Schwarzwald.

Bad Rippoldsau-Schapbach - Das dritte Bärchen ist im Alternativen Wolf- und Bärenpark angekommen. Auch einen Namen hat der Kleine schon: Agonis heißt der Welpe aus Albanien. Im Sommer waren bereits Arthos und Arian angekommen.

Mit einer gehörigen Portion Vorsicht erkundete der kleine Bärenwelpe Agonis jeden Winkel der Quarantänestation. In Albanien fiel er Wilderern zum Opfer, wurde seiner Mutter entrissen und musste angekettet als Touristenattraktion herhalten. Obwohl er noch nicht einmal ein Jahr alt ist, weist er bereits schwere Verhaltensstörungen auf, teilt die Stiftung für Bären mit. Sein Schicksal wurde durch Menschenhand auf eine schwere Probe gestellt.

Im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald soll sich das Blatt wenden. In der naturnahen Freianlage soll er sich verhaltensgerecht entwickeln. Nach langer und intensiver Vorbereitungsphase entsandte die Stiftung für Bären Rüdiger Schmiedel und Bernd Nonnenmacher nach Tirana, der Hauptstadt Albaniens, um die Überführung des kleinen Agonis nach Deutschland sicher zu stellen.

Bereits im September führten die beiden eine erfolgreiche Rettungsaktion aus dem Balkanstaat durch. Als damals die zwei Waisen Arthos und Arian von den albanischen Behörden beschlagnahmt wurden, entstand im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald die erste Notstation für mutterlose Bärenwelpen – denn ein Projekt dieser Art gab es bis dahin nicht (wir berichteten). Nun befinden sich insgesamt drei kleine Braunbären in der Obhut der Tierschützer in Bad Rippoldsau-Schapbach. Sie haben sich ein große Aufgabe gestellt: eine naturnahe, tiergerechte Aufzucht.

"Die schwierigste Arbeit beginnt jetzt", sagte Sabrina Schröder, Biologin und stellvertretende Parkleiterin Schwarzwald, "eine gesunde Distanz zu den Kleinen zu wahren, ist die größte Herausforderung für das gesamte Team."

Mit naturnaher Fütterung, möglichst ohne großen Bezug zum Menschen, soll das Konzept verhaltensgerechtes Leben auch auf heranwachsende Tiere angewendet werden. Eine Auswilderungsstation wie in Kamtschatka gibt es in Europa derzeit noch nicht. "Für uns ist es wichtig", so die Stiftungsvorsitzende Beate Zandt, "dass diese Welpen wesentlich zur Aufklärung und Bildung von deutschen Touristen beitragen, damit sich in Albanien kein weiterer Missbrauch dieser Wildtiere fortsetzt."

Zur Zeit befinden sich zehn Braunbären und zwei Grauwölfe in den zehn Hektar großen, naturbelassenen Freianlagen im Schwarzwald. Alle Tiere wurden aus Tierschutzgründen im Park aufgenommen.