Bei sommerlichen Temperaturen war die Anzahl der Besucher bei der Bürgerversammlung überschaubar. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Kritik aus Bevölkerung

Bei der Einwohnerversammlung am Donnerstagabend im Kurhaus hat es für die Stadt sowohl Lob als auch Kritik aus der Bevölkerung gegeben. Es ging um die bauliche Entwicklung und die Finanzen.

Bad Liebenzell. "Die Stadt nimmt in diesem Jahr rund 36 Millionen Euro in die Hand, um laufende Einnahmen und Ausgaben sowie Investitionen zu tätigen", stellte Kämmerer Lucas Hansen fest. Davon werden etwa sieben Millionen Euro über Darlehen aufgebracht. Er berichtete, dass bei intensiven Haushaltsberatungen ein ursprüngliches Defizit von 1,2 Millionen Euro beseitigt werden konnte und jetzt im Planansatz sogar ein kleiner Überschuss in Höhe von 13 000 Euro stehe. "Heute können wir die Prognose wagen, dass sich das Ergebnis weiter verbessert", sagte der Kämmerer.

Hansen verwies zum Beispiel auf einen Zuwachs der Gewerbesteuer, der im Januar noch nicht absehbar war. Auch die zurzeit in Diskussion stehende Reduzierung der Kreisumlage wirke sich dann aus. So rechne er gar mit einer Zuführungsrate vom Verwaltungs- (laufender Betrieb) an den Vermögenshaushalt (Investitionen) in Höhe von mehr als 500 000 Euro. Hansen verhehlte aber nicht, dass die finanzielle Gesamtsituation künftig nur das "Nötigste" zulasse, um Ausstattung, Unterhaltung und Sachkosten verschiedener Einrichtungen wie Kindergarten, Feuerwehr oder Schule zu bestreiten.

Gerhard Rentschler waren in diesem Zusammenhang eine "Patronatshaftung", wie er es bezeichnete, für die Freizeit- und Tourismus GmbH (FuT) sowie der Grundstücksverkauf ein Dorn im Auge. "Da wird Vermögen der Stadt verkauft", klagte er. Man könne nicht endlos Baugebiete auf der grünen Wiese ausweisen. Die Struktur der Kurverwaltung nannte er "veraltet". Zudem könne sie die Kosten im laufenden Betrieb nicht bestreiten.

Schultes verweist auf steigende Übernachtungszahlen

"Wir stehen für unsere Tochter gerade und arbeiten offen und transparent, bringen Ihnen Details gerne näher und laden ein, die Gemeinderatssitzungen zu besuchen, denn dort fallen die Entscheidungen, die direkt vor Ort wirken", sagte Fischer. Darüber hinaus lösten Investitionen in den Tourismus eine Umsatzkette aus, die sich sowohl in der Gastronomie, als auch in anderen Gewerbebereichen niederschlagen würden, so das Stadtoberhaupt. Das belegten nicht zuletzt die steigenden Übernachtungszahlen. Er motivierte dazu, sich nicht dem im Nordschwarzwald geläufigen Jammern zu verschreiben, sondern stolz auf das Lebensumfeld zu sein.

Gottlob Blessing brannte indes die Namensgebung für den "Sophi Park" unter den Nägeln. "Der Name passt nicht zu Bad Liebenzell und wir brauchen etwas Klingendes", sagte er. Fischer berichtete, dass man darüber mit dem Investor im Gespräch sei.

"Die Bevölkerung sollte mitmachen", meinte dagegen Arnold Leinweber. "Als Neubürger verfolge ich, dass Punkte und Probleme gelöst werden und man sollte auch das Positive sehen", fügte er hinzu. Fischer lobte das ehrenamtliche Engagement in der Stadt, das er in diesem Ausmaß im Raum Heidelberg nicht gekannt habe.

Viele Baumaßnahmen werden in Angriff genommen

Zusammen mit Rainer Becht und Lothar Windbiel vom Stadtbauamt stellte der Schultes die bauliche Entwicklung in der Kernstadt und den Stadtteilen vor. Ob Freilegung des Lengenbachs, Erweiterung von Bau- und Gewerbegebieten oder Kanalarbeiten, die Bandbreite ist umfangreich. "Sorgenkinder sind der Campingpark und das Areal des Bauhofs", räumte Fischer ein. Die Sanierung des Campingparks dauere bis Ende des Jahres. Am Bauhof werde im Herbst ein Gebäude abgerissen. In beiden Fällen gehe es um das Beseitigen von Schadstoffen.

Abschließend appellierte der Bürgermeister nochmals an die Gäste, stolz auf die Region zu sein.