Bei der Beantwortung von Fragen wurde Norbert Zeller (rechts) von Bürgermeister Volker Bäuerle unterstützt Foto: Eitel Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit den Gemeinschaftsschulen wird sich Bildungsarbeit radikal ändern / Aus Lehrern werden Lernbegleiter

Von Wolfram Eitel

Bad Liebenzell. Schon 41 Gemeinschaftsschulen gibt es im Land, und bald soll der neue Schultyp zur Regelschule werden. Um die Auswirkungen auf die Schulen in Bad Liebenzell ging es bei einem Informationsabend im Bürgerzentrum.

Weil nicht nur Eltern und Lehrer, sondern vor allem auch die Stadt als Schulträger auf mehr Transparenz angewiesen sind, hat die Kommune den Leiter der Stabsstelle im Ministerium für Kultus- und Sport, Norbert Zeller, eingeladen. Die Beschreibung der derzeitigen Schullandschaft im Reuchlin-Schulkomplex übernahmen die Schulleitungen: Hermann Rapp für die Grund- und Hauptschule, Reinhilde Trommer für die Real- und Susanne Bremicker für die Förderschule. "Das ist beeindruckend, was Sie hier darbringen, da ist viel Bewegung drin", lobte Zeller die engagierte Realisierung bisheriger Reformprogramme in den vier Bildungseinrichtungen. Im neuen Schulkonzept wird sich jedoch vieles ändern. Die Schüler sollen nach der vierten Klasse nicht mehr getrennt werden, sondern bis zur zehnten Klassenstufe gemeinsam die Schule besuchen können. Auch die Förderschüler sind hierbei entsprechend der Vorgaben des Grundgesetzes durch Inklusion einbezogen.

"Vielfalt macht schlauer", unterstrich Zeller das Angebot für die Schüler, gemeinsam miteinander und voneinander zu lernen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass jahrgangsmäßig mindestens 40 Schüler zur Bildung von zwei Klassen pro Klassenstufe zusammenkommen. Das dürfte jedoch bei knapp 10 000 Einwohnern in Bad Liebenzell der Falle sein, meinte Zeller. Wären es 60 Schüler, könnte die Gemeinschaftsschule nicht nur zum Haupt- oder Realschulabschluss führen, sondern auf Grundlage der gymnasial ausgerichteten Lehrplanelemente sogar bis zum Abitur. "Die Schularbeit wird sich radikal ändern", ging Zeller auf die neue Lehr- und Lernorganisation ein. Um die individuellen Voraussetzungen der Schüler besser berücksichtigen zu können, erfolgt der Unterricht nicht mehr in Klassen, sondern in selbstverantwortlichen Lerngruppen.

Aus den Lehrern werden Lernbegleiter, die zusammen mit Kollegen und Schülern ein Team bilden. Gemeinschaftsschulen sind außerdem "gebundene Ganztagsschulen". Das heißt, die Betreuung der Schüler erfolgt kostenfrei auch nachmittags an drei bis vier Tagen in der Woche. In einer lebhaften Diskussion wurden viele Detailfragen insbesondere auch zur Differenzierung des Unterrichtes, zu den erhöhten Anforderungen für Lehrer und deren Aus- und Fortbildung sowie zum neuen Lehrplan gestellt. Zeller macht deutlich, dass die gesamten Entwicklungen für die neue Schulform nicht zuletzt auch wegen der begrenzten finanziellen Ressourcen nicht abrupt erfolgen könnten, sondern vielmehr als Prozess gesehen werden müssten.