Karamba Diaby Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Erster schwarzer Bundestagsabgeordneter berichtet über Erfahrungen und bezieht klar Stellung

Bad Liebenzell. Zu einem Vortrag hatte die Volkshochschule (VHS) Calw den SPD-Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Halle/Saale und Buchautor, Karamba Diaby, in den Lesesaal im Bürgerzentrum eingeladen. Der 1961 im Senegal geborene Diaby ist der erste schwarze Abgeordnete im Bundestag. "Mit Karamba in den Bundestag" lautet der Titel seines Buches.

Es gebe drei Gründe, warum er das Buch geschrieben habe, erzählte der Autor. Erstens der Wahlkampf 2013, zweitens gäbe es viele Vorurteile über Ostdeutschland sowie Halle und zum Dritten sagen viele junge Leute, vor allem solche mit Migrationshintergrund, er sei ein Vorbild.

Im ersten gelesenen Kapitel bringt Diaby das weltweite Medieninteresse an seiner Bundestagskandidatur zur Sprache. "New York Times, Washington Post, Al Jazeera, sogar Japan und Mexiko hatten Interesse an mir und wollten über das grotesk überzeichnete Bild vom Rechtsextremismus in Ostdeutschland berichten." Ein zweites Kapitel beschreibt, wie er nach Halle an der Saale gekommen ist. Aufgewachsen als Waise bei seiner älteren Schwester, hat er sich nach dem Abitur und eines wegen fehlender Mittel abgebrochenen Lehramtsstudiums für ein Stipendium im Ausland beworben.

Per Telegramm erhielt er kurz und bündig die Nachricht, dass er zum Studium in Leipzig angenommen ist. Nach neun Monaten Deutschkurs startete er das Chemie-Studium in Halle. In seine Studienzeit fiel das Ende der DDR und die Wende, die ihn und seine Kommilitonen zunächst sehr verunsichert habe. Sie fragten sich, wer fortan die Zahlungen für ihre Stipendien übernimmt. Diaby stört, dass bei Feierlichkeiten wie zum 25. Jahrestag des Mauerfalls die Geschichte der Menschen mit Migrationshintergrund – die es in der DDR zahlreich gab – nicht im Bewusstsein ist. Den Rassismus im Alltag und das absurde Verhalten zweier Polizistinnen bei einer Unfallaufnahme beschreibt Diaby im Kapitel "Als Schwarzer in Dunkeldeutschland".

Vielfalt sei für alle Seiten eine Herausforderung. Die Politik habe die Aufgabe, die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten für gelingende Integration zu schaffen. Die Migranten rief Diaby auf, aktiv die angebotenen Sprach- und Integrationskurse zu nutzen. Er selbst habe sich nie als Außenseiter gesehen, sondern sich gezeigt und vielfältig seine Mitarbeit angeboten. In einer munteren Diskussionsrunde stellten die Zuhörer viele Fragen an den humorvollen Abgeordneten. In Bezug auf die Situation der Migranten stellte Diaby klar, dass Menschen, die legal im Land sind, die Möglichkeit zur Teilhabe über Integrationskurse, Ausbildung und Arbeit haben müssen. Klar sei für ihn aber auch: Wenn ein junger Mensch – es waren zahlreiche junge Männer aus Eritrea, Gambia und Somalia beim Vortrag – kein Bleiberecht hat, "muss er Deutschland wieder verlassen".