Groß war die Freude, wenn ein Geschenk in der Gemeinschaftsunterkunft Forchenhalde im Rahmen der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" seinen Empfänger erreichte. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Aktion kommt Menschen im eigenen Ort zugute

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell. Eigentlich hätten die Weihnachtspäckchen im Rahmen der Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" nach Osteuropa gehen sollen. Doch nun freuen sich Flüchtlingskinder in Bad Liebenzell darüber.

Der Gedanke, die in Schuhkartons verpackten Geschenke in diesem Jahr jenen Jungen und Mädchen zukommen zu lassen, die seit wenigen Monaten zusammen mit ihrer Familie in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) Forchenhalde wohnen, kam in der Klasse 6 b der Reuchlin-Realschule Bad Liebenzell auf. Dort arbeitet seit geraumer Zeit ein Mann aus Syrien als Hausmeistergehilfe. Immer wieder waren die Schüler mit ihm ins Gespräch gekommen. Sie hatten ihn dann in Absprache mit Klassenlehrerin Kathrin Lohmeyer in den Unterricht eingeladen, wo er über seine Kriegserlebnisse und Flucht berichtete. "Die Kinder waren so bewegt von dem Gehörten, dass sie spontan beschlossen, den Flüchtlingskindern vor Ort eine Freude zu machen", erinnerte sich Lohmeyer.

Zahlreiche Vorbereitungen

Zweifelsohne hat für viele dieser Kinder, Weihnachten nicht die gleiche Bedeutung wie hierzulande. Und doch spürten sie schon seit Wochen, dass rund um ihren neuen Wohnort ganz besondere Vorbereitungen getroffen wurden: Ein festlich geschmückter Christbaum stand im Eingangsbereich, es wurde oft gesungen oder musiziert und überall fanden Feierlichkeiten und Gottesdienste statt, zu denen auch sie eingeladen worden waren.

Die Übergabe der Geschenke fand im Rahmen einer kleinen Feier in der ehemaligen Caféteria des Blindenheimes statt. Der Raum platzte beinahe aus allen Nähten, hatten sich der Klasse 6b auch noch die 6a und 7b angeschlossen.

Vor dem Christbaum standen unzählige Keyboards, Rhythmusinstrumente, Gitarren und Notenständer einsatzbereit. "Auch die Idee, hier gemeinsam zu musizieren, stammt von unseren Schülern", sagte Lohmeyer.

Rüdiger Krause und Dietmar Lehmann-Schaufelberger vom Arbeitskreis Asyl bedankten sich bei allen Beteiligten, außerdem bei Sozialarbeiter Martin Oesterle, dessen großes Engagement dazu beitrage, dass die Stimmung in der GU so harmonisch sei.

60 Kinder, dazu viele Eltern, aus unterschiedlichen Herkunftsländern harrten währenddessen mit großen Augen der Dinge, die da kommen sollten. Gemeinsam wurden dann deutsche und internationale Weihnachtslieder musiziert; die Realschüler sangen und spielten, die Flüchtlingskinder begleiteten mit Rasseln und Klingeln den Rhythmus des Liedes.

Als aber endlich die Verteilung der Geschenke an die Reihe kam, schien es für die kleinen Gäste kein Halten mehr zu geben: Kinderhände reckten sich in die Höhe, Namen wieder und wieder zugerufen, Geschenke weitergereicht und mit leuchtenden Augen in Empfang genommen. Auch wenn sich die Übergabe mitunter etwas chaotisch und aufregend gestaltete, tat das der allgemeinen Begeisterung keinen Abbruch. Letzten Endes stand für alle Kinder fest: Geteilte Freude ist doppelte Freude!