Vom Badeleben vor 400 Jahren hat Kunstmaler Trautwein aus Wolfach im Auftrag der Gemeinde dieses Bild gemalt. Zu sehen sind die damaligen Badgebäude. Bis auf das Haus "Fürstenbau" mussten die dem Neubau der Klurklinik weichen, die seit geraumer Zeit leer steht. Foto: Schmid

Aufstieg von Bad Rippoldsau beginnt mit der "Badfreiheit". Graf Albrecht lässt auch Straße verbessern.

Bad Rippoldsau-Schapbach - 435 Jahre ist es her, dass der fürstenbergische Graf Albrecht (1557 bis 1591) Bad Rippoldsau den "Schutz des Badfriedens" gesichert und mit dieser "Badfreiheit" dem Ort den Weg in die Zukunft gewiesen hat.

Aus der Rippoldsauer Badgeschichte (Bad Rippoldsauer Gemeindechronik von 1966) ist wenig bekannt. Der früheste verbürgte Hinweis auf einen bereits seit längerem florierenden Kurbetrieb im "Badhuß in Rypeltzow" führte immerhin zurück ins Jahr 1490. Das Badgut war damals im Besitz des Rippoldsauer Benediktinerpriorats "St. Nikolaus", beziehungsweise des Mutterklosters St. Georgen im Schwarzwald, wurde aber von den Mönchen nicht selbst bewirtschaftet. Großes Interesse fand es aber auch bei den Landesherren, den Grafen von Fürstenberg. Die großzügige Förderung des Bads und das offenkundige Wohlwollen war freilich gepaart mit handfesten, politischen Anliegen auf landesherrlichem Mitspracherecht und Einfluss im Klosterbad.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg gingen die Badgebäude vom Benediktiner-Orden in den Besitz des Hauses Fürstenberg über, das das zerstörte "Badhuß" wieder aufbaute. Überall in den damals schon bekannten Badeorten sahen sich im 16. Jahrhundert die Landesherren genötigt, den "besonderen Frieden" zu erklären und durch besondere Ordnungen zu sichern.

Für die "Fürstenberger" war das Bad im oberen Wolftal von großem Interesse. Graf Albrecht begünstigte wie kein anderer Rippoldsau und ebnete den Weg zum "Fürstenbad" erfolgreich und mit erstaunlichem Aufwand. Wenn er bei seinem vielfältigen Dienst für Kaiser und Reich Zeit fand, kam er auch ins Wolftal. So ließ er auch die Straße von Wolfach ins Klosterbad verbessern und sorgte für die Renovierung und Erweiterung der Unterkünfte im Rippoldsauer Bad.

Er war es, der die erste Analyse des Rippoldsauer Sauerbrunnens durch bedeutende Wissenschaftler im Jahr 1577 (Tabernaemontanus) erstellen ließ, nicht zuletzt wohl auch für seine Mutter, Gräfin Barbara von Montfort, und die vielen prominenten Rippoldsauer Kurgäste, welche die große Heilkraft von den Rippoldsauer Quellen erfuhren. Der Tatkraft des Grafen Albrecht und seiner finanziellen Unterstützung war es zu verdanken, dass ein rascher Wiederaufbau des Bads nach einer verheerenden Feuersbrunst im August 1592 möglich war.

Eine erste Grundordnung für das Klosterbad im Wolftal gab der Fürstenberger Graf Albrecht am 28. Mai 1579, durch seinen Wolfacher Amtmann Branz. Die Vorgänge, die hierzu führten, sind nur zu erahnen. Vermutlich waren sie – wie andernorts auch – unerfreulich und forderten die reglementierende Hand des Landesherren heraus. Sie schufen einen Status, "sich auch demselbigen gemeß zichtig, christlich und wie sich gespürt, zu halten und zu getrösten".

Bis zum Jahr 1630, in dem für das Bad die zweite große Ordnung herausgegeben wurde, war die nun 400 Jahre alte Grundordnung des Grafen Albrecht verbindlich. Die "Freiheit" im Badeort sollte ganz klar abgesichert werden, durch einen aktiven Schutz jedes einzelnen Badegastes und durch strengere Maßnahmen gegen Missbrauch politischer Rechte.

Die landesherrliche Förderung und der Schutz durch die Obrigkeit waren also das eine, Kontrolle und Überwachung das andere, was aus dieser "Badfreiheit" für Rippoldsau erwuchs. Die Mineralbäder hießen schon damals "natürliche Bäder", im Gegensatz zu den "künstlichen Bädern" in den städtischen Badestuben oder auch zu den vielerorts eingerichteten Schwitzbädern.

Fast genau so wichtig wie das Baden war das Trinken des Heilwassers. Die Badezeit begann gewöhnlich Ende Mai und dauerte bis Oktober, bisweilen auch bis November.