Wegen für das Kronen Hotel in Bad Liebenzell ausgegebener Gutscheine gab es Ärger. Foto: Krokauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Tourismus: Der Besitzer des Hauses, Udo Kickbusch, will mit Kompromissangebot Wogen glätten / Beschwerden von Kunden

Sie wollten im Kronen Hotel in Bad Liebenzell ein paar schöne Tage verbringen und kauften Gutscheine vom Reisegutscheinanbieter, der Animod GmbH. Doch dann ist es anders gekommen. Das sorgte unter Gutscheinbesitzern für großen Ärger.

Bad Liebenzell. Das Kronen Hotel hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Seit 2009 stand das Haus leer. Im Mai 2014 wurde es wiedereröffnet. Am 1. August 2016 kaufte Udo Kickbusch das Anwesen. Eigentümer wurde die Kickbusch Vermögensverwaltungs-GbR. Diese verpachtete das Haus zunächst weiter an die bisherigen Eigentümer. Sie führten das Hotel weiter bis Ende Februar.

Am 1. März übernahm die Kickbusch Hotelbetriebs-GmbH als Pächter das Haus. Die vorherigen Eigentümer und Betreiber hatten fleißig Gutscheine verkauft. Kickbusch rechnete damit, dass die die Gutscheine zum Großteil eingelöst seien – ein Irrtum, wie sich später herausstellte. Kickbusch sieht seine Hotelbetriebs-GmbH nicht als Rechtsnachfolgerin der Betreibergesellschaft der Vorgänger.

Wer muss nun für die Gutscheine aufkommen? Diese Frage sorgt seit einiger Zeit für großen Ärger unter den Gutscheinbesitzern. Diese sieht Kickbusch neben seiner Hotelbetriebs-GmbH als die eigentlich Leidtragenden der ganzen Sache.

Und wie sieht es mit der ehemaligen Geschäftsleitung aus, die nicht namentlich in der Zeitung genannt werden möchte? Diese sagt, dass sie das Hotel unter Wert verkauft habe, weil es die Sache mit den nicht eingelösten Gutscheinen gegeben habe. Das wiederum bestreitet Kickbusch. "Keiner hat vor drei Jahren die Situation bewusst herbeigeführt", sagt Kickbusch.

Trotzdem kommt Kickbusch den Gutscheinbesitzern entgegen. Sie bekommen zwar nicht alles, was auf dem Gutschein steht. Ein Schwimmbad existiert ohnehin nicht mehr. Aber es gibt im Rahmen der Laufzeit jeweils Übernachtung und Frühstück als Gegenwert für einen Gutschein. Bedingung ist, dass die Gutscheine noch gültig sind. Die Laufzeit liegt bei drei Jahren. Weit mehr als 100 mal habe er so auf seine Kosten Gutscheine eingelöst, macht Kickbusch gegenüber dem Schwarzwälder Boten deutlich: "Ich versuche, aus einer schwierigen Situation das Beste zu machen." Nach Aussage seiner Vorgänger seien bis Ende des Jahres alle Gutscheine abgelaufen, so Kickbusch. "Bis jetzt habe ich nichts Gegenteiliges gehört." Momentan befänden sich noch rund 160 von ihnen in der Pipeline.

Und wie zufrieden sind die Kunden? "99 Prozent der Gäste, die diese Gutscheine eingelöst haben, konnten wir für uns gewinnen", sagt Kickbusch. Es habe sehr positive Rückmeldungen gegeben. Er räumt aber auch ein, dass es schlimme Kommentare gegeben habe.

Ehepaar Liegmann ist unzufrieden

Zu den Unzufriedenen zählen Birgit und Günter Liegmann aus Osnabrück. Sie hatten einen Gutschein über sieben Tage. Schon mit der Bestätigung der Buchung habe es Irritationen gegeben, so Liegmann. Zunächst sei keine Bestätigung der Meldung gekommen. Dann habe es geheißen, dass gar keine Buchung vorliege. Später sei sie dann doch noch gefunden worden. Nach rund sechs Stunden Fahrt habe der neue Betreiber bei ihrer Ankunft gesagt, dass sich einiges geändert habe und er die Gutscheine so nicht mehr akzeptiere. Es gebe kein Abendessen. Der Wellnessbereich habe nicht mehr existiert, mussten die Liegmanns feststellen. Sie beschlossen das Ganze zu "schlucken". Das WLAN habe die ganze Woche nicht funktioniert. Die Duschen seien am ersten Morgen kalt gewesen. Das Frühstück bezeichnete Liegmann als "bescheiden". Am ersten Morgen sei der Kaffee kalt, am zweiten lauwarm gewesen. Die Bedienung habe jedoch am zweiten Morgen behauptet, dass der Kaffee heiß sei. "Die Brötchen waren nicht gut", sagt Liegmann. Ein ehemaliger Kollege von ihm, fügt er hinzu, habe beschlossen, die Brötchen demonstrativ vom Bäcker zu holen. Das sei aber noch zu Zeiten des alten Betreibers gewesen.

Aufgrund ihrer Erfahrungen beschlossen die Liegmanns, einen Tag früher abzureisen. Zum Abschied hätten sie zum Betreiber gesagt, dass das Kronen Hotel nicht ihre erste Wahl sei. Dieser habe geantwortet, dass er das gut verstehen könne. Günter Liegmann versichert, dass sie sehr genügsam und keine notorischen Nörgler seien. In einem anderen Fall traf es Liegmann noch schlimmer. Da hatte das Hotel sogar dicht gemacht. Das Geld war weg. Eines steht für ihn fest: Hotelgutscheine kauft er nicht mehr.

Das mit den Liegmanns befreundete Ehepaar Monika und Hans-Werner Rehers, ebenfalls aus Osnabrück, wollte auch im Kronen Hotel übernachten. Monika Rehers jedoch erkrankte kurz vor der Reise. Der Trip wurde vorerst abgesagt. Als sie die Schilderungen der befreundeten Liegmanns hörten, beschlossen sie, zu Hause zu bleiben. Hans-Werner Rehers sagt, dass ihr Gutschein in Höhe von 399 Euro Ende Mai verfällt. Doch er will sehen, was man rechtlich noch machen kann.

Vonseiten der ehemaligen Geschäftsleitung des Kronen Hotels war zu erfahren, dass das Ehepaar Liegmann den Gutschein eingelöst habe. Sie räumt ein, dass es mit der von Kickbusch angebotenen Leistung "unzufrieden" gewesen sei. Das Ehepaar Rehers habe einen Termin für die Buchung bekommen. Wegen der Erkrankung von Monika Rehers habe das Ehepaar die Reise nicht angetreten, wie die ehemalige Geschäftsleitung bestätigte.

Sauer auf die Verantwortlichen beim Kronen Hotel ist auch Herbert Schaal aus Nürtingen. Nachdem eine Buchung wegen der verminderten Leistung des Hotels nicht zustande gekommen war, entschloss sich Schaal zu einer Stornierung. Er beklagte sich darüber, dass ein Gutschein in Höhe von 169 Euro bislang überhaupt nicht erstattet worden sei und für den zweiten statt der 169 nur 149 Euro bezahlt worden seien. Die ehemalige Geschäftsleitung des Kronen Hotels teilte dazu dazu auf Nachfrage mit: "Das Geld wurde zu 100 Prozent ausbezahlt." Außerdem versichert sie: "Wir tun alles, um Kunden zufriedenzustellen."

Auch Animod als Vermittler mit Sitz in Köln übt Kritik an Kickbusch. Als Kaufmann hätte dieser beim Erwerb des Hotels die Bücher prüfen müssen, findet Ira Hielscher, Geschäftsführerin von Animod. Ihr Unternehmen komme Kickbusch entgegen, indem Animod auf die Provision verzichte.

Boris Schmit, Buchhalter mit Prokura bei Animod, ist besorgt um den guten Ruf des eigenen Unternehmens. Man habe deshalb einen Anwalt eingeschaltet.

Ein drohender Gerichtsprozess zwischen Animod und Kickbusch scheint jedoch zumindest vorerst vom Tisch zu sein. Erleichtert stellt Kickbusch fest, dass der Hotelvermittler sein Kompromissangebot anzunehmen scheint. Momentan werde keine Klage erhoben, sagt Animod-Geschäftsführerin Hielscher. Es sei zwar nicht optimal. Aber zumindest könnten die Leute anreisen, macht sie deutlich.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Trotz des Ärgers mit den Gutscheinen blickt Kickbusch optimistisch in die Zukunft. Seit 1. März ist auch das Restaurant wieder geöffnet. Dort gibt es Mittag- und Abendessen. Es werde immer besser angenommen, so Kickbusch. Auch mit dem Hotel ist der Hotelkaufmann und Betriebswirt zufrieden. Sehe man von der Gutscheingeschichte ab, so entwickelten sich sowohl das Hotel als auch das Restaurant so, wie er sich das vorgestellt habe.

Auch Bad Liebenzells Tourismus-Direktorin Kerstin Weiss hat ein Interesse daran, dass sich die Wogen wieder glätten. Es gebe eine enge Kooperation zwischen der Freizeit und Tourismus Bad Liebenzell GmbH und Kickbusch, um den Hotelbesitzer zu unterstützen.