Als harmonisches Eurythmie-Ensemble präsentieren sich Akiko Hikita, Angela Seitz, Katharina Gleser, Angela Götte und Tamara Koch bei ihrem Programm "…unterwegs…" im Paracelsus-Krankenhaus Unterlengenhardt. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Aglais-Eurythmie-Ensemble in Unterlengenhardt / Mit Poetenseele unterwegs / Begeistertes Publikum

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. So wie ein jeder Weg aus der Ferne kommt, dann unter den eigenen Füßen zur Gegenwart wird und schließlich in der Ferne wieder verschwindet – so beginnt "…unterwegs…" im Paracelsus-Krankenhaus Unterlengenhardt.

Während der Vorstellung des Eurythmie-Ensembles "Aglais" herrschte Totenstille unter den Zuschauern im Blauen Saal.

Zunächst erklangen aus einer schöpferischen Stille heraus nur Worte vom Ursprung der Kunst: "In Urzeit Tagen" von Rudolf Steiner, gefühlvoll rezitiert von Tamara Koch, Sprachgestalterin aus München.

In dem darauf folgenden Dreiminutenspiel "Nascuntur poetae" von Thornton Wilder wurde ein Knabe im vorgeburtlichen Dasein zum Dichter ernannt. Bereits der römische Philosoph Cicero war überzeugt: Dichter werden geboren.

Unverbrüchliches Streben nach Wahrhaftigkeit

In einem überirdischen Raum begegnete der Junge zwei Frauengestalten, die ihn mit seinen zukünftigen Begabungen ausstatteten: Die eine brachte ihm die Freuden, die andere die unumgänglichen Leiden seines bevorstehenden Künstlerlebens. Dichtungen von Friedrich Hölderlin ("Die Jugend" und "Sonnenuntergang") sowie von Rudolf Steiner "Schau in deiner Seele Reich" verdeutlichten die Zerrissenheiten des Lebens, aber auch das unverbrüchliche Streben nach Wahrhaftigkeit.

Die drei Bewegungskünstlerinnen Katharina Gleser aus München, Angela Götte aus Chiemgau sowie Angela Seitz aus Oslo spiegelten dabei die Erfahrungen, die eine Poetenseele im Laufe ihres Daseins "unterwegs" auf der Erde machen kann, eindrucksvoll wider: In wechselndem Farbenspiel, von strahlend-warmem Gelb bis zu durchdringend-kühlem Blau, mit ausdrucksstarken Bewegungen, mal sanft schwebend und seelenvoll, ein andermal emphatisch und mit großer Leidenschaft, einzeln oder als harmonisches Ensemble erfüllten sie die Welt eines Dichters mit Leben und Gefühl.

Es gibt auch fröhliche Seiten eines Kunstschaffenden

In inniger Verbindung zu Wort und Bewegung, Farbe und Stimmung standen immer wieder die musikalischen Beiträge mit Werken von Hans-Georg Burghardt ("Bagatelle Nr. 3 und 2 aus Op. 71"), von Wolfgang Amadeus Mozart ("Fantasie in d-moll") sowie zwei Sätzen aus der späten Klaviersonate Op. 110 in As von Ludwig van Beethoven, die von Akiko Hikita aus Kassel meisterlich auf dem Klavier gespielt wurden.

Dass das Leben und Wirken eines Kunstschaffenden indessen auch fröhliche Seiten aufweist, belegten die Humoresken von Daniell Porsche "Der Kammersänger" oder "Lautmaler", von Winfried Paarmann "Geranien" sowie von Ingo Baumgartner das Gedicht "Schmetterling". Gleichsam jenes Wesens, das aus der Verpuppung befreit in Licht und Luft weit in die Welt zieht und auf dessen Namen "Aglais" zurückgeht, so entschwanden die Künstlerinnen mit nahezu lautlosem Flügelschlag wieder in himmlische Sphären. Lediglich die Begeisterung des Publikums holte sie wieder ins irdische Geschehen, sprich auf die Bühne, zurück.