Der Mediziner Tobias Eppel eröffnete in Bad Liebenzell eine Hausarztpraxis. Die medizinischen Fachangestellten Jamie Zilla (sitzend) und Judith Gengenbach unterstützen ihn bei seiner Arbeit. Foto: Krokauer

Tobias Eppel will langfristig zweiten Arzt dazuholen. Angebot entlastet Fachärzte. Mit Kommentar

Bad Liebenzell - Landauf und landab klagen die Kommunen über den Ärztemangel. Deshalb ist die Eröffnung einer Hausarztpraxis im Sonnenweg 5 in Bad Liebenzell durch Tobias Eppel für Bürgermeister Dietmar Fischer so etwas wie ein Sechser im Lotto.

Der 34-jährige Mediziner will mindestens die nächsten 30 Jahre in der Kurstadt praktizieren. Eppel wurde in Calw geboren und wuchs in Bad Liebenzell auf. Sein Studium absolvierte er in Ulm. Anschließend bildete er sich zum Facharzt für Allgemeinmedizin weiter. Seine Schwerpunkte liegen in der Inneren Medizin, der Neurologie, Chirurgie sowie in der Notfallversorgung.

Eppel ist nach eigenen Worten aus Überzeugung in die Heimatstadt zurückgekehrt, um sich den Traum von der eigenen Praxis am früheren Schulweg zu verwirklichen. Er habe genügend Angebote bekommen, sich woanders niederzulassen. "Aber daheim ist daheim", sagt er. Seine Patienten kommen nicht nur aus Bad Liebenzell, sondern auch aus Calw, Althengstett, Neuhausen, Unterreichenbach oder Neuweiler. "Für uns als Stadt ist das eine große Freude", sagt Rathauschef Fischer.

Eppel schätzt die Freiräume, die er mit seiner Hausarztpraxis hat. "Diese Freiheit bekommen Sie nirgendwo anders", sagt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Mit seinem Schritt möchte er Kollegen Mut machen, auf dem Land eine Praxis zu eröffnen. Eppels Frau Miriam, eine studierte Mathematikerin, kümmert sich um die Buchhaltung. Hinzu kommen die beiden medizinischen Fachangestellten Jamie Zilla und Judith Gengenbach.

Kollegen werden entlastet

"Die Praxis ist gut angelaufen", freut sich Eppel. Sie entlastet auch seine Kollegen, die sich entweder im mittleren Alter befinden oder wesentlich älter sind.

Mit der Übernahme von Routinearbeiten nimmt Eppel zudem den Druck von den Fachärzten. Das sei für eine Kurstadt wie Bad Liebenzell sehr wichtig, so Fischer.

In der neuen Praxis gibt es ein Notfallzimmer mit einer breiten Liege, Defibrillator, Infusionen und Notfallmedizin. Des Weiteren gibt es einen Bereich für die zentrale Verwaltung der Patienten. Dort kann auch mal schnell ein Rezept unterschrieben werden.

Im Verbandszimmer kann Eppel akute oder chronische Wunden versorgen oder einfache Hautoperationen vornehmen.

Das Sprechzimmer ist für ein umfangreiches Präventionsprogramm gedacht. So werden die Patienten zum Beispiel auf Hautkrebs untersucht oder geimpft.

In einem weiteren Raum gibt es Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse und der Bauchorgane.

Im Labor werden Blutproben entnommen. So sind vor allem Schnelltests für Herzinfarkt und Lungenembolie möglich. Im kleinen EKG (Elektrokardiogramm)-Zimmer sind Langzeit-EKGs, Langzeitblutdruckmessungen, Belastungs-EKGs sowie die Überprüfung der Lungenfunktion möglich.

Neben dem Wartezimmer gibt es den Anmeldebereich für die Patienten mit einem Büro im Hintergrund. Die Toilette ist behindertengerecht. Insgesamt hat die Praxis eine Fläche von rund 180 Quadratmeter.

Eppel will langfristig expandieren. So kann er sich vorstellen, dass ein weiterer Arzt bei ihm arbeitet.

Und wie viel hat Eppel in die Praxis investiert? Der schmunzelt: "Von dem Geld könnte man sich ein schönes Einfamilienhaus leisten." Apropos Familie. Bei dieser Gelegenheit kam auch eine junge Familie in die Kurstadt. Miriam und Tobias Eppel erwarten in diesen Tagen ihr zweites Kind.

Kommentar

Von Wolfgang Krokauer

Es gibt sie also noch, die jungen Mediziner, die auf dem Land eine Hausarztpraxis gründen. Tobias Eppel will sogar noch expandieren. Trotz aller vom Staat aufgelegten Förderprogramme braucht es letztendlich Ärzte mit Idealismus und unternehmerischem Mut, die einen solchen Schritt wagen. Nicht umsonst nennt Eppel als wesentlichen Grund für seine Entscheidung die Freiräume, die er hat. Den letzten Ausschlag geben dann die weichen Standortfaktoren wie Angebote im Bildungs- und Freizeitbereich. Darüber hinaus stechen schlichtweg handfeste Vorteile des Landlebens. Beispiele sind eine höhere Sicherheit und funktionierende Nachbarschaften. Da wachsen dann auch Kinder unbeschwerter auf als in einer Metropole. Und schließlich gilt ein Arzt auf dem Land noch etwas. Er ist nicht einer unter vielen wie in einer großen Universitätsklinik.