Günther Wallburg, Vorsitzender der Liebenzeller Städtepartnerschaftsvereinigung, mit dem Plakat des Künstlertreffs "LIVI 2015", das im kommenden Monat eine Woche lang (vom 14. bis 20. September) kreative Macher aus Frankreich und Deutschland mit Neugierigen und Gästen im Nordschwarzwald zusammenbringen soll. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Bad Liebenzell und Villaines-la-Juhel organisieren Künstlertreffs "LIVI 2015" / Multinationaler Kulturstandort

Von Axel H. Kunert

Bad Liebenzell. Die Erwartungen sind hoch in Bad Liebenzell. Und ein ganz klein wenig ist auch Nervosität spürbar bei den Organisatoren des Künstlertreffs "LIVI 2015", das im kommenden Monat eine Woche lang (vom 14. bis 20. September) kreative Macher aus Frankreich und Deutschland mit Neugierigen und Gästen hier im Nordschwarzwald zusammenbringen soll.

Grund für die "kreative Nervosität": Bereits im vergangenem Jahr gab es eine erste Auflage eines solchen Künstlertreffens. Und das fand in und rund um die Bad Liebenzeller Partnerstadt Villaines-la-Juhel in Frankreich statt. Und war, wie Ines Veith als eine der damaligen Teilnehmerinnen heute berichtet, ein extrem eindrucksvolles Erlebnis: "Diese weiten Landschaften, diese umarmende französische Gastfreundschaft und Herzlichkeit, diese Wärme, die bei selbst gemachten Picknicks im Freien versprüht wurde, diese wildromantischen großzügigen Gärten hinter alten heimeligen Gemäuern, und am Schluss immer dieser göttliche Käse mit einem Schluck Rotwein, haben in mir ein tiefes Gefühl von Geborgenheit in der Fremde hinterlassen. Ein Lebensgefühl, das der Seele guttut." So ihr Resümee der Erlebnisse von damals.

Der "Brotkorb" hängt also extrem hoch, wenn jetzt die französischen Künstler und Gäste zum Gegenbesuch anrollen und unter möglichst großer Beteiligung der Liebenzeller Bürger hiesige Gastfreundschaft nach nordschwarzwälder Art erleben sollen. Daher haben die Organisatoren dieses zweiten deutsch-französischen (oder besser: französisch-deutschen) Künstlertreffens rund um Günther Wallburg, Vorsitzender der Liebenzeller Städtepartnerschaftsvereinigung, und seinen französischen Amtskollegen Francoise Plassart und Micheline Renard für die sieben Festtage ordentlich was "aufgefahren", um dieses Groß-Event auch wirklich zu einem ebenso eindrucksvollen Erlebnis werden zu lassen wie die Erstauflage vom vergangenem Jahr.

Gemeinsame Exkursionen ins Umland

Die "Bausteine", mit denen die Veranstaltungs-Woche zum Erfolg geführt werden soll: Öffentliche Workshops mit jeweils korrespondierenden Künstler-Paaren aus Deutschland und Frankreich in den jeweiligen Ateliers der deutschen Vertreter. Große, gemeinsame Exkursionen ins kulturelle Umland – etwa nach Bad Wildbad zum Baumwipfelpfad oder nach Pforzheim zum Gasometer. Dazu Wanderungen, Spaziergänge durch Bad Liebenzell und zum Beispiel Besuche mit den französischen Gästen in der Paracelsus-Therme.

Und schließlich: Ganz viele und zum Teil sehr außergewöhnliche kulinarische Termine, wie zum Beispiel ein American Barbecue samt philosophischer Essays von eben Ines Veith im Liebenzeller Golfclub-Restaurant (Donnerstag, 17. September, 18 Uhr).

Ein Buffet im Kulturtreff Bürgerhaus mit "Klanggeschichten und Anderem" vom Ensemble "Frauenzimmer"; literarische Einlagen von Lea Ammertal; sowie "intensive Rhythmen" von Jayantha and the Clan (Freitag, 18. September, 18.30 Uhr). Oder ein gemeinsames Mittagessen beim Burgberg-Fest des Schwarzwaldvereins (Sonntag, 20. September, 12 Uhr).

Und bei all dem geht es vor allem um die Kunst. Die insgesamt 22 an dem Treffen beteiligten Künstler haben etwa die Aufgabe erhalten, für die Eventwoche jeweils Werke unter dem Motto "Was mich heute bewegt" zu erstellen – die dann in Ausstellungen im Kurpark (Skulpturen) und dem Bürgerzentrum (Bilder, Collagen, Fotografien) zu sehen sein werden. Schon der Aufbau dieser Ausstellungen am ersten Festival-Tag (Montag, 14. September, ab 9 Uhr) soll zu einem echten Happening mit Bürgerbeteiligung werden. Wie auch "Die lange Nacht des Malens – spezial" (am Freitag, 18. September, ab 17 Uhr in Park und Parksaal), während der die Liebenzeller Künstlerin Jessica Isay mit Bürgern und Gästen ebenfalls das Motto des Events ("Was mich heute bewegt") in "Kunst-Würfel" umzusetzen versuchen möchte.

Kommune soll sich stärker profilieren

Es ist Ziel der Organisatoren aus Frankreich und Deutschland, dieses offene Künstlertreffen künftig in vergleichbarer Form immer wieder einmal zu veranstalten. "Zwar nicht jährlich", wie Liebenzells Hauptamtsleiter Werner Komenda erläutert. "Aber doch in einem mehr oder weniger regelmäßigen Turnus." Hintergedanke dabei sei, Bad Liebenzell insgesamt innerhalb der Kulturregion Nordschwarzwald stärker zu profilieren und der Stadt neben den "Kulturstädten" Calw (Hesse-Stadt, Kloster Hirsau) und Bad Wildbad (Rossini) ein ebenfalls eigenständiges, unverwechselbares "Kultur-Profil" zu geben.

Außerdem, so Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer bei der Vorstellung der "LIVI 2015"-Pläne, sei die ursprüngliche Idee der grenzüberschreitenden Städtepartnerschaften in einem "Europa ohne echten Grenzen" reif für innovative Neu-Interpretationen. "Für die Jugend von heute ist es das Selbstverständlichste von der Welt, mit Gleichaltrigen etwa aus Frankreich umzugehen." Historische Konflikte, wie sie einst mit der Initiative der Städtepartnerschaften überwunden werden sollten, seien für diese Jugend einfach nicht mehr existent. "In diesem Sinne haben die Städtepartnerschaften ihren Zweck für die Gesellschaft und die junge Generation erfüllt." Daher könnten nun solche Projekte wie die Künstlertreffen zwischen Bad Liebenzell und Villaines-la-Juhel mit ihrer neuen Art von Veranstaltungen eine neue Epoche der erfolgreichen Idee der Städtepartnerschaften einläuten. "Das ist ganz einfach Ausdruck eines neuen gelebten Europas, wie wir es gerade angesichts der anhaltenden Krisen brauchen." Der Info-Flyer zum "LIVI 2015" Künstlertreffen mit allen Programm-Details und Infos zu den teilnehmenden Künstlern gibt es im Internet zum Download: www.tourismus.bad-liebenzell.de/aktuelles/view/article/livi-2015-kunst-ohne-grenzen-in-bad-liebenzell.html.