Claudia Gäckle (rechts) mit "ihren" Kindern an der großen Werkbank mitten im Wald. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Viel Spaß bei besonderer Ferienaktion / Workshops rund ums Motto "Nomaden"

Von Axel H. Kunert

Bad Liebenzell-Unterhaugstett. Was für ein Kindertraum. Waldwochen in Bad Liebenzell. Drei Wochen lang, noch bis zum 23. August, dürfen jeweils 40 bis 50 Kinder auf dem Gelände des Waldkindergartens in Unterhaugstett nach Herzenslust basteln, kreativ sein, herumtoben, spielen, "Günther" unter Dampf setzen. Und – am allerwichtigsten: unendlich viel Spaß haben.

Claudia Gäckle und Kristin Stromer haben hier in diesem Jahr erstmals das Sagen. Nachdem die langjährige Initiatorin der Waldwochen, Elfriede Heesgens, nicht mehr zur Verfügung stand, hatten sich Messnerin Gäckle und Studentin Stromer (sie studiert soziale Arbeit; will später in die Jugendbetreuung) bereits Ende 2014 bereit erklärt, die Organisation der beliebten Kinderferienaktion zu übernehmen. Seit November wurde das zehnköpfige Betreuerteam akquiriert, Ideen für das genaue Programm zusammengetragen und Material für die verschiedenen kreativen Workshops gesammelt. "Schon viel Arbeit", sagt Stromer, die selbst im benachbarten Möttlingen wohnt. "Auch sehr viel Verantwortung." Aber gemeinsam mit Claudi (Claudia Gäckle) habe sich das alles sehr gut erledigen lassen.

Im Moment ist Claudi mit ihren Workshop-Kindern mitten im Wald an einer hier aufgestellten Werkbank am Arbeiten. Motto der Waldwochen in diesem Jahr: Nomaden. "Das passt gut zu uns hier im Wald", erläutert Gäckle. Nomaden seien ständig unterwegs, stellten viele Dinge des Alltags noch selber her, lebten in und mit der Natur. Und sie seien in allen Kulturen zuhause. An der Wald-Werkbank wird im Augenblick gewebt und mit Holz gewerkelt, wobei nicht ganz klar wird, was aus den Holzstücken noch so werden soll. Und eines der Kinder auch gerade lieber die Werkbank selbst ansägt – aber nur ein bisschen. Bis zum Nachmittag, soviel ist aber klar, soll das, was gewerkelt wird, fertig sein. Denn dann kommen die Eltern ein bisschen früher als sonst selbst in den Wald – um einerseits ihre Kinder abzuholen. Aber um andererseits auch die eigens für sie aufgebaute Waldausstellung zu bewundern, in der die Kinder die Ergebnisse ihrer kreativen Arbeiten vorstellen werden.

Die siebenjährige Reem ("Dieser Name ist arabisch!") wird dann ihren kleinen Wollteppich präsentieren, den sie kreisrund aus kuschelweicher Wolle gefertigt hat. Zuvor habe sie einen Traumfänger gebastelt. Reem ist auch dafür zuständig, mit der ebenfalls selbst gemachten knallgelben Kreide Pfeile auf den Weg in den Wald zu malen, damit die Eltern später auch ganz genau wissen, wo sie denn nun hin müssen zur Waldausstellung. Und sich nicht etwa in dem "dunklen, finsteren Wald" verirren. Wobei – "das wildeste hier im Wald sind sicher die Kinder", lacht Gäckle. Und vielleicht die Wespen, die schon das ein oder andere Kind in diesem Jahr malträtiert haben. "Aber im Großen und Ganzen lief alles bisher sehr glimpflich ab", sagt Kristin Stromer mit einem echten Stoßseufzer. Denn zum echten Leben in der Natur gehört auch das Holzhacken (mit scharfen Beilen) und das Feuermachen.

Für Letzteres ist der stets dich umlagerte "Günther" zuständig – so heißt der große Feuerkessel, auf dem hier draußen immer das Wasser für den Abwasch heiß gemacht wird. Warum der ausgerechnet Günther heißt? "Weil’s draufsteht", weiß der achtjährige Florian. Irgendeine Firma Günther scheint den eindrucksvoll dampfenden Kessel hergestellt zu haben. "Wir sagen dann immer, die Dampflok qualmt", erläutert Florian. Schuld daran seien die ein oder anderen Experimente mit dem, was da alles zum Brennen so rein wandern könne. Alles natürlich unter den strengen – naja, zumindest aufmerksamen Augen der größeren Betreuer.

Und mit Blick auf den wirklich beeindruckenden Eifer der Kinder bei all ihren Unternehmungen kommentiert Kristin Stromer: "Ja, Fernsehen und so etwas wie Smartphones sind auf einmal ganz, ganz weit weg. Das vermisst hier keiner." Ein echtes Paradies fürs Kindsein eben. Ob sie denn im nächsten Jahr wieder dabei sei; und mit den Waldwochen diesen Kindertraum einmal mehr wahrwerden lasse? Das müsse man sehen, erläutert die 22-jährige Studentin. Aber grundsätzlich stünde sie gerne dafür wieder zur Verfügung.