Braungebrannt, mit durchtrainierten Beinmuskeln und einem Rucksack voller Erlebnisse treffen die Zehntklässler der Freien Dorfschule Unterlengenhardt Zuhause ein. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Zehntklässler an Freier Dorfschule Unterlengenhardt erkunden Jakobsweg / Vertrauen in sich selbst stärken

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Es ist etwas Besonderes, wenn eine ganze Schulklasse vier Wochen lang auf dem Jakobsweg marschiert. Da sind sich Lehrer und Eltern an der Freien Dorfschule Unterlengenhardt einig. Und auch so mancher Wanderer, dem die jungen Leute auf ihrer Pilgerreise begegneten, versetzte dies ins Staunen.

Gewiss, die Via Podiensis ist der am besten ausgebaute und von Touristen am meisten besuchte Teil der vier historischen Jakobswege durch Frankreich. "Aber genau deshalb habe ich diese Wegstrecke ausgewählt", sagte Markus Schüffler, Werklehrer an der Waldorf-Gesamtschule. Gemeinsam mit Uwe Koch, Gärtnermeister und Ausbildungsleiter in der Werkstufe des Heil- und Erziehungsinstituts Burghalde, hatte er die achtköpfige Gruppe begleitet. "Dieses Unterfangen war in jedem Fall ein Risiko – ein Abenteuer – und da sollte nicht die Wegführung schon eine Gefährdung darstellen", erklärte der Reisebegleiter.

Vier Wochen lang, ein letztes Mal in dieser Klassengemeinschaft, waren sieben Jungen und ein Mädchen der zehnten Klasse unterwegs. Auf dem etwa 550 Kilometer langen Fußmarsch zwischen Le Puy-en-Velay in der Auvergne und Biarritz nahe der spanischen Grenze am Atlantik lernten sie fremde Leute kennen, aber auch völlig neue Seiten ihrer Kameraden. Sie führten Gespräche in kleinen Gruppen oder gingen ein Stück weit und in Gedanken versunken allein, waren in bester Aufbruchstimmung oder gepeinigt von schmerzenden Waden und Blut saugenden Bettwanzen.

Lange hatte die Betreuerin der Abschlussklasse, Angela Renzenbrink, und Schulleiterin Pauline Schmidt die Frage beschäftigt: "Was können wir unseren Jugendlichen noch mit auf den Weg geben, um zu einer besonderen Lebensreife zu gelangen, in dieser Zeit, in der wir sie ein letztes Mal begleiten?"

Erfahrungen und Erlebnisse auf dem Jakobsweg würden die jungen Menschen sicherlich bestärken, Vertrauen in sich selbst zu gewinnen, so hoffte Schmidt. Ein selbst gestecktes Ziel zu erreichen und stolz feststellen zu können: "Ich schaff’ mehr, als ich mir vorstellen kann."

Ihre Hoffnungen sollten sich erfüllen: Sohn Andreas, just zu Beginn der Reise 16 Jahre alt geworden, verkündete freudig: "Ich würde das unbedingt noch mal machen!" Selbst Julia, die zwischendurch an einen Punkt gekommen war, an dem sie schier aufgegeben hätte, war begeistert: "Wenn ich zu kaputt war, um mein Gepäck zu tragen, haben die Jungs es einfach mitgenommen." Einig waren sich darin alle Heimkehrer: "Wenn es jemandem mal schlecht ging, war immer ein anderer da, der ihm Mut gemacht hat."