Das Paracelsus-Krankenhaus als Ergänzung in der medizinischen Versorgung zu verstehen, möchten (von links) ärztlicher Leiter und Vorstand Mathias Sauer, Pflegedienstleiter Yong-Chul Singer-Bayrle, Sozialarbeiterin Petra Ulrich, kaufmännischer Leiter Jörg Tergarten, Bürgermeister Dietmar Fischer sowie ärztlicher Leiter und Vorstand Thomas Breitkreuz. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeister Fischer besucht Paracelsus-Krankenhaus / Engere Verknüpfungen zu Stadt und Kreis angestrebt

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Ganzheitliche Medizin oder anthroposophische Therapien gewinnen an Bedeutung. Das zeigt sich einerseits an der steigenden Nachfrage nach diesen Behandlungsformen, andererseits an der zunehmenden Unzufriedenheit vieler Patienten mit einer rein schulmedizinischen Vorgehensweise.

Dieses Anliegens aus der Bevölkerung, insbesondere hier im Landkreis Calw oder in der Region, war sich Dietmar Fischer wohl bewusst, als er sich zu einem Besuch im Paracelsus-Krankenhaus Unterlengenhardt ankündigte. Sowohl als Bad Liebenzeller Bürgermeister als auch als Mitglied des Klinik-Ausschusses im Kreistag lag es in seiner Intention, sich vor Ort ein Bild über die Fachklinik für ganzheitliche Medizin zu machen. Zugleich sollten mit Mitarbeitern der Einrichtung Fragen zur Klinikentwicklung sowie zur Präsenz in Kurstadt und Region, zur Außendarstellung sowie zu einer breiteren Vernetzung mit anderen Kliniken erörtert werden.

Im Paracelsus-Krankenhaus stieß Fischer mit seinem Ansinnen auf offene Türen, denn seit Jahren beschäftigt sich Jörg Tergarten mit dem Thema: "Können wir mit der Stadt noch engere Kontakte knüpfen? Wie können wir noch bekannter werden?" Schließlich seien sie mit rund 165 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber in Bad Liebenzell, gab der kaufmännische Leiter zu bedenken.

"Viele Ärzte aus der Region überweisen ihre Patienten gerne hierher, so dass inzwischen bis zu 70 Prozent der Patienten aus dem näheren Umkreis kommen", schilderte Pflegedienstleiter Yong-Chul Singer-Bayrle die Entwicklung der vergangenen Jahre.

Fischer unterstrich, dass es ihm persönlich – trotz aller anstehenden Rationalisierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen – in erster Linie wichtig sei, dass es den Kliniken hier gut gehe. "Mir liegt daran zu wissen, welche medizinische Versorgung geleistet wird, welche Nischen abgedeckt, in welcher Hinsicht ergänzend gearbeitet wird", fügte er an. Er denke, dass es im medizinisch-therapeutischen Bereich zukünftig kein System der Konkurrenz, sondern der Ergänzung geben müsse.

"Wir sind offen für jegliche Art Kooperation", signalisierten die beiden ärztlichen Leiter, Thomas Breitkreuz und Mathias Sauer. Ihnen lag besonders am Herzen, mit ihrem Haus kein Inseldasein zu führen, sondern ihren Beitrag zu leisten für die medizinische Versorgung der Region. Die Behandlungsschwerpunkte lägen im Bereich der Inneren Medizin mit fünf Stationen, insgesamt 65 Betten, davon sechs Palliativbetten. Ihre Besonderheit sei das integrative Therapiekonzept: die Vereinigung moderner Schulmedizin mit anthroposophischer Medizin und Naturheilkunde.

"Wir sehen uns als eine Art Brückenbauer"

"Wir sehen uns hier oft als Vermittler, als eine Art Brückenbauer", sagte Breitkreuz, "wir möchten mit unseren ganzheitlichen Behandlungsmethoden naturwissenschaftliche Erkenntnisse keinesfalls untergraben, sondern erweitern. Wir wissen sehr wohl, wo unsere Grenzen sind und wo wir die anderen brauchen." Umgekehrt wünsche er sich aber auch von der konventionellen Medizin die Bereitschaft, aus dem anthroposophisch-naturheilkundlichen Bereich das zu übernehmen, was der Heilung des Patienten diene.

"Von vielen Kliniken kommt inzwischen die Bitte, Ärzte zu schicken oder eine Station aufzubauen, die sich an der ganzheitlichen Behandlungsphilosophie orientiert", ließ Sauer wissen. Überzeugt waren letztlich alle Gesprächspartner, dass vieles, auch mit einer gewissen räumlichen Entfernung, gemeinsam zu bewältigen sei: "Lasst uns doch so tun, als ob wir unter einem Dach wären! Lasst uns ein imaginäres Haus bauen!"