Eine absterbende Fichte im Kurpark Bad Liebenzell wird in zwei Arbeitsabschnitten gefällt: zuerst der Gipfel, dann der übrige Stamm. Foto: Fisel

Mächtiger Baum von Käfern befallen. Gefährdung für Öffentlichkeit. Besondere Vorsichtsmaßnahmen bei Fällung.

Bad Liebenzell - Er fiel nicht im frühen Morgenrot. Der Baum im Kurpark Bad Liebenzell fiel am frühen Nachmittag. Und er musste fallen, denn die mächtige Fichte war unheilbar krank.

Bereits vor Wochen hatte ein Mitarbeiter des städtischen Bauhofes bemerkt, dass sich bei dem Nadelbaum im Bereich des Stammfußes Längsrisse zeigten. Bei Lothar Windbiel vom Stadtbauamt schrillten sofort die Alarmglocken, denn die Schaftrisse ließen eine lebensbedrohliche Schädigung des Baumes befürchten. Der Zustand des angeschlagenen Riesen stand deshalb in der nachfolgenden Zeit unter laufender Beobachtung.

"Drei Wochen später hatten sich die Risse bereits deutlich vergrößert", erinnerte sich Windbiel. Die einsetzende Verfärbung der sonst dichten, sattgrünen Krone, einhergehend mit verstärktem Nadelabfall und Harzaustritt, waren eindeutige Krankheitssymptome für einen Käferbefall. Da sowohl Buchdrucker als auch Kupferstecher, die gefährlichsten Borkenkäferarten für die Fichte, nur kränkelnde oder absterbende Vertreter dieser Baumart befallen, war spätestens jetzt klar: Die Fichte stellt eine Gefährdung für die Öffentlichkeit, insbesondere für Besucher des Kurparks dar, und muss sofort entfernt werden.

Mit Seilwinde zusätzlich gesichert

Der Garten- und Landschaftsbaubetrieb Martin Gall aus Bad Teinach-Zavelstein wurde von der Stadtverwaltung mit der Baumfällung beauftragt. Als erfahrener Landschaftsgärtner und Forstwirt wusste Gall, dass bei der Fällung besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden mussten, da die Stabilität des Baumes mit großer Wahrscheinlichkeit durch fortgeschrittene Stammfäule beeinträchtigt war. Der bereits bis zum Gipfelansatz geastete Baum wurde deshalb mit einer Seilwinde zusätzlich gesichert. Doch schon der erste Motorsägenschnitt, den Forstwirt Marcus Rau für den Fällkeil ansetzte, bestätigte den Verdacht: Das Stamminnere war faul.

"Wir müssen nun zuerst den Gipfel abtrennen, bevor wir den restlichen Stamm zu Fall bringen", entschied Martin Gall kurzerhand. Als der Motorsägenführer kurz darauf sein Werk vollendet hatte und Gipfel samt Stamm auf dem Boden lagen, zeigte sich das ganze Ausmaß des Schadens: Im Stammfuß hatten sich schon Ameisen eingenistet, zwei Drittel des Holzes war durch Pilzbefall rotfaul und Längsrisse hatten sich auf mehrer Meter ausgedehnt.

Bürgermeister Dietmar Fischer, der die Aktion mit Spannung verfolgt hatte, zeigte sich erleichtert: "Jetzt ist definitiv der letzte Zweifel ausgeräumt, ob wir diesen Baum, der im Baumbuch der Stadt erfasst war, hätten vielleicht doch noch erhalten können."