Zwei männliche Bärenwelpen wurden aus den Händen von Tierquälern in Albanien gerettet und kommen in wenigen Wochen in den Alternativen Wolf- und Bärenpark nach Schapbach. Foto: Privat

Rettungsaktion in Albanien: Tiere für Wildnis nicht mehr "brauchbar". Auch Luchse sollen einziehen.

Bad Rippoldsau-Schapbach - Der Alternative Wolf- und Bärenpark Schwarzwald wird schon in wenigen Wochen zwei Bärenwelpen aufnehmen, die unter tierunwürdigen Bedingungen in Albanien lebten. Sie wurden den Touristen am Strand an Ketten vorgeführt, um deren Mitleid finanziell auszunutzen.

Es handelt sich dabei um zwei männliche Bärenwelpen, die angekettet in kleinen Käfigen gehalten und nun von der Polizei in Saranda in Albanien beschlagnahmt wurden. Ihre Mutter wurde allem Anschein nach getötet, um ihr die Jungen wegnehmen zu können. Das sei kein Einzelfall, weiß Rüdiger Schmiedel, Geschäftsführer der Stiftung für Bären. "60 bis 80 Bären leben in Albanien immer noch unter solchen Bedingungen", sagt er. Tierquälerei für den Tourismus komme häufig vor. Die Spenden der Urlauber, die angeblich den Tieren zugute kommen sollen, mache jene Tierquälerei zu einem lukrativen Geschäftsmodell. "Die Rettung der zwei ist daher lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein", ist sich Schmiedel bewusst. Direkt in Albanien müsse ein Umdenken stattfinden.

Schmiedel erklärt: "Derzeit sind die zwei Bärenwelpen im Zoo in Tirana, der Hauptstadt Albaniens, untergebracht." Nach Schapbach kommen sollen sie dann voraussichtlich im September. Bevor es so weit ist, müssen die Ehrenamtlichen vor Ort aber noch jede Menge leisten. "Es muss eine komplett neue Anlage für die zwei agilen Bären gebaut werden." Die Ausgestaltung des Geheges werde 10 000 Euro kosten, der Transport nach Deutschland noch einmal 10 000 Euro. Zudem brauche der Park dann eine Videoüberwachung mit "super IT-Betreuung", meint Schmiedel.

Es müsse geklärt werden, wer den Jungen die Flasche gibt. Die Pfleger selbst wollen, so gut es geht, die Distanz zu den Tieren wahren. Eine Hoffnung gibt es jedoch: "Als Ammenersatz wäre Jurka denkbar. Wir wissen noch nicht, ob sie das mitmacht."

Jurka, die auch in Schapbach untergebracht ist, ist die Mama von "Problembär" Bruno, der 2006 in Bayern erschossen wurde. Mamabär und Sohn wurden von Menschen angefüttert und verloren so ihre natürliche Scheu vor ihnen. Ist diese einmal verloren, lässt sie sich kaum wieder herstellen. "Auch die Welpen aus Albanien sind fehlgeprägt. So entsteht ein für die Wildnis nicht mehr brauchbares Tier", klärt Schmiedel auf. "Diese Tiere müssen dann 40 Jahre und länger leiden." So lange ist ihre Lebenserwartung nämlich. "Das Schönste für die Tiere wäre es, wenn wir den Park zulassen würden, aber wenn keine Besucher kommen, haben wir auch keine Einnahmen."

Und um zu verdeutlichen, dass das reines Wunschdenken ist, fährt Schmiedel fort: "Ein Bär kostet im Jahr rund 50 000 Euro." Derzeit leben acht Bären im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald. Ab September werden es zehn sein. Dann kosten die Bären rund eine halbe Million Euro im Jahr. Und in diese Summe sind die Kosten für die drei Wölfe und die Luchse, die auch demnächst in den Park ziehen werden, noch nicht mit eingerechnet. Derzeit seien Luchse aus Straßburg im Gespräch. "Wenn es diese Luchse nicht werden, dann werden es andere", sagt Schmiedel entschlossen.

Der Park, der rund 60 000 Besucher jährlich anlockt, solle nicht als Zoo oder Wildtierpark verstanden werden. Die Massentierhaltung habe Schmiedel schon in der DDR aufgeregt. "Artgerecht ist nur die Natur", so Rüdiger Schmiedel, der gelernter Zootechniker ist. Leider verhindere die Fehlprägung der Bären ein Leben in freier Wildbahn. Generell solle, wenn es nach Schmiedel geht, die Wildbärpopulation erhalten bleiben und auch in Deutschland wieder aufgebaut werden. "Dafür müsste ein komplettes Umdenken stattfinden", sagt er.

Am liebsten würde er den Albaniern begreiflich machen: "Ihr betreibt Raubbau an dem, was ihr Wertvolles habt und was wir in Deutschland nicht mehr haben." Sie sollen nicht denselben Fehler wie die Deutschen machen.