Traditionell umrahmten historisch uniformierte Musiker die Büttel-Rede. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Büttel erzählt aus dem Nähkästchen / Den Gemeinderat aufs Korn genommen

Der Büttel von Bad Liebenzell schüttelte bei seinem Auftritt den Kopf, wenn er an das Gebaren des Gemeinderates der Stadt dachte. Glücklicherweise stand er dennoch gesund und munter am Neujahrstag nicht nur vor dem Rathaus.

Bad Liebenzell. "Mir ist beim Frühstück vor lauter Schreck mei Butterbrezel im Hals stecka blieba, war doch von einem Kamingespräch der Vorsitzenden onserer Fraktiona im Gmoindrat in der Zeitung zu lesa", brachte der Liebenzeller Büttel, alias Hubert Teufel, sein Unverständnis zum Ausdruck. Nicht nur, dass der Schultes nicht dabei war, irgendwie passte auch der Inhalt nicht zur Definition eines Kamingesprächs. "Wenn der Vorschlag der Verwaltong was kostet, dr Gmoindrat ist da glei dagegen", charakterisierte der Büttel die vermittelte Haltung, dass beispielsweise ein Parkhaus notwendig sei, "aber kosta darfs wahrscheinlich nix".

Putzfrau Frieda kassiert Autofahrer ab, um dem Schultes Geld zu geben

Deshalb riet der Büttel dem Gremium, sich ein Beispiel an der Putzfrau Frieda zu nehmen, die, wie beim Weihnachtscafé zu erfahren war, kurzerhand alle, die in die Stadt fuhren und parken wollten, abkassierte und das Geld dem Schultes gab. "Mir denkt net, dass Liebazell in die vergangene 926 Johr Geld ghabt hat, des hat scho dr Luther gwusst", schlug der Büttel den Bogen zum Jubiläumsjahr der Reformation. Er plädierte gleichzeitig für einen Feiertag jeder religiösen Gemeinschaft in der Stadt.

Das Stadtoberhaupt indes habe aus dem Rüffel des vergangenen Jahres gelernt und Abbrüche in der Stadt deutlich reduziert. "So langsam wird onser Abbruchschultes zom Zuschuss-Schultes ond dann hoffentlich au a Mal zom Aufbauschultes", resümierte der Büttel ob der Millionen, die Dietmar Fischer im vergangenen Jahr einheimste. Und sogleich kam der nächste Rüffel: "Muss denn dr Schultes extra nach Berlin fahra, um den Zuschussbescheid persönlich abzuhola und das wega 50 000 Euro. Wo der wohl rumreist, um Millionenzuschüsse zu holen?" Einmal hat er es wohl versucht, wie der Büttel aus dem Nähkästchen erzählte. Nämlich auf der Rückreise von Portugal, wo der Schultes übrigens durch einen Aufzug- und Aussichtsturm eine weitere Inspiration für das Liebenzeller Parkhaus erhielt. Jedenfalls war in Brüssel ein Zwischenstopp, bei dem der Bürgermeister den Ausführungen zufolge, gleich bei der EU seine Zuschüsse mitnehmen wollte. Sein Pech nur, es war Sonntag. Deshalb beschränkte sich der Aufenthalt aufs Skatspielen mit dem Büttel und Hauptamtsleiter Werner Komenda.

Bei seiner Ansprache zum neuen Jahr erinnerte der noch einmal an die schönen Feste und anstehenden Feierlichkeiten. Ob Therme, Sophi Park, Jubiläum mit der französischen Partnerstadt Villaines la Juhel oder zahlreiche Möglichkeiten für die kulinarische Einkehr, der Büttel freut sich auf die kommenden 363 Tage. "Dann seha wir ons bestimmt öfters, ob bei Gmoindraatssitzung, Feschdla oder in Frankreich", so Hubert Teufel in Vorfreude. Mit uniformierten Musikern sorgte er auch für den richtigen Ton.