Bis auf den letzten Platz besetzt war gestern das Kurhaus in Bad Rippoldsau. Dort stellten sich die Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Bad Rippoldsau-Schapbach den Fragen der Wähler. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Waidele in Sachen Kurklinik optimistisch / Krauth will Eingemeindung prüfen / Danger setzt auf mehr Tourismus

Von Sylvia Wiegert

Bad Rippoldsau-Schapbach. Wer lenkt künftig die Geschicke in Bad Rippoldsau-Schapbach? Gestern Abend stellten sich die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 15. März erstmals offiziell den Wählern im voll besetzten Kurhaus in Bad Rippoldsau vor.

Da waren es nur noch Drei: Von den fünf Bewerbern, die auf dem Wahlzettel für den Chefsessel im Rathaus stehen, traten gestern nur Amtsinhaber Bernhard Waidele, Ulrich Krauth und Eckhard Danger an. "Nein"-Sager Heiko Gold aus Böblingen an der Rems und Rüdiger Widmann aus Waiblingen hatten den Weg in die Wolftalgemeinde erst gar nicht angetreten.

Damit wurde der Showdown der Bewerber zum Heimspiel: Alle drei Kandidaten sind seit Jahren in der Wolftalgemeinde verwurzelt. Allen voran Bürgermeister Bernhard Waidele, der die Kandidatenvorstellung eröffnete.

Und der amtierende Rats-chef nutzte die Veranstaltung gestern, um Optimismus zu verbreiten: Die stillgelegte Kurklinik in Bad Rippoldsau werde noch im ersten Halbjahr 2015 von einem Investor erworben, kündigte er den Besuchern an.

Mit diesem Rückenwind präsentierte sich Waidele gestern "als zielstrebiger, erfolgsorientierter Bürgermeister, der Halbzeit hat". Er wolle das Gemeindeschiff weitere acht Jahre steuern, auch wenn er "knallharte Jahre mit aufgezwungenen Investitionen in mehrfacher Millionenhöhe" hinter sich habe.

Die Gemeinde habe "eine noch nicht dagewesene Talsohle durchlaufen", doch der Rathauschef ist optimistisch: Die Schuldenreduzierung sei erfolgreich und werde weitergeführt, und viele Investitionen seien dennoch erfolgt. Eine Liebesheirat mit Freudenstadt wird es mit ihm nicht geben, das machte Waidele gestern deutlich: "Unsere Selbstständigkeit ist keine Fata Morgana, sondern Wirklichkeit", appellierte er an die Wähler, gewachsene Strukturen nicht bei "kleineren Windböen" aufzugeben.

Und mit Blick auf die Haushaltslage Freudenstadts ist Waidele ohnehin skeptisch: "Zwei Kranke geben noch keinen Gesunden", warnte er davor, dass die Einnahmen der Gemeinde künftig Freudenstadt zufließen könnten. Eine Eingemeindung, so Waidele, wäre "das Eingeständnis, mit seinen Problemen nicht selbst fertig zu werden".

Ulrich Krauth nutzte gestern die Gelegenheit, um ein Vorurteil auszuräumen: Wer Krauth wählt, wählt die Eingemeindung nach Freudenstadt. "Das ist Unsinn, das ist falsch", versicherte er dem Publikum im Kurhaus. Richtig sei vielmehr, dass er die Chancen erarbeiten will, die die Wolftalgemeinde hätte, wenn sie nicht als "kleine, strukturschwache und hoch verschuldete" Gemeinde unterwegs wäre, sondern als "selbstbewusster und attraktiver" Stadtteil Freudenstadts.

"Heute hängen wir am Gängelband der Kommunalaufsicht, das sind emotionslose Beamte, die Bürger nur am Rande ihrer Betrachtung wahrnehmen", warnte Krauth. In dieser Lange sei es geradezu fahrlässig, die Chancen einer Eingemeindung nicht zu prüfen.

Einen strukturierten Zeitplan für diese Prüfung stellte er gestern ebenfalls vor: 2015 soll Bilanz gezogen und der "Status Quo" der Gemeinde erarbeitet werden. 2016 soll auf Grundlage dieser Bilanz eine Grundsatzentscheidung des Gemeinderats von Bad Rippoldsau-Schapbach über Verhandlungen mit der Stadt Freudenstadt erfolgen. Dann, so Krauth, müsse es "ans Eingemachte" gehen, beispielsweise bei der Frage künftiger Vereinsförderungen und Investitionen in der Gemeinde. "Erst wenn die Fakten klar und alle Verzahnungen deutlich sind, stehe ich in zirka drei Jahren vor Ihnen und präsentiere ein Ergebnis", versprach er den Wählern.

Entscheidung über eine Eingemeindung sollen die Bürger treffen

Die sollen auch das letzte Wort in Sachen Eingemeindung haben: "Diese Entscheidung treffen ausschließlich die Bürger", so Krauth und appellierte an die Zuhörer: "Lassen sie uns nicht in Ungewissheit untergehen!" Die Stunde der Entscheidung schlage nicht am Wahlsonntag, so Krauth: "Am 15. März wählen Sie einen Bürgermeister, aber ganz sicher noch lange nicht die Eingemeindung."

In Sachen Eingemeindung war Kandidat Eckhard Danger gestern ganz auf Waideles Seite. Aber das war auch die einzige Gemeinsamkeit. Am Amtsinhaber ließ er gestern kein gutes Haar: "Noch acht Jahre ›weiter so‹ und ihm dafür auch noch Pension bezahlen", halte er nicht für die richtige Wahl. "Als ich 1980 hierher kam, blühte der Ort. Wenn ich ihn heute dahin siechen sehe, blutet mir das Herz", so Danger und präsentierte sein Rezept zur Wiederbelebung: Schulden durch Verhandlungen mindern, die Kur-Klinik wieder eröffnen und weitere touristische Attraktionen schaffen. In Sachen Schuldenabbau stützte er sich darauf, dass die Bundesregierung angekündigt habe, zur Entlastung überschuldeter Gemeinden beizutragen: "Da ist noch nicht alles versucht worden."

Bei der Wiederbelebung der Kurklinik setzt der Schapbacher auf die Schweiz: "Ich werde versuchen, die Klinik in Absprache mit den israelischen Besitzern einer oder mehreren Schweizer Krankenkassen oder einer Klinikgruppe anzubieten", versprach er den Zuhörern.

Zürich sei nah und eine Behandlung dort koste rund das Dreifache, spekulierte Danger auf schweizer Interessenten als seriöse Betreiber: "Mit Heuschrecken, wie wir sie schon hatten, ist das nicht gewährleistet."

Beim Tourismus setzt er neben dem "Tal der Tiere" mit dem Bau von Deutschlands längstem Spielplatz entlang der Wolfpromenade auf ein "Tal der Spiele", das Familien anlocken soll.

Außerdem will er eine Ferienhaussiedlung mit Blockhäusern realisieren. Dazu soll die Gemeinde Platz und Baumaterialien zur Verfügung stellen. Gebaut werden sollen die Häuser größtenteils durch die Gäste selbst, die dadurch Nutzungsrechte erwerben. Ein Projekt, das laut Danger langfristig angelegt ist.