Rund 250 Besucher kamen zum Seelsorge-Impulstag im Schulungszentrum der Liebenzeller Mission. Foto: Weik Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Seminar bei der Mission

Bad Liebenzell. 250 Seelsorgerhelfer und Berater haben sich zum Seelsorge-Impulstag getroffen. Hauptreferent war Samuel Pfeifer aus Riehen bei Basel. Die Initiative Seelsorge-Beratung-Bildung (isbb) des Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes hatte ins Missions- und Schulungszentrum eingeladen.

Hauptthema war "Seelische Gesundheit – was kann Seelsorge dazu beitragen?" Pfeifer definierte zunächst "Seelische Gesundheit". Er beschrieb die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Ein psychisch gesunder Mensch kann seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und ist imstande, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen." Dabei seien Gesundheit und Krankheit keine festen Grössen. Sie veränderten sich im Laufe des Lebens, je nach Lebensphase, Belastungen und Fähigkeiten zur Widerstandskraft. Ein Mensch sei seelisch krank, wenn es zur Verminderung der Genuss-, Beziehungs- und Leistungsfähigkeit komme. Die Psychologie habe die Aufgabe, auch gesunde Menschen sinnvoll glücklich zu machen. Er führte dabei die fünf Faktoren für glückliches Leben nach Martin Seligmann an: Positive Emotionen, Engagement, gute Beziehungen, Sinnhaftigkeit und Erfolg. Zudem sei Dankbarkeit ein wichtiger Gesundheitsfaktor.

Zur Reife kommen

In einem weiteren Referat ging Pfeifer der Frage nach, was Reife ist. Ein unreifer Mensch sei von jedem Wind hin- und hergetrieben, sehr impulsiv, stark ich-bezogen, narzisstisch und vielen emotionalen Schwankungen ausgesetzt. Reife Menschen hätten eine realistische Selbst- und Fremdeinschätzung. Sie könnten sich selber und andere annehmen und würden bewusst in der Gegenwart leben und sich an Gegebenheiten anpassen und trotzdem flexibel bleiben. Reife Menschen hätten sich Werte gewählt und verinnerlicht. Zudem hätten sie eigene Gaben entwickelt und wendeten diese auch an.

Pfeifer wandte die Reifemerkmale auch auf den christlichen Glauben an. Dabei ergebe sich das Selbst- und Fremdbild aus der Perspektive Gottes. Zur Selbstliebe komme die Nächstenliebe. Der Christ lebe bewusst in der Welt und auch von der Ewigkeitsperspektive her. Seine Werte seien von der Bibel her geprägt. Er entwickle seine Fähigkeiten, die als von Gott gegeben angesehen würden.

In einem Seminar ging Pfeifer auf Verbitterung und die Möglichkeit zur Vergebung ein. Menschen verbitterten aus Wut und Enttäuschung, weil sie nicht mit einem erlittenen Unrecht oder einer Kränkung abschließen könnten. Es mangle ihnen an Ressourcen, um Belastungen zu bewältigen und Probleme zu lösen. Es gelte Weisheitsfaktoren zu entwickeln, um gelassen und selbstsicher zu werden, Spannungen auszuhalten und Grenzen zu setzen, ohne Beziehungen abzubrechen. Wo es möglich sei zu vergeben, setze dies zunächst eine persönliche Betroffenheit voraus und lasse Gefühle wie Wut, Schmerz, Trauer, Verzweiflung, Ohnmacht und Hass zu. Dann gelte es, alles für den Seelsorger zu sortieren und "Verständnisarbeit" zu leisten. Käme es zu einem Verzicht auf Rache und Verdrängung, könne durch Vergebung eine Neuorientierung möglich werden.

Mit vielen Beispielen illustrierte der Facharzt seine 25-jährigen Erfahrung als Chefarzt der psychiatrischen Klinik Sonnenhalde in Riehen bei Basel.

In weiteren Seminaren befasste sich Werner Schäfer mit Resilienz, der Kraft innerer Stärke. Andrea Kronester führte in die Entspannung nach Jacobson ein.

Johannes Stockmayer referierte über Narzissmus mit den Möglichkeiten und Grenzen einer gesunden Ich-Entwicklung.

Thomas Wirth gab Tipps zum Entschleunigen statt Beschleunigen und führte in ein Leben in Balance ein. Doris Mannhardt und Susanne Richter zeigten ein Kursangebot von "Stufen des Lebens" unter dem Thema "Weil du ja zu mir sagst".