Der Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Franz Untersteller, und Tagungsleiter Dieter Heidtmann (links) begrüßten die Tagungsgäste der Evangelischen Akademie Baden. Foto: Helbig Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Umweltminister Franz Untersteller referiert bei Akademietagung über neue Energietechnologien

Bad Herrenalb. "Neue Energien – neue Ideen" hieß das Motto der Bad Herrenalber Gespräche an der Evangelischen Akademie am vergangenen Wochenende. Es gab eine Reihe von Vorträgen über innovative Technologien und Konzepte für eine nachhaltige Energieversorgung.

Vor rund 100 Zuhörern eröffnete der Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Franz Untersteller, die Tagung mit seinem Vortrag "Die Energiewende als Innovationstreiber".

Für Maßnahmenpaket

Untersteller bekräftigte, die Energiewende mache nur Sinn, wenn sie europäisch gedacht werde und alle Möglichkeiten der Energieerzeugung integriert würden. Die Wende sei Voraussetzung, um die Emissionsziele zu erreichen. Strom, Wärme und Verkehr, müssten CO2-frei gestaltet werden. Ohne weiteren technischen Fortschritt sei dies jedoch nicht zu erreichen.

Um eine lebendige Innovationskultur hinzubekommen, brauche es politische Rahmenbedingungen – und die müssten bundesweit und europaweit gelten. Wichtiger Baustein sei auch eine vernünftige CO2-Bepreisung.

Die Preise für den Immissionshandel seien viel zu niedrig, wenn das Instrument einen technologischen Wandel bewirken solle. Etwa 30 Euro pro Tonne Kohlendioxid wäre ein Minimum. Die Energieträger sollten auch gemäß ihren CO2-Emissionen besteuert werden.

Bei Neubauten werde schon energiesparend gebaut, aber bei Bestandsbauten gebe es nur eine Sanierungsquote von einem Prozent. Um dies zu ändern, müsse schnell auf Bundesebene ein Maßnahmenpaket her. Um die Energieeffizienz voranzutreiben, brauche man ein verbindliches Klimaschutzgesetz und ein Gebäude-Energiegesetz auch auf Bundesebene.

Wesentlicher Bestandteil sei auch der Kohleausstieg, denn der Kohleanteil bei Stromerzeugung liege derzeit bei 80 Prozent. Die Energiewende sei ein massives Investitionsprogramm mit erheblichen Exportchancen für das Land.

Zum Thema Windkraft meldeten sich auch Kritiker zu Wort. So trugen Christel und Heinz-Werner Olivier von der Straubenhardter Bürgerinitiative "Gegenwind" ihre kritischen Argumente vor, die Untersteller jedoch nicht gelten ließ. Er vertrat bei allen Punkten eine völlig gegenteilige Auffassung: Die fehlende Speichertechnik spiele keine Rolle, denn sie werde derzeit gar nicht benötigt, weil die erzeugten erneuerbaren Energien komplett verbraucht würden. Relevante Abschaltungen von Windanlagen wegen Stromüberschuss, gebe es in Süddeutschland nicht, dies zeige auch der Monitoring Bericht der Bundesnetzagentur. Und was den Landschaftsverbrauch angehe, sei das mit weniger als zwei Prozent der Waldfläche lächerlich gering.

Beim Artenschutz gehe alles seinen geregelten Gang, wenn nicht, könne man ja gegen die Genehmigungen klagen. Notwendig zur Sicherung der Energieversorgung sei aber der Netzausbau sowohl der überregionalen Netze vom Norden in den Süden, wie auch der Verteilernetze. Dazu gehöre auch Digitalisierung und Lastmanagement. "Wir müssen wegkommen von der Denke aus der alten Energiewelt. Bedenkenträgerei ist nicht angebracht, da können wir gleich einpacken".

Mehrheit optimistisch

Einige Teilnehmer machten ihrem Unmut auch durch Zwischenrufe Luft, der Minister solle doch endlich mit dem Gelaber aufhören, hieß es. Aber die überwiegende Mehrheit der Anwesenden zeigte sich optimistisch, dass die Wende mit Hilfe moderner Technologien auch gelingen wird und die Klimaziele erreicht werden könnten.