In "Ein Mittsommer-Spiel" ermutigt der göttliche Pan (rechts) die elementaren Kräfte der Natur zu weisem Handeln. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Mittsommerspiel der Freien Dorfschule Unterlengenhardt / Natur als Gefährte behandeln lernen

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. "Einen Freund, der einem hilft, schädigt man nicht und beutet ihn nicht aus", legt Udo Lange, Klassenlehrer an der Freien Dorfschule Unterlengenhardt, seinen Besuchern bei der Aufführung "Das Erwachen des Pan – Ein Mittsommer-Spiel" ans Herz. "Für uns reicht es nicht, die Kinder nur mit Rechnen, Lesen und Schreiben auszustatten – wir brauchen mehr fürs Leben", begründete der Pädagoge den in mancherlei Hinsicht etwas anders gewichteten Bildungsplan einer Waldorf-Schule.

So möchte das Theaterstück von Marguerite Lobeck-Kürsteiner in humorvoller, zugleich tiefsinniger Weise zeigen, was im Naturgeschehen in der Zeit um den Johannistag vor sich geht, welche Wesen am Aufblühen der Natur beteiligt sind und wie das Zusammenwirken der unzähligen, für das menschliche Auge zumeist unsichtbaren Kräfte auf wunderbare Weise harmoniert.

Mit zahlreichen Sträuchern, Zweigen, Ranken, Blumen und Früchten liebevoll geschmückt, präsentierte sich der Saal der Christengemeinschaft Unterlengenhardt für dieses gemeinschaftliche Kunstwerk aus Musik, Eurythmie und Schauspiel der 4., 5. und 6. Klasse. Den jungen Künstlern gelang es, nicht nur vortrefflich, Götter, Tiere und Naturgeister hervorragend, bisweilen erfrischend menschlich darzustellen, sie beherrschten darüber hinaus erstaunlich professionell, die in Reimen gehaltenen, mitunter recht altertümlich anmutenden Texte fehlerfrei und lebendig vorzutragen.

Vor den Augen der Zuschauer schien ein Traum nahezu Wirklichkeit zu werden: Pan, der Gott, der die Natur regiert, hielt ein Mittagsschläfchen, während um ihn herum Mücken spielerisch tänzelten und Unken vergnügt quakten. Aus dem Schlaf erwacht, ließ er von den Faunen, seinen treuen, ewig Schabernack treibenden Dienern, die vier Elementarwesen zu sich rufen. Nach und nach erschienen die Nymphen aus den Wogen des kühlen Wassers, die Sylphen aus den freien Kreisen der Winde, die Gnome aus den dunklen Tiefen der Erde und die Feuergeister aus der gleißenden Hitze des Lichtes.

Nachdem sie ihrem "Vater" Rechenschaft abgeliefert hatten, was sie im Jahresverlauf geleistet hatten, ermunterte er sie zu neuen Taten. "Der ich euer Schirmer bin, ihr wisst es, wem ich selber dien’", bekannte er und verwies auf den wohldurchdachten Kreislauf der Natur, in dem jedes Wesen Verantwortung trägt für andere und vor dem Schöpfer.

"Lobt die Sonne, preist die hohen Geister, die im Lichte lohen. Ihre weise Herrlichkeit weben wir zum Erdenkleid. Sonne steht am höchsten Thron. Horchet, horcht dem Weltenton, der euch eure Wege weist: Lauschend lobt der Sonne Geist", sang und tanzte der Chor am Schluss des Stückes unter Begleitung von Geige und Klavier.