Stolz auf die Solidarität der jungen Leute des Theologischen Seminars mit den notleidenden Menschen im Katastrophengebiet in Japan: Missionsdirektor Martin Auch (Vierter von links) mit (von links) Mentor Jochen Kümmerle, Alexander Schreiner, Teamleiter Jürgen Schuster, Matthias Rück, Christian Folkers, Manuel Sept, Benjamin Wagner, Jutta Schulte und Sina Rittsteiger. Foto: Zieglwalner

Helfer der Liebenzeller Mission unterstützen Aufräumarbeiten im japanischen Krisengebiet.

Bad Liebenzell - Hoffnung wollten sie den Menschen bringen, die seit der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe ihre Existenzgrundlage beraubt sind, und ihnen Mut machen, zwischen den Trümmern ein neues Leben zu wagen. Jetzt sind sie zurück, die sieben Studenten des Theologischen Seminars und ihre zwei Leiter, die als erstes von drei Japan-Hilfsteams der Liebenzeller Mission im Trümmergebiet im Einsatz waren.

Bewegt erzählen sie nach ihrer Ankunft in Bad Liebenzell von all den Bildern, die sich in den Köpfen eingebrannt haben: von Häusern voller Schlamm, angeschwemmten Autos oder zerstörten landwirtschaftlichen Betrieben. Aufgewühlt auch von den Begegnungen mit den Menschen im Krisengebiet, die dank der Unterstützung ihr Leben inmitten der Verwüstung wieder in die Hand nehmen.

Unsicherheit und Hilflosigkeit bei den Überlebenden

Nach dem bisher stärksten Erdbeben in der Geschichte, dem Tsunami, der als sicher geltende Zufluchtsorte weggespült habe, und der Reaktorkatastrophe in Fukushima reagierten die Überlebenden mit Unsicherheit und Hilflosigkeit auf ihre Situation, erklärte Missionsdirektor Martin Auch. Stolz sei er da, dass die Studenten zusammen mit dem Dozenten Jürgen Schuster und Mentor Jochen Kümmerle gleich nach dem Unglück ihre Bereitschaft signalisiert hätten, direkt vor Ort zu helfen und sich zudem an den Kosten zu beteiligen.

Ende Mai machte sich das erste Team auf den Weg, das in einem Freizeitheim in Sendai rund 100 Kilometer vom Atomkraftwerk in Fukushima entfernt eine Unterkunft fand. Unter der Koordination von CRASH, der größten Hilfsorganisation, die derzeit in Japan im Einsatz ist, habe sein Team verschiedenste Aufgaben in Angriff genommen, berichtet Schuster. Drei Wochen lang brachen die junge Leute mit anderen Helfern aus aller Welt Tag für Tag auf, um den Menschen beizustehen.

"Es ist nur ein Tropfen auf einem ganz heißen Stein"

Da ist beispielsweise Sina Rittsteiger, die stundenlang im von Müll und Schlick unterspülten Hohlraum zwischen Erdboden und Häusern umherrobbte. Säckeweise trug sie Dreck heraus und half, Gebäude bewohnbar zu machen. Die Studentin sah aber auch unzählige Trümmerhäufen, in denen nie wieder jemand einziehen kann.

Oder Matthias Rück, der junge Mann mit dem Faible für alte Motoren: Er hatte bei der Abreise gehofft, mit seinen Gaben zur Linderung der Not beitragen zu können. Und traf auf einen Landwirt, der alles verloren hatte. Ob Wohnung, Gewächshäuser oder Maschinen – alles lag unter Schlammschichten. Abseits der Aufräumarbeiten machte er sich daran, an einem der Motoren herumzuschrauben. Und brachte ihn wieder in Gang, ebenso wie vier weitere Maschinen. So konnte der Bauer anfangen, den Hof wieder in Betrieb zu nehmen. "Das ist das schönste Erlebnis, wenn Menschen im Elend neue Hoffnung schöpfen", schildert er seine Eindrücke.

"Es ist nur ein Tropfen auf einem ganz heißen Stein, aber wir konnten einzelnen helfen, wieder in ihre Häuser zurückzugehen", stellt Benjamin Wagner fest. Auch er kämpfte mit Gleichgesinnten gegen Unrat an, packte beispielsweise an, um für eine Witwe und ihre Kinder das Haus samt Garten herzurichten. Das Ausmaß der Katastrophe sei immens und ein Ende der Aufräumarbeiten über Jahre hinweg nicht absehbar. An die 90 000 Japaner seien noch in Massenquartieren untergebracht, schätzt Schuster. Ob sie jemals wieder in ihre Wohnungen zurückkehren und in ihrer gewohnten Umgebung mit Nachbarn und Freunden leben können, sei ungewiss. Den Flüchtlingen aus dem radioaktiv verseuchten Gebiet von Fukushima bleibe beispielsweise nichts als eine Tüte persönlicher Erinnerungen an ihr bisheriges Leben.

Die Not habe durch den Einsatz Gesichter bekommen, betont Schuster. Schicksale, die aus der Flut der Zahlen und Bilder auftauchen. "Es sind die zwischenmenschlichen Begegnungen, die im Gedächtnis hängen bleiben", sagt Christian Folkerts.