Das Eurythmie Ensemble Jerusalem machte Station in der Freien Studienstätte Unterlengenhardt. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Eurythmie Ensemble Jerusalem gastiert in Unterlengenhardt

Von Andrea FiselBad Liebenzell-Unterlengenhardt. "Eurythmie möchte einen Ausgleich schaffen zu den andauernden Auseinandersetzungen in der umgebenden Gesellschaft", legte Arie Ben-David seinen Besuchern in der Freien Studienstätte Unterlengenhardt ans Herz.

Ausdrucksstark und gefühlvoll, ergreifend und beseelt, in deutscher sowie hebräischer Sprache rezitierte der israelische Redekünstler Auszüge aus der Bibel wie auch Dichtungen zeitgenössischer Schriftsteller, die Abschnitte aus dem Leben einer der bedeutendsten biblischen Gestalten beleuchten. Unter dem Titel "Von Angesicht zu Angesicht – panim el panim – " stellte das Eurythmie Ensemble Jerusalem unter der künstlerischen Leitung von Jan Ranck "Moses im Spiegel unserer Zeit" dar. Immer wieder verwoben sich vor den Augen und Ohren der Anwesenden Licht und Bewegung, Sprache und Musik, sodass die in ihnen wirkenden Gestaltungskräfte nicht nur augenscheinlich zum Ausdruck kamen, sondern bis tief in das Innere der menschlichen Seele vordringen konnten.

Wenn Dominique Avivi, Nadiv Brog, Anna Brushin, Michal Ma-Tov, Tali Wandel sowie Jan Ranck sich zu den unterschiedlichen Vokalen oder Konsonanten, Tonfolgen oder Intervallen bewegten, schienen sie sich vom rein Äußerlichen gelöst zu haben. Für sie zählten dann nur noch die Empfindungen des Geistig-Seelischen, die sich zwar oft im Verborgenen abspielen, jedoch zweifelsohne und deutlich spürbar ihre Wirkung auf alles Lebendige entfalten. Immer wiederkehrende Gegensätze wurden durch Rhythmus kunstvoll in Einklang gebracht, sodass schließlich lebendige und fruchtbare Wechselwirkungen entstehen konnten.

So wie Hanna Szenes in ihrem Gedicht "Kriegsflammen" die Wirkung des Feuers nicht allein auf ein zerstörerisches Brennen beschränkt, vielmehr auch auf einen göttlichen, ewigen Funken; wie dieselbe Autorin mit "An einen guten Freund" daran erinnerte, dass Verletzungen an anderen auch immer Narben bei einem selbst hinterlassen; wie auch Josef Sarig in seiner Dichtung "Ins Land der Geheimnisse" angesichts des Todes erkannte, dass Anfang und Ende, Leben und Vergehen untrennbar miteinander verbunden sind.

Doch nicht nur in den Texten und Bewegungen waren die polaren Kräfte des menschlichen Organismus und der Natur allgegenwärtig, sondern auch im Wechsel der Farben, virtuos in Szene gesetzt von Adam Miklaf, sowie in Klängen der Musik. Michael Zelevinsky vervollständigte das Geschehen auf der Bühne mit seinem seelenvollen Spiel auf dem Flügel.