Gudrun Pollmann liest aus ihrem Krimi "Melancholie der Berge"
Von Wolfram Eitel
Bad Liebenzell. Anlässlich des Riese Erkinger Festes präsentierte sich die Bad Liebenzeller Stadtbibliothek mit einer Lesung aus dem Korsika-Krimi "Melancholie der Berge" der einheimischen Autorin Gudrun Pollmann.
"Ich bin überwältigt", freute sich Bibliotheksleiterin Anne Karin Benke über das große Publikumsinteresse. Etwa eine halbe Hundertschaft von Literaturfreunden füllte die Stuhlreihen. Zunächst recht behutsam begann Gudrun Pollmann ihren Gästen von den dramatischen Ereignissen rund um die Hauptperson Pasquin vorzulesen: Wie er nach einem Unfall im Krankenhaus auf Korsika aus dem Koma erwacht und versucht, sich zurechtzufinden. Aber das scheint aussichtslos, der Mann hat sein Gedächtnis verloren.
Mit ruhiger Diktion beschreibt die Autorin die dramatischen Situationen, in die der Patient auf der Suche nach seinem bisherigen Leben von nun an hineingerät. Angenehm fließend und in gewählter Ausdrucksform erreichen die Sätze der im hochdeutschen Niedersachsen aufgewachsenen Autorin das konzentriert lauschende Publikum: Die hochstehende Sonne, die Autofahrt mit einem klapprigen Vehikel am Strand entlang und durch eine wilde Berglandschaft hinauf zu einem einsamen Schäferhäuschen. Die Zuhörer lassen sich schnell in die mediterrane Stimmung Korsikas entführen. Wesentlichen Anteil daran hat die sorgfältige und detaillierte Beobachtung von Landschaft sowie handelnden Personen, mit der das Buch auf angenehme Weise immer wieder überrascht. Dazu, in kleinen Pausen eingespielt, altkorsische Musik mit stimmungsreichem, zuweilen polyfonischem Gesang und Instrumentenspiel.
So friedlich wie bei den grasenden Schafen auf Bergeshöhen sieht es im Innenleben des amnesischen Pasquin jedoch nicht aus. Dort tobt ein erbitterter Kampf um jedes einzelne Mosaiksteinchen aus seinem früheren Leben. Stück für Stück kommen Erinnerungen zurück, mit ihnen aber auch die Schatten der Vergangenheit: Lügen, Mord und Totschlag, Liebe, Macht und Eifersucht, neben Sonnenschein auch tiefe Abgründe, gespickt mit terroristischen Facetten aus dem korsischen Widerstandskampf. Dazu eine dezente Portion kribbeliger Erotik, so bleibt das Buch spannend bis zum Ende. Noch lange, nachdem die letzten Sätze verklungen waren, scharten sich die Gäste um die Autorin. "Und bald mit einem neuen Roman", rief ihr die überglückliche Bibliotheksleiterin zum Abschied zu.
