Fasziniert lauschen die Teilnehmer einer spirituellen Wanderung mit Pfarrer Dieter Lohrmann (Mitte). Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Spirituelle Wanderung führt durch Bad Liebenzeller Anlagen

Bad Liebenzell (af). "Schau an der schönen Gärten Zier", heißt es in einem bekannten Kirchenlied von Paul Gerhardt. Unter diesem Motto stand aber auch die spirituelle Wanderung, zu der Schwarzwaldverein und evangelische Kirchengemeinde Bad Liebenzell eingeladen hatten.

Pfarrer Dieter Lohrmann führte eine stattliche Wandergruppe durch verschiedene Gärten im Stadtgebiet Bad Liebenzells. Sämtliche Anschauungsobjekte wiesen eine untrennbare Verbundenheit mit dem Haus auf, eine beeindruckende Gepflegtheit des Nutzgartens sowie eine liebevolle und fantasiereiche Gestaltung der gesamten Anlage. In jedem Winkel, in jedem Pflanzenarrangement oder Gemüsebeet war Herzblut und persönliche Hingabe des Gestalters zu spüren.

Lohrmann fand allein 35 Bibelstellen mit dem Begriff Garten; allen voran den Garten Eden, Sinnbild eines vollkommenen Paradieses, oder den Garten Gethsemane, in den sich Jesus kurz vor seinem Tod zum ungestörten Gespräch mit seinem Vater zurückzog. "In allen Religionen drückt der Garten die Sehnsucht des Menschen nach Ordnung und Ruhe aus – ein Garten verkörpert ein Stück geordnete Natur", führte der Theologe aus. Deshalb wird sogar die Seele in dem anfangs erwähnten Lied "Geh aus, mein Herz, und suche Freud" mit einem Garten verglichen.

Viele Bilder eines Gartens können auf elementare Lebensthemen übertragen werden, viele menschliche Sehnsüchte oder Eigenheiten entfalten sich hier: Da erinnerte die unglaubliche Vielfalt an Pflanzen und Beeten im Garten von Karl Killinger an die Weisung Franz von Asissis an seinen Gartenmeister, zwischen all dem Gemüse auch noch Platz für Blumen zu lassen. Dort symbolisierte ein traditioneller Hofbaum auf dem weiträumigen Gelände um die Schlayerburg, dem heutigen Wohnsitz der Familie von Mengersen, die spirituelle Haltung, sich nach oben zu öffnen, sich beschenken zu lassen, zugleich jedoch fest verwurzelt im Leben zu stehen.

"Hier finden wir den größten Weinberg Bad Liebenzells", stellte Lohrmann die gepflegte Gartenanlage von Hermann und Doris Weber vor. "Im Moment laden sie Gäste in ihren Garten ein, dann wieder können sie sich ungestört hinter der dichten Heckenumgrenzung aufhalten", führte der Seelsorger den notwendigen Wechsel an Bedürfnissen vor Augen. Dass der Garten aber auch ein Ort des Staunens, ja sogar der Anbetung sein könne, zeigte sich im Gartengelände der Familien Gengenbach. An einem kleinen Teich sprach der Geistliche den abschließenden Segen und erinnerte dabei an die Bedeutung des Wassers als Lebenselixier.