Hat in 140 Jahren für viele verschiedene Zwecke gedient: das alte Schul- und Rathaus in Bad Rippoldsau. Foto: Schmid Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Gebäude dient vielen Zwecken / Auch Unterbringung von Flüchtlingen möglich

Eine wechselvolle Geschichte erlebte das Bad Rippoldsauer Schul- und Rathaus, das in den Jahren 1876 und 1877 erbaut wurde. Es diente in den bisherigen 140 Jahren verschiedenen Zwecken. Was kommt jetzt?

Bad Rippoldsau-Schapbach. Rathaus, Schule, Wohnung, Apotheke und Zahnarztpraxis – das Rathausgebäude in Bad Rippoldsau war schon vieles, bald könnte es auch eine Unterkunft für Asylbewerber sein. Ein Rückblick auf die Geschichte des Gebäudes. Die Schülerzahlen waren damals zu groß geworden für die "Schulstube" im damaligen Kaufhaus Schmid mit einer Fläche von 60 Quadratmeter für 111 Schüler. Deswegen wurde das Gebäude zunächst als Schul- und Rathaus an der Stelle des ehemaligen Maierhofs im Klösterle errichtet. In großzügiger Bauweise wurde den Schul- und Verwaltungsbedürfnissen Rechnung getragen. Mit Kosten von etwa 69 000 Mark wurde in massiver Bauweise ein dreigeschossiges Tuffsteingebäude erstellt. 1877 ging es in Betrieb.

Platz reichte bald nicht mehr aus

Das Untergeschoss des Gebäudes wurde vollständig unterkellert, und im Erdgeschoss gab es zwei Schulsäle mit je 70 Quadratmetern sowie ein Unterlehrerzimmer und einen Raum für Lehr- und Lernmittel und auch einen für die Schuldienerin. Im Obergeschoss befanden sich die Lehrerwohnung und die Räume der Gemeindeverwaltung samt Bürgersaal.

Ab 1943 wurden im Dachgeschoss weitere Schulräume für die ländlich, hauswirtschaftliche Berufsschule geschaffen, die dort bis 1969 blieben, bis sie nach Wolfach verlegt wurden.

Nachdem die Schülerzahlen in Bad Rippoldsau laufend zunahmen – im Jahr 1914 waren es 158 Kinder – hatte das Großherzogliche Kultusministerium die Gemeinde angewiesen, einen weiteren Schulsaal zur Einstellung eines dritten Lehrers zu errichten.

Da eine Gebäudeerweiterung bei der Klösterle-Schule mit Schaffung eines weiteren Schulsaals mit Lehrerwohnung nicht möglich war, kam die Anregung, eine eigene Schule für den Ortsteil Holzwald zu bauen. Dadurch blieb den Holzwaldkindern der weite Schulweg von mehr als vier Kilometern erspart – zumal es eine Busverbindung zur damaligen Zeit nicht gab.

Mit dem Bau für das Schwarzwaldhaus wurde 1921 begonnen, am 16.Oktober 1922 nahm die Einlehrer-Schule im Holzwald ihren Betrieb auf. Mehr als 50 Jahre später, im August 1978, wurde der Unterricht im Holzwald aber wieder eingestellt.

Nutzung als Trauzimmer

Da sich seit dem Gemeindezusammenschluss mit Schapbach 1974 das Rathaus der Doppelgemeinde in Schapbach befindet, suchte man für die freigewordenen Räume vom Bad Rippoldsauer Schul- und Rathaus in den Folgejahren eine andere Nutzung. Eine Apotheke und eine Zahnarztpraxis ließen sich in den Schulräumen nieder. Der Rest wurde zu Wohnungen.

Inzwischen gibt es auch keine Apotheke und keinen Zahnarzt mehr, dafür aber Überlegungen, das Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen. Doch dafür muss allerdings erst mal die Finanzierung gewährleistet sein.

Der ehemalige Rathaussaal wird übrigens noch heute als Trauzimmer verwendet.