Tagesmutter Helga Stoll hält sich mit ihren Kindern am Liebsten in ihrem großen Garten in Maisenbach auf, aber auch auf ausgedehnten Spaziergängen durch Feld und Wald. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Helga Stoll kümmert sich seit 17 Jahren um das Erziehen von Kindern / Entscheidend ist das eigene Vorbild

Von Andrea Fisel

Bad Liebenzell. "Wenn ich ein Kind erziehen will, brauche ich eine Beziehung zu ihm", weiß Helga Stoll aus Maisenbach aus ihrer nunmehr 17-jährigen Tätigkeit als Tagesmutter.

Denn dass sie für die ihr anvertrauten Kinder einen Erziehungsauftrag hat, steht fest: "In der Zeit, in der Eltern ihre Kinder in meine Obhut geben, reichen sie auch den Auftrag zu erziehen an mich weiter." Helga Stoll sieht in ihrer beruflichen Tätigkeit nicht nur ein einfaches Betreuungsangebot, sie möchte den Kleinen ein wirkliches Zuhause bieten. Schon früh erkannte Helga Stoll ihre Leidenschaft, sich mit Kindern zu beschäftigen. So entschied sie sich nach ihrer Ausbildung als Zahnarzthelferin auch noch für den Beruf als Heilerziehungspflegerin. Für die Tätigkeit als Tagesmutter schloss sie sich dem früheren Tageselternverein in Hirsau an und absolvierte dort einen Qualifizierungskurs.

Bereits bei der Erziehung ihrer eigenen, inzwischen erwachsenen Kinder hielt sie Regeln und sich täglich wiederholende Rituale für sehr wichtig: "Schuhe ausziehen, vor dem Essen Hände waschen oder eine Ruhepause nach dem Mittagessen gehören bei uns zum alltäglichen Ablauf." Mit "uns" sind bis zu fünf Jungen und Mädchen gemeint, die sie manchmal gleichzeitig betreut. Die Altersspanne der Tageskinder reicht dabei von wenigen Monaten bis zu zwölf Jahren. "Das Jüngste war anfänglich vier Monate alt", erinnert sie sich.

Die dreifache Mutter ist sich bei ihrer Arbeit wohl bewusst, welche Vorbildaufgabe sie dabei hat. "Mein Ziel ist es, selbst Vorbild zu sein", bekennt sie. Wenn Kinder lernen sollen, sich zu bedanken, aufzuräumen oder sich sozial zu verhalten, müssten sie das bei jemandem abgucken können. Am liebsten hält sich Helga Stoll zusammen mit ihren Schützlingen im Freien auf: "Die Kinder wollen dann immer mitarbeiten. Wir hängen Wäsche auf, mähen Rasen oder arbeiten im Gemüsegarten." Ein Mini-Rasenmäher, ein Kinder-Schubkarren oder kleine Gartenwerkzeuge stehen zum Einsatz bereit.

Aber auch beim Aufenthalt im Haus stehen Hausaufgabenbetreuung, Gesellschaftsspiele, Vorlesen oder kreatives Basteln auf dem Programm. "Kinder spielen bei mir nicht am PC!", unterstreicht Stoll. "In Ausnahmefällen sehen wir zusammen einen Film." Zwar halte sie sich immer in der Nähe ihrer Schützlinge auf, könne erklären, helfen oder auch einmal Streit schlichten, jedoch sollten die Kinder sich auch zeitweise alleine beschäftigen: "Kinder wollen auch eigene Ideen entwickeln oder etwas selbstständig leisten."

Mit den Eltern, die ihre Kinder bringen wollen, bespricht Stoll im Vorfeld diese Grundsätze. "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen", lautet in diesem Zusammenhang eine von ihr bevorzugte Aussage. Auch beim täglichen Abholen hält sie einen kurzen Tagesrückblick– sei es auch nur an der Haustüre, während das Kind seine Schuhe anzieht – für unverzichtbar: "Vertrauen ist wichtig." Zu vielen Ehemaligen hat sie heute noch Kontakt, oft entwickelten sich daraus echte Freundschaften; bei drei Kindern ist Helga Stoll sogar Patin.

Der Fachdienst für Kindertagespflege unterstützt Eltern bei der Vermittlung von Betreuungsangeboten für Kinder in Tagespflege. Auch bei Interesse an der Tätigkeit einer Tagesmutter stehen die dortigen Ansprechpartner zur Verfügung: Silvia Murphy oder Michèle Maisenbacher, Telefon 07051/16 01 46.