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Althengstetter Formation in Bad Liebenzell vorn. Wildcard für zweitplatzierte Gruppe aus Weil der Stadt.

Althengstett/Bad Liebenzell - Blasmusik kann weit mehr, als ein Publikum zum Schunkeln anzuregen. Wie groß die Bandbreite ist, zeigten beim Blechduell im Kurpark von Bad Liebenzell sechs Formationen. Den Vorentscheid gewann Jägerberg Brass aus Althengstett.

Von der achtköpfigen Band waren Jury und Publikum gleichermaßen begeistert. Rund 1500 Besucher ließen sich den Wettbewerb an einem sommerlichen Freitagabend in der Kurstadt nicht entgehen. Die sechs Gruppen aus Dennach, Stuttgart, Emmingen, Gomaringen, Weil der Stadt und Althengstett trugen jeweils zwei Titel vor. Einen Pflichtbeitrag hatten sie dafür aus einer vorgegebenen Liste von 66 Melodien ausgewählt, der zweite entsprang eigener Auswahl.

Die Tanzfläche war beim Auftritt der Jägerberg Brass kaum mehr zu sehen. Fans der Althengstetter Brass-Band nahmen sie kurzerhand in Beschlag und überraschten damit Moderator Michael Branik.

Ganz traditionell ließen die Musiker aus dem Gäu zunächst die "Südböhmische Polka" ertönen, ehe sie mit dem Beatles-Song "Hey Jude" ihre Kür darboten. Dabei wurden die Schlachtrufe isländischer Fußballfans laut

Jury auf der Suche nach der mitreißendsten Band

"Wir suchen die mitreißendste Band und das waren eindeutig die beiden, die zuletzt aufgetreten waren", fasste Edi Graf, SWR 4-Redakteur zusammen. Mit drei weiteren Juroren hatte er im Vorfeld die Teilnehmer des ersten Vorentscheids nach gehört und beobachtet. Performance, Dynamik, Balance und Rhythmik, Bühnenpräsenz, Spaßfaktor und Originalität waren die ausschlaggebenden Kriterien.

"Musikalisch waren alle hochwertig, aber einige Teilnehmer wirkten statisch durch die Noten", erläuterte Graf. Dagegen intonierte "Granade Brass" aus Weil der Stadt alle Melodien ohne Noten. Die zweitplatzierte Band erhielt mit "Let me entertain you" und "Koned" eine Wildcard und kann sich kommenden Sonntag noch für das Finale qualifizieren. Sie war Favorit von Juror und Leiter der SWR Big Band Klaus Wagenleiter. "Wir haben ein enges Feld erlebt, aber diese Band hatte den meisten Grove", bescheinigte er allen Teilnehmern Spaß an der Blasmusik.

Insgesamt mehr mitreißende Qualität hätte sich auch Martin Wagner, Ressortleiter Lokales beim Schwarzwälder Boten, gewünscht. Deshalb waren auch für ihn in einem eher durchwachsenen Gesamtresümee die beiden Brass-Formationen herausragend. "Die Jägerberg Brass hatten dabei die Nase vorn", so Wagner zu seinen Favoriten, denen auch Reiner Mäder vom Blasmusikverband Baden-Württemberg den Vorzug gab.

Graf brachte es auf den Punkt: "Die Performance von ›Granade Brass‹, nicht zuletzt durch den Saxofonisten war toll, Jägerberg Brass präsentierte allerdings die größere Vielseitigkeit und bestach unter anderem dadurch, dass ein Musiker vom Tenorhorn auf die Posaune wechselte", fasste der Redakteur zusammen. Und das sahen wohl die Fans des Blechduells, die nicht im Kurpark waren genauso, wie das Ergebnis der Publikumsabstimmung zeigte und am Ende das Jury-Votum bestätigte.