Versteigert das Inventar der Klinik: Auktionator Frank Ehlert. Foto: Bösel

Klinik- und Gastronomieinventar wird versteigert. 380 Gegenstände angeboten, auch im Internet.

Bad Rippoldsau-Schapbach - Alles muss raus! Unter diesem Motto wurde in der ehemaligen Kurklinik in Bad Rippoldsau eine Versteigerung von Klinik- und Gastronomieinventar ausgerichtet.

Die Leute gehen die beiden Rundgänge meist zügig ab. Den roten Rundgang für Gastronomie, Edelstahl und Lager, den grünen für Klinik, Reha, Massage und Patientenzimmerinventar. Entweder wissen sie genau, was sie suchen, oder sind nur da, um sich die Klinik und die Auktion "mal anzuschauen".

Katalog umfasst 380 Posten

Es ist kalt, nass und zugig in der ehemaligen Klinik. Alte Kabel hängen von der Decke und man sieht die freigelegte Lüftungsanlage. An die Wand gesprühte Pfeile weisen den Weg durch die Klinik für die potenziellen Bieter. Kaum sind ein paar Stufen durch das Treppenhaus, in Richtung der ehemaligen Küche genommen, wird es finster, nur wenige Lichter sind an. Die Atmosphäre ist gruselig und ungemütlich. Überall heißt es "Betreten auf eigene Gefahr". Das ganze Gebäude wirkt inzwischen wie die Kulisse für einen Psychothriller.

"Nachts habe ich mich schon auch mal gefragt, ob ich noch hier rausfinde", berichtet Frank Ehlert, der Auktionator aus Potsdam. Er war mehrmals alleine in der früheren Reha-Klinik und hat alle Dinge, die von Wert sind, katalogisiert.

"Da ich am Ende alles verkaufe, muss ich auch genaue Kenntnis über die Gegenstände haben." Als sachverständiger anerkannter Gutachter versteigert Ehlert auch Kunst, das sei seine Leidenschaft. Aber gewerbliche, industrielle Auktionen mache er auch gerne. "Ich habe Spaß an solchen Ereignissen".

Mikroskope, Bürostühle, Ultraschallgeräte, Nierenschalen, Waschmaschinen, Stehlampen, Rollstühle, Defibrillatoren, Tische, ein VW-Bus, Wasserkocher, Radios und Decken. All das und noch mehr hat der Auktionator in der ehemaligen Klinik in Bad Rippoldsau begutachtet und anschließend katalogisiert. Am Ende umfasst der Katalog rund 380 Positionen aus Gastronomie- und Klinikbetrieb, auf die Interessenten bieten können.

Besucher aus Nordrach zum Beispiel suchen für ihre Pension noch Küchenausstattung wie Schränke, Regale und einen Konvektomat. "Die haben zum Teil echt schöne Sachen."

"Ich suche vor allem nach Plastikliegen", berichtet ein Interessent aus Offenburg. Liegen und Gartenmöbel könne er als Betreiber des Freibads in Bad Peterstal, das "Florida vom Schwarzwald" wie er den Ort bezeichnet, immer brauchen.

"Das ist doch alles uralt. Auf solchen Liegen will kein Kunde eine Fußbehandlung bekommen, man will doch moderne Gerätschaften", ärgert sich ein Interessent, der mit seiner Frau nach Ausstattung für einen Fußpflege- und Kosmetiksalon gesucht hat. Sie wollen noch vor Beginn der Auktion wieder gehen.

Eine Besucherin, die privat nach Schnäppchen geschaut hat, überlegt ob sie ihre Chefin vom Pflegeheim Gengenbach anrufen soll. "Es gibt hier tolle Wäschewägen."

84 Bieter vor Ort, um an Auktion teilzunehmen

Doch nicht alle Besucher sind hier, um ernsthaft etwas zu ersteigern: "Ich bin einfach aus Neugier hier, ich will sehen was läuft und was es hier gibt", erklärt ein Besucher.

Insgesamt 84 registrierte Bieter sind am Ende in der ehemaligen Klinik, um auf Schnäppchenjagd zu gehen. Das ist laut den Veranstaltern ein guter Wert. Die Resonanz über das Internet sei ebenfalls groß und auf vieles sei im Vorfeld von den rund 120 Registrierten schon geboten worden.

Nach zwei Stunden zur Besichtigung beginnt die Auktion. "Für Auftraggeber ist so eine Veranstaltung vor Ort das Beste, denn die meisten Auktionshäuser arbeiten heute nur noch im Internet", sagt der Auktionator. Der erste Posten ist eine Schuhputzmaschine der Firma Hardo. Das Startgebot lag ursprünglich bei zehn Euro, durch Gebote über das Internet ist der Preis bei Auktionsbeginn aber schon bei 35 Euro.

Per Webcam wird die Versteigerung ins Internet übertragen. Dort kann ebenfalls live mitgeboten werden. Am Laptop sitzt ein Mitarbeiter von Ehlert und teilt ihm mit, wenn ein Gebot im Internet abgegeben wurde. Das erzeugt im besten Fall eine Wechselwirkung.

Eine Bieterin im Saal hebt ihre Nummer und bietet 40 Euro für die Schuhputzmaschine. "Das war das erste Gebot meines Lebens. Es ist eher ein Gag, ein Bekannter von mir ist ein großer Schuh-Fan". "Zum ersten, zum zweiten, zum dritten", ruft Ehlert, der Hammer fällt – das Gag-Geschenk ist der Bieterin jetzt sicher.

Für den Transport sei der Bieter verantwortlich, erklärt Frank Ehlert während der Auktion. Das ersteigerte Gut kann, muss aber nicht gleich mitgenommen werden, sondern kann auch nach Rücksprache abgeholt werden. Bezahlt wird in bar, wie es bei Auktionen üblich sei, sagt eine Mitarbeiterin bei der Anmeldung. Kurze Zeit später wird ein Billardtisch angeboten – für lediglich 50 Euro. Doch wegen seines desolaten Zustands will niemand darauf bieten.

Am Tag nach der Auktion findet noch eine "Resterampe" statt, ein geführter Freiverkauf, bei dem dann vielleicht ein Schnäppchen gemacht werden kann.

Was bis jetzt noch nicht verkauft wurde, kann noch für mindestens zwei Wochen im Internet ersteigert werden.

Weitere Informationen:

www.auktionspunkt.de