Noch immer blumengeschmückt, aber wieder "ziemlich tot", wie es ein Gewerbetreibender ausdrückte: Die Kurpromenade nach der Gartenschau. Foto: Gegenheimer

Umfrage nach zweieinhalb Jahren Ausnahmezeit an Kurpromenade. "Täglich enttäuschte Leute."

Bad Herrenalb - Zweieinhalb Jahre Ausnahmezeit an der Kurpromenade: Sperrung von Zufahrtsstraßen, die Baumaßnahme unmittelbar vor der Tür, dann die Gartenschau selbst mit boomenden Gästezahlen, jetzt wieder der Alltag. Wie haben die Gewerbetreibenden entlang von Bad Herrenalbs Herzstück die Zeit erlebt?

Die lange Phase der Baumaßnahme sei schwierig gewesen, sagen sie übereinstimmend. Markus Nußbaumer, Juniorchef des gleichnamigen Bäckerei-Cafés, spricht ebenso wie Georg Holdermann von der Goldschmiede und Uhrenwerkstatt vom deutlichen Umsatzrückgang. Und von Problemen mit der Anlieferung durch mangelnde Information und Abstimmung. Wobei alle zugleich die Bautrupps für ihre Umsicht loben. In der Bauzeit, sagt Jens Haas, Inhaber von "Naturkost Göhringer und Kropp", habe er einen Umsatzeinbruch von 40 Prozent gehabt.

Nußbaumers Betrieb hat sich trotzdem zum Erweiterungs-Umbau zur Gartenschau hin entschlossen. Das schlechtere Geschäft der Bauzeit habe man im Filialnetz kompensiert. Während der Gartenschau habe er, so Naturkostunternehmer Haas, etwa die Hälfte der Einbußen wieder aufholen können.

Stammkunden bleiben weg

Gerade gegen Ende der Schau hätten die Gäste "auch uns an der Promenade entdeckt". Aber: "Von einem Umsatzplus während der Schau kann nicht die Rede sein. Stammkunden blieben wegen Stau- und Parkmangelsituation weg." Das Entschädigungsangebot der Stadt hat keiner der Befragten in Anspruch genommen: "Aufwendig und viel zu bürokratisch."

Die Gartenschauzeit selbst sieht auch Nußbaumer nicht so euphorisch wie die Stadt: "Anfangs boten wir erweiterte Öffnungszeiten an. Mangels Nachfrage haben wir das zurückgenommen." Dies bestätigt Naturkost-Haas ebenso wie Goldschmied Holdermann. Großes Problem: Der Zaun entlang des Kurparks. Haas erklärt: "Die Leute sind am einen Eingang in den Kurpark rein, am anderen wieder raus. Dass es unsere Betriebe gegenüber gibt, haben sie teilweise nicht mal gesehen wegen der Banner entlang des Zauns."

Ein zusätzliches Ausgangsdrehkreuz hätten Nußbaumer und Haas optimal gefunden. Haas hatte sich für eine Ausschilderung der Kurpromenadebetriebe innerhalb des Gartenschaugeländes eingesetzt: "Ich war deswegen bei Gartenschau-Geschäftsführerin Sabine Zenker. Leider umsonst." Immerhin: Einige Parkplätze entlang des Kurparks wurden zeitbegrenzt, sodass Kundschaft der Anrainerbetriebe Parkmöglichkeiten fand.

Auch einen Fahrrad- und Motorradparkplatz hat Haas gemeinsam mit der Nußbaumer-Filialleiterin erwirkt. Querung war für die Kunden trotzdem erforderlich, denn: "Auf unserer Seite ist durch den Radfahr-Schutzstreifen Halteverbot. Nach Beendigung der Baumaßnahmen wurde hier gleich rigoros abkassiert." Selbst Goldschmied Holdermann, fast gegenüber des Kurpark-Haupteingangs angesiedelt, bestätigt: "Die große Gästezahl kam nicht herüber. Korrekterweise hätten Leute dafür dreimal die Straße überqueren müssen. Der große Strom ging Richtung Klosterareal." Aber: "Der Sommer war trotzdem besser als andere. Erstaunlicherweise kamen auch die Herrenalber selbst – in richtig guter Gartenschau-Stimmung."

"Eins hätte ich mir gewünscht", sagt Haas, "Wertschätzung der Stadt gegenüber den lange durch Baumaßnahmen geplagten Gewerbetreibenden. Vielleicht eine Freikarte für die Gartenschau oder ein kurzer persönlicher Dank des Bürgermeisters. Leider Fehlanzeige."

Dass die Verbreiterung der Kurpromenade einen Gewinn für die Zukunft darstellt, sieht Nußbaumer ebenso wie Holdermann, der sagt: "Wir profitieren auch künftig von der Stadtkernsanierung und vom guten Flair der Gartenschau."

Wer ungeachtet der "falschen" Straßenseite und des Zaunes von der Gartenschau richtig gut profitierte, war die Gastronomie auch an der Kurpromenade. Das bestätigt Mitarbeiterin Britta Seitz, die "ihrer" Hatz-Bäckereifiliale – fast mittig zwischen den Kurpark-Eingängen gelegen – ein Traumgeschäft bescheinigt. Personal sei aufgestockt worden. Die Leute hätten nicht nur mittags Kaffee und Kuchen genossen, sondern sich auch morgens vor Betreten des Schaugeländes ihr Vesper geholt.

Gutes Miteinander

Seitz betont das gute Miteinander mit den flankierenden Restaurants Alte Abtei und "Abbas". Die in der Zeit der Befragung des Schwarzwälder Boten Betriebsferien hatten. "Die Gäste haben hier das gute Preis-Leistungsverhältnis entdeckt und genutzt. Wenn wir mit dem Bäckerei-Café um 18 Uhr schlossen, hat ›Abbas‹ oftmals noch unsere Tische und Stühle mit benutzt", berichtet Seitz.

Einig sind sich alle: Es ist sehr schade, dass das Gelände – gerade der Kurpark – nach wie vor geschlossen ist. "Täglich kommen enttäuschte Leute, die gerne hinein wollten. Die Hölle wäre los bei dem schönen Wetter", ist sich Seitz sicher.

"Es wäre eine tolle Geste der Stadt gewesen, flexibel und großzügig den Abbau etwas nach hinten zu schieben", meint Holdermann, "man hätte die Menschen einladen können, die herbstliche Blumenpracht noch einmal kostenlos zu genießen. Der Bär würde hier noch mal steppen!" Momentan – zwei Wochen nach Ende der Schau – ist stattdessen alles sehr ruhig.