Joachim Eichhorn, Angelika Holzhauer, Eva Schaufelberger und Dietrich Gerhards (von links), suchten bei der Personalversammlung nach Lösungsansätzen. Foto: Schillaci Foto: Schwarzwälder-Bote

Treffen: Lehrkräfte der Region sehen dringenden Handlungsbedarf

Nordschwarzwald. Bei der Personalversammlung des Schulamts Pforzheim im Bad Liebenzeller Kurhaus haben zahlreiche Lehrkräfte aus dem Landkreis Calw, dem Enzkreis und dem Stadtkreis Pforzheim über wichtige und heikle Themen diskutiert.

Zu beklagen gab es einiges. Die Unterrichtsversorgung sorgte für den meisten Redebedarf. Im Zentrum stand der große Mangel an Lehrern. Werden Lehrer oder Lehrerinnen krank, gebe es meist keine Krankheitsstellvertretung mehr, die den Ausfall abdecken könne. Selbst Mütter und Väter, die in den Mutterschutz und in die Elternzeit gehen, können, obwohl die Abwesenheit lange Zeit vorher absehbar ist, nicht ersetzt werden. Die Arbeitsbelastung steigt rapide an, und somit werden Fortbildungen auf ein Mindestmaß heruntergeschraubt.

Eine genaue Datenerfassung der Geburten wäre laut Personalratsvorsitzende Eva Schaufelberger eine erste Hilfestellung. Somit hätte man sechs Jahre Vorlauf und könne sich besser vorbereiten (und gegen den Lehrermangel steuern). Auch helfe es nicht, dass in der Vergangenheit die Ausbildungskapazitäten gekürzt wurden. Eine Ausweitung der Studienplätze sei unabdingbar. "Es müssen dringend Fakten geschaffen werden", äußerte sich Schaufelberger zusammenfassend. Für das künftige Schuljahr mache man sich jedoch wenig Hoffnung auf sofortige Änderungen. Es dürfte weiterhin eng bleiben, und in Zukunft kann man davon ausgehen, dass Stundentafeln gekürzt werden müssen.

Die Gehaltsstrukturen an den Schulen geraten mittlerweile in eine Schieflage. Die beschlossene und erst 2018 in krafttretende Absenkung der Eingangsbesoldung um acht Prozent sei ein sehr später erster Schritt. Die Verschiebung der Besoldungserhöhung für Beamte bedeute aufgrund der Inflationsrate wiederum einen realen Einkommensverlust. "Dass neu eingestellte Lehrer mehr verdienen als ihre langgedienten Kollegen im Nebenraum, ist nicht in Ordnung", sagte Joachim Eichhorn, Personalrat und Rektor der Grund- und Werkrealschule in Niefern.

"Dass man bei der heutigen Personalversammlung um die 300 Teilnehmer zählen konnte, zeigt, wie dringend Handlungsbedarf besteht", stellte Dietrich Gerhards, stellvertretender Vorsitzender des Personalrats, fest. Handlungsbedarf, der in der einstimmig verabschiedeten Resolution gefordert wird. Man halte verschiedene Maßnahmen der Landesregierung für unumgänglich. Der öffentliche Dienst müsse für junge Menschen attraktiver werden. Eine angemessene Besoldung könnte dabei helfen. Lehrkräfte aus Werkrealschulen bräuchten verlässliche und absehbare Zukunfts- und Aufstiegschancen. Auch der reale Aufbau einer verlässlichen Krankheitsreserve sei enorm wichtig.

Dass die verschiedenen Forderungen Geld kosten, sei dem Personalrat bewusst. Jedoch warnt man davor, dass wenn das Thema Bildung in Baden-Württemberg nicht in den Mittelpunkt der Bemühungen gerückt wird, weitaus höhere Folgekosten in allen Bereichen entstehen.