Den "King" mit seinen Graffiti im Ulmenweg in Bad Liebenzell wird es bald nicht mehr geben. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Städtischer Bauhof wird verlagert / Kalthalle für Unterbringung von Gerätschaften geplant

Das Außenlager des Bauhofs Bad Liebenzell im Ulmenweg wird voraussichtlich im kommenden Jahr aufgelöst. Die Ära "King" scheint also ihrem Ende entgegenzugehen.

Bad Liebenzell. Der "King", wie das marode Gebäude in der Bevölkerung schlicht genannt wird, stammt noch aus der Zeit, als das Unternehmen "King KG", später umbenannt in "Regula-Werk King & Bauser GmbH", in der Zeit von 1938 bis 1960 in Bad Liebenzell Fotoapparate, in den nachfolgenden Jahren Blitzgeräte für Fotoapparate herstellte. Mit einer Produktion von rund fünf Millionen Kameras gehörte das Werk zu den erfolgreichsten deutschen Kameraherstellern der Nachkriegszeit. Im Jahre 1984 ging das Unternehmen jedoch pleite.

Nun könnte mit dem Abriss des in unmittelbarer Nachbarschaft zur Nagold gelegenen Gebäudes jene Firmengeschichte endgültig abgeschlossen sein. Doch weit gefehlt! Die "Altlasten" aus jener Zeit werden Verwaltung und Gemeinderat noch eine Menge Kopfzerbrechen bereiten.

Denn Bad Liebenzell ist vom einstigen Erfolg dieses Unternehmens nicht nur die halbverfallene, von jugendlichen Graffiti-Sprayern bunt verzierte Bauruine geblieben, sondern auch die leichtflüssigen chlorierten Kohlenwasserstoffe (LCKW).

Kontamination mit Schadstoffen

Diese Chemikalien wurden einst zur Entfettung von Metallteilen eingesetzt und gelangten infolge von Havarien und Bränden in Boden und Grundwasser. Durch eingehende geologische Untersuchungen wurde eine Kontamination mit diesen Schadstoffen im Sinne des Bodenschutzgesetzes eindeutig nachgewiesen.

Seit Jahren dient nun das Anwesen als Material- und Gerätelager für den städtischen Bauhof. So manche Schlechtwetterstunde verbrachten die Bauhofmitarbeiter in dem baufälligen, zugigen Hauptgebäude, um Bänke oder sonstige Erholungseinrichtungen auf Vordermann zu bringen. Bedingt durch die anstehenden Sanierungsmaßnahmen auf diesem Grundstück sowie den Abriss des Gebäudes muss eine Ersatzlagerfläche für die zahlreichen Gerätschaften und Materialien des Bauhofs geschaffen werden. Denn auch das Bauhofareal in der Wilhelmstraße bietet keine ausreichende Alternative.

"Wir müssen den Bauhof bis Anfang Dezember ausgelagert haben", eröffnete der kommissarische Bauamtsleiter Lothar Windbiel dem Gemeinderat in der vergangenen Sitzung. Deshalb sei vor Kurzem eine Lagerfläche für den städtischen Bauhof im Bebauungsplan Talwiesen ausgewiesen worden. Die Verwaltung beabsichtige, neben dem geplanten Außenlager auf dem Gelände des ehemaligen Tennisvereins auch noch eine geschlossene Halle zu errichten.

Arbeiten sollen bereits Anfang 2017 beginnen

Ein Modell dieser sogenannten Kalthalle mit den Maßen 12,5 mal 30 Meter wurde dem Gremium anhand von Bildern und detaillierten Beschreibungen vorgestellt: Das Dach des von der Verwaltung favorisierten Lagerzelt-Typs besteht aus PVC-Planen, die Wände aus Trapezblech. Ein Kauf verursacht einmalige Kosten in Höhe von 66 000 Euro. Die sonstigen Kosten wie Auf-/Abbau, Erschließung oder Nebenkosten belaufen sich auf ungefähr 14 000 Euro.

Da die Arbeiten auf dem King-Gelände bereits Anfang 2017 beginnen sollen, müsse dieses außerplanmäßige Vorhaben noch im Dezember realisiert und somit nachfinanziert werden, kündigte Bürgermeister Dietmar Fischer an.

Auf den Einwand von Patrick Koch (OL), er hätte den Eindruck, in diesem hochwertigen Zelt seien die Gerätschaften des Bauhofs besser aufgehoben als bisher, räumte der Schultes ein: "Ich stimme Ihnen durchaus zu, dass die bisherige Lagerstätte schlecht war." Doch die Maschinen und Materialien sollten ja noch möglichst lange genutzt werden können.

Auf die Frage von Grünen-Stadtrat Dietmar Lehmann-Schaufelberger nach einem möglichen Wiederverkauf des Objekts antwortete Fischer, die geplante Kalthalle sei mobil und könne auf jeden Fall anderweitig genutzt oder auch verkauft werden. Ein Umzug des Bauhofs in den Ulmenweg stünde frühestens in vier Jahren an. "Diese Zeit soll die Halle auch überleben", gab er zu bedenken. Dem Kauf wurde schließlich mehrheitlich zugestimmt.