Chronik: Kurhaus "mit großen Opfern von Seiten der Gemeinde" vor 125 Jahren fertigestellt / Bau im Stil des Historismus

Das Kurhaus von Bad Herrenalb ist 125 Jahre alt. Es wurde auch "Konversationshaus" genannt.

Bad Herrenalb. Seit dieser Zeit ist es der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Kur- und Urlaubsgäste in Bad Herrenalb.

Der Wunsch nach einem Haus zur Begegnung und Unterhaltung der Gäste ist bereits 1874 in der Schrift "Der Kaltwasser- und Luftkurort Herrenalb und seine Umgebung" nachzulesen.

Dort schrieb Hermann Frölich: "Was in Herrenalb noch sehr vermisst wird, ist ein allgemeiner Vereinigungspunkt für die Curgäste, ein Curplatz mit einem einfachen Curhause. Ein solches ist besonders auch bei schlechter Witterung ein dringendes Bedürfnis, dem, wie wir hoffen, bei dem von Jahr zu Jahr zunehmenden Fremdenandrang in kürzester Zeit entsprochen werden wird." 17 Jahre mussten Frölich, die Kurgäste und die Sommerfrischler noch darauf warten.

Ältere Stilelemente

Das Kurhaus wurde in den Jahren 1890 bis 1891 gebaut. In einer Schrift vom Mai 1891 steht: "Das neue Konversationshaus, das, wenn auch mit Unterstützung des Staates, doch mit großen Opfern von Seiten der Gemeinde erbaut wurde, naht seiner Vollendung."

Treibende Kraft zum Bau des Kurhauses war Herrenalbs Stadtschultheiß Erhard Beutter. Von 1854 bis 1891 hat er als Stadtoberhaupt die Entwicklung des Kurbetriebs in Herrenalb vorangetrieben. Ihm gelang es, 1856 sämtliche Besitzungen des vormaligen Bürgermeisters Benckiser für die Stadt zu erwerben, darunter die "Waschwiese", der heutige nördliche Teil des Kurparks und die Schweizer Wiese. Kurz vor Baubeginn kaufte die Stadt die "Försterwiese", den heutigen südlichen Teil des Kurparks, von der staatlichen Forstverwaltung Württemberg.

Die Pläne für das Kurhaus machten der Königliche Oberbaurat Leibrandt und der Architekt Dorn aus Stuttgart. Ihre Architektur ist Ausdruck des damals vorherrschenden Historismus.

Bei der Gestaltung von Gebäuden griff man gerne auf ältere Stilelemente zurück: Torturm, Erker, Ecktürmchen. Das Kurhaus wirkte wie ein kleines Schlösschen.

Herrenalbs evangelischer Stadtpfarrer Rudolf Hartter beschreibt das Innere des neuen Kurhauses so: "Von einer geräumigen Vorhalle, die den Zwecken der Restauration dient, geht es rechts in ein Billardzimmer. Ihm schließt sich ein Lesesaal an, der eine grosse Anzahl Tagesblätter der verschiedensten Richtungen, Witzblätter, illustrierter Zeitschriften, Führer für Touristen etc. darbietet und wohl jedem etwas Willkommenes bringt. Neben dem Lesesaal ist noch ein lauschiges Spielzimmer. Links von diesen Räumlichkeiten befindet sich der große, schön ausgestattete, auch mit einer kleinen Bühne versehene Saal, der nun einen herrlichen Raum zu gesellschaftlichen Unternehmungen bietet."

Und weiter erklärt der Pfarrer: "Zwar ist Herrenalb kein Vergnügungsbad, und die meisten unserer Kurgäste treibt gewiss nicht die Sehnsucht nach Zerstreuungen in unser Thal, sondern sie wollen Ruhe haben und vor allem die unvergleichlichen Gaben der stillen Natur auf sich wirken lassen. Aber so ganz und gar will man sich auch nicht einspinnen… Bei hundert Gelegenheiten tritt der Wert unseres Konversationshauses zu tag, und wie viele Schwierigkeiten standen einst seiner Herstellung gegenüber! Es war das letzte Werk, das der alte hochverdiente Stadtschultheiss und Badinspektor Beutter durchsetzte."

Beutter erlebte allerdings die Vollendung nicht mehr. Er starb am 26. Juni 1891 im Alter von 61 Jahren. Nach ihm ist ein Platz nahe beim Bad Herrenalber Kurhaus benannt.