Mit ihrem Auftritt überzeugte Julia Kammerlander das Publikum. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Julia Kammerlander tritt im Blauen Saal der Paracelsusklinik auf

Von Jeanette Tröger

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Einmal mehr sind die Freunde der Konzerte im Blauen Saal der Paracelsusklinik in Unterlengenhardt zu einem besonderen Musikgenuss gekommen. Am Samstag gastierte die junge, schon vielfach ausgezeichnete Stuttgarter Pianistin Julia Kammerlander im Gartengeschoss der anthroposophischen Klinik.

Kammerlander ist auf dem Weg zu einer internationalen Karriere und begeisterte ihre Zuhörer mit ihrem emotionalen Spiel sowie einer virtuosen Vielfalt. Vom 4. bis 14. September misst sich die 25-jährige Musikerin, die derzeit bei Péter Nagy an der Musikhochschule in Stuttgart studiert, beim Internationalen ARD-Musikwettbewerb in München im Fach Klavier mit 65 weiteren Teilnehmern aus der ganzen Welt. Als Bewerbung für diesen seit 63 Jahren stattfindenden Wettbewerb reichen die jungen Musiker eine DVD- oder Audioaufnahme eines vorgegebenen und eines frei zu wählenden Stückes ein. Für die ersten zwei Durchgänge wählen die Teilnehmer aus vorgegebener Literatur.

Die ebenfalls international besetzte Jury wählt die Semifinalisten aus. Diese spielen dann in einem Konzert mit dem Münchner Kammerorchester unter anderem eine Auftragskomposition für den Wettbewerb 2014. Nur diese Komposition darf mit Noten gespielt werden, alle anderen Vorträge sind auswendig vorzutragen.

Auch in Unterlengenhardt spielte Julia Kammerlander komplett auswendig. Präludium und Fuge op. 35 Nr. 4 As-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy machte den Anfang, von dem der Komponist selbst sagte, es sei das Beste, was er für Klavier geschrieben habe. "Con moto, ma espressivo" – mit Schwung und ausdrucksvoll wie vom Komponisten angegeben, präsentierte Kammerlander hochkonzentriert diese von plötzlichen Wechseln aus eher schwermütigen Passagen durch melodische Abfolgen geprägte Komposition. Das Publikum erlebte, wie die Pianistin die Musik verinnerlichte, in ihr aufging.

Das galt noch mehr für Kammerlanders zweiten Vortrag, die Sonate c-moll op. 11 von Ludwig van Beethoven. Diese wird beim ARD-Wettbewerb ihr Vortrag in der zweiten Runde sein. Den expressiven ersten Satz mit harten Schnitten und plötzlichen Tempiwechseln präsentierte sie mit Schwung, Feuer und Leidenschaft. Den zweiten prägten rasend schnelle melodiöse Läufe, die von außerordentlich lautstarken bis hin zum fast gehauchten Tongemälde reichten, zu dem selbst die Pianistin den Atem anzuhalten schien. Es war neben dem musikalischen zudem ein optischer Genuss, den flinken Fingern der Künstlerin bei ihrem virtuosen Spiel zu folgen. Das Programm gönnte der Interpretin nach dieser auch physischen Herausforderung eine kleine Pause.

Mit den Händel-Variationen op. 24 von Johannes Brahms erlebte das kundige Publikum in Unterlengenhardt noch einmal die ganze Bandbreite, das sehr konzentrierte und dabei doch ausgesprochen emotionale und variable Spiel der nach eigener Aussage leidenschaftlichen Kammermusikerin. Diese Variationen sind ebenfalls Teil des Wettbewerb-Programms von Julia Kammerlander. Die Bravo-Rufe und der große Applaus des Publikums waren nicht nur verdiente Anerkennung für ein wunderbares Konzerterlebnis. Sie drückten auch den Wunsch nach Erfolg beim anstehenden Wettbewerb für die Pianistin aus.