Benjamin Hirtsiefer ist in Bad Liebenzell der neue Golfclubmanager. Foto: Fritsch

36-Jähriger lobt familiäre Atmoshäre des 1988 gegründeten Vereins. Jüngstes Mitglied ist vier Jahre alt.

Bad Liebenzell - Die ersten 100 Tage hat der neue Clubmanager Benjamin Hirtsiefer hinter sich gebracht. Hirtsiefers neuer Arbeitgeber, der Golfclub Bad Liebenzell, ist nach seiner Auffassung etwas Besonderes.

Ein großer Vorteil des 1988 gegründeten Vereins ist nach Meinung des 36-jährigen gebürtigen Kölners die familiäre Atmosphäre. Das Einzugsgebiet des knapp 1000 Mitglieder zählenden Vereins reicht von Pforzheim über Calw bis Stuttgart. "Einige Gründungsmitglieder spielen noch immer", freut sich Hirtsiefer.

Diese Pioniere haben verfolgt, wie sich die Strukturen allmählich entwickelten. Das Golf spielen gehöre nämlich zu den wenigen Sportarten, bei dem die Interessierten letztendlich ihre Anlage selbst erstellen müssten, macht Hirtsiefer deutlich. Schließlich habe auch ein Clubhaus gebaut werden müssen.

Und welche Voraussetzungen bringt Hirtsiefer für seine neue berufliche Aufgabe mit? Er studierte Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Finanzierung und Controlling an der Technischen Universität in Chemnitz. Anschließend ließ er sich durch den Deutschen Golfverband zum Golfbetriebswirt ausbilden. Dieser hat seinen Sitz in Wiesbaden. Die Ausbildung fand in Hennef statt. Danach war er fünf Jahre Geschäftsführer des Golfclubs Chemnitz, bevor er im März nach Bad Liebenzell wechselte. Er wurde Nachfolger von Martin Brand, der zehn Jahre beim Golfclub Bad Liebenzell arbeitete. Solch lange Verweildauern sprächen für die Kontinuität im Verein, sagt Hirtsiefer.

Um die Zukunft zu sichern, setzt der Golfclub Bad Liebenzell auf die Jugendarbeit. So gibt es Angebote für Familien und Jugendliche. Dafür wurde der Verein bereits vom Baden-Württembergischen und Deutschen Golfverband ausgezeichnet.

Für Jugendarbeit ausgezeichnet

14 Prozent der knapp 1000 Mitglieder seien 21 Jahre und jünger. "Damit liegen wir deutlich über dem Durchschnitt", sagt Hirtsiefer. Eng arbeite der Golfclub mit den Schulen zusammen. So gebe es ein Projekt mit dem Namen "Abschlag Schule". Pro Schule würden einmal pro Woche 20 Kinder kostenlos zum Golftraining gefahren, um 90 Minuten lang zu üben. Die Fahrtkosten trügen der Golfclub Bad Liebenzell sowie der Deutsche Golfverband. Zudem biete der Verein jeden Mittwoch ein kostenloses Schnuppertraining für Kinder an.

Ex-Nationaltrainer unter den Übungsleitern

Für die diversen Übungseinheiten stehen zwei rundum ausgebildete Golflehrer zur Verfügung. Darunter ist Rainer Mund, ehemaliger Nationaltrainer des Deutschen Golfverbandes. Hinzu kommen sieben Jugendtrainer.

Hirtsiefer kann Golfspielen nur wärmstens empfehlen. Es eigne sich besonders zum Abschalten. Der Spieler sei körperlich und geistig gefordert. Drei Viertel aller Muskeln würden betätigt, so Hirtsiefer. Auf einer 18-Loch-Anlage sei ein Spieler zwischen sieben und elf Kilometer unterwegs. "Man muss sich voll konzentrieren", so der Clubmanager. Er selbst hat mit 28 Jahren und damit relativ spät angefangen. Doch sei es nie zu spät, damit zu beginnen. Zudem könne der Sport bis ins hohe Alter ausgeübt werden, versichert Hirtsiefer. Der älteste Spieler im Golfclub Bad Liebenzell sei 85 und der jüngste vier Jahre alt.

Dazu braucht man aber auch einen entsprechenden Platz. Stolz sagt Hirtsiefer, dass eine 18-Loch-Anlage wie diejenige in Bad Liebenzell im Durchschnitt ein Budget von circa 1,5 Millionen Euro habe. Das sei vergleichbar mit einem mittelständischen Unternehmen. Der Golfclub Bad Liebenzell hat elf hauptamtliche Mitarbeiter, davon sieben Greenkeeper. Die Anlage will schließlich gepflegt sein. So muss der Rasen immer eine Länge von dreieinhalb Millimetern haben. Er ist regelmäßig zu düngen. Die Bad Liebenzeller Anlage hat eine Fläche von 75 Hektar. Headgreenkeeper und damit Leiter derjenigen, die für die Rasenpflege zuständig sind, ist Axel Schwemmle. Die Ausbildung dazu ist erst möglich, wenn jemand zuvor einen grünen Beruf erlernt hat wie zum Beispiel Gärtner, Forst-, Landwirt oder Winzer.

Vehement zurück weist Hirtsiefer den immer mal wieder geäußerten Vorwurf zurück, Golfer seien Umweltsünder. Zu den 75 Hektar des Golfplatzes in Bad Liebenzell gehörten auch Ausgleichsflächen, die der Natur überlassen blieben: "Das ist ein Refugium für Flora und Fauna." Dort, wo es einen Golfplatz gebe, steige die Anzahl der Tierarten, so Hirtsiefer.

Ralf Heineken, Pressesprecher des Umweltministeriums in Baden-Württemberg, teilte dazu auf Anfrage des Schwarzwälder Boten mit, dass seinem Haus keine konkrete Untersuchung bekannt ist, anhand derer eine Zunahme der Biodiversität auf oder durch die Anlage von Golfplätzen belegt werden könne. Grundsätzlich aber gelte, dass bei einem gut geplanten Golfplatz in der Regel die erforderlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen entsprechend realisiert worden seien. Aufgrund dieser Ausgleichsmaßnahmen könne es mittelfristig zu einer positiven Entwicklung der Biodiversität auf einem Golfplatz kommen.

"Meist wurden Golfplätze auch in Bereichen realisiert, die vorher landwirtschaftlich genutzt wurden und ohnehin Defizite bei der Artenvielfalt aufwiesen", so Heineken. "Eine generelle Aussage über den Zusammenhang ›Golfplatz und Biodiversität‹ ist aber nicht sinnvoll möglich. Als Problem verbleiben auch immer die eigentlichen, golfsportlich genutzten Flächen, die intensivst genutzt werden und sehr artenarm sind", ergänzte Heineken.