Sie haben sich intensiv mit der DDR und dem Zusammenbruch des SED-Regimes beschäftigt, weil sie in irgendeiner Form selbst davon betroffen waren (von links): Gerhard Treichel, Ines Veith sowie Rüdiger und Marion Krause. Foto: Krokauer

Vier Bad Liebenzeller und Gast aus Mittelsachsen sprechen über Erfahrungen in DDR.    

Bad Liebenzell - Vor 25 Jahren ist die Berliner Mauer gefallen. Aus diesem Anlass berichten vier Bad Liebenzeller Bürger und ein Gast aus Mittelsachsen über ihre Erfahrungen mit dem SED-Regime.

Dazu lädt der SPD-Ortsverein Bad Liebenzell/Unterreichenbach am Samstag, 15., und Sonntag, 16. November, in das Thermenhotel in Bad Liebenzell ein. Trotz der Sperrung der Straße zwischen Bad Liebenzell und Calw ist das Thermenhotel von Bad Liebenzell aus erreichbar.

Die beiden stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden der Sozialdemokraten, Elfriede Heeskens und Yossri Sabri, organisierten die Veranstaltung. Sie findet zwischen 17 und 19.30 Uhr statt.

Zuerst ist Gerhard Treichel an der Reihe. Der Zeitzeuge und Autor des Buches "Sehnsucht nach Freiheit", der inzwischen in Bad Liebenzell lebt, berichtet aus seiner Leipziger Zeit kurz vor dem Durchbruch zur Freiheit. "Wir wollten ein Volk sein", so Treichel. Das sei damals die Sehnsucht der Bürger gewesen. Treichel würde sich aber heute mehr Geschichtsbewusstsein wünschen, sagte er in einem Pressegespräch im Bad Liebenzeller Rathaus, bei dem es über die Veranstaltung im Thermenhotel ging.

Bewegend sind die Lebensläufe von Marion und Rüdiger Krause. Sie wuchs in der DDR auf, er in der Bundesrepublik. Trotz dieser unterschiedlichen Voraussetzungen haben sie sich kennen und lieben gelernt. Beide verband ihr kirchliches Engagement. Im Jahre 1985 und damit lange vor dem Fall der Mauer haben sie geheiratet. Rüdiger Krause ist auch heute noch politisch engagiert. Er gehört der SPD an und ist Ortschaftsrat im Bad Liebenzeller Stadtteil Beinberg. Er betont, wie wichtig es sei, frei wählen und reisen zu dürfen. Es gehe um freie Lebensentwürfe, ergänzt seine Ehefrau Marion.

"Die Frau vom Checkpoint Charlie"

Die Journalistin und Autorin Ines Veith wiederum berichtet über die Entstehung ihres Buches "Die Frau vom Checkpoint Charlie". Dabei geht es um den verzweifelten Kampf einer Mutter um ihre Töchter. Jutta Gallus war nach einem gescheiterten Fluchtversuch von den DDR-Behörden inhaftiert worden. Ihre Töchter Claudia und Beate kamen ins Heim. Als Gallus nach zwei Jahren vom Westen freigekauft wurde, begann sie den Kampf um die Kinder. Bei Wind und Wetter stand sie mit einem Plakat am Checkpoint Charlie. "Gebt mir meine Kinder zurück", lautete ihr Protest. Erst nach vier Jahren durfte sie wieder ihre Töchter in die Arme schließen. Das Buch wurde als zweiteiliger Spielfilm für die ARD und Arte mit Veronica Ferres in der Hauptrolle verfilmt. Das dreistündige Werk ist am Sonntag zwischen 16 und 19.30 Uhr im Thermenhotel zu sehen. Dazwischen gibt es eine Pause mit Häppchen und Getränken. Bei ihrem Vortrag am Samstag schildert Ines Veith, wie der Film entstanden ist und welche Schwierigkeiten es zu überwinden galt. Veith, in Mecklenburg geboren, befasst sich seit vielen Jahren mit den Schicksalen politischer Flüchtlinge.

Am Samstag ist zudem die SPD-Bundestagsabgeordnete Simone Raatz zu Gast. Sie schildert ihre Eindrücke aus dem Herbst 1989 im sächsischen Freiberg. Nach den Vorträgen haben die Besucher die Möglichkeit zur Diskussion. Der Abend wird umrahmt mit Bildern, Musik, Gesprächen und einem Büchertisch.