50 Jahre Auferstehungskirche im Stadtteil Neusatz / Circa 2,5 Tonnen schwere Turmspitze

Von Dietmar Glaser

Bad Herrenalb-Neusatz. Am 14. November 1965 ist die Auferstehungskirche in Bad Herrenalb-Neusatz nach knapp zweijähriger Bauzeit eingeweiht worden. Die evangelische Kirchengemeinde Neusatz-Rotensol begeht in diesem Jahr ihr 50-jähriges Kirchenjubiläum.

Den Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus in Neusatz gab es schon lange. In der Ortschronik von Bernd Leupold ist zu lesen, dass es 1820 eine sanierungsbedürftige Dorfkapelle gab, die ab 1828 als "Zuchthäusle" für den Ortsarrest verwendet und 1830 verkauft wurde. Neusatz gehörte wie auch Rotensol zum Kirchspiel Dobel. Gottesdienstbesucher mussten dorthin, auch wenn das beschwerlich war. Ab 1908 bildete man eine Rücklage zum Bau einer Kirche. Aber das angesparte Vermögen ging nach dem Ersten Weltkrieg durch Inflation verloren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, in den 1950er-Jahren, erschien die Errichtung eines eigenen Kirchengebäudes zunehmend notwendig und möglich. Die wachsende Bevölkerungszahl und der steigende Wohlstand machten Hoffnung.

Einen entscheidenden Impuls gab das Testament des Neusatzer Bürgers Wilhelm Knöller (1885-1960), Mitglied des Kirchengemeinderats. Er hinterließ der Kirchengemeinde 8000 Mark unter der Bedingung, dass innerhalb von fünf Jahren nach seinem Tod der Kirchenbau zur Ausführung gelangt. Im Januar 1961 beschließt der Kirchengemeinderat unter Pfarrer Klaus Henning den Bau einer Kirche in Angriff zu nehmen. Eine erste Schätzung ergab Baukosten in Höhe von 90 000 Mark. Der endgültige Beschluss zum Bau wurde 1963 gefasst. Der bürgerliche Gemeinderat stellte den Bauplatz neben dem damaligen Rathaus kostenlos zur Verfügung. Mit der Planung wurden die Architekten Günther Hautsch (Neusatz) und Walter Luz (Pforzheim) beauftragt.

Vergoldete Kugel

Im Frühjahr 1964 begann die Firma Emil Günthner (Neusatz) mit den Rohbauarbeiten. Am 20. September wurde der Grundstein gelegt. Eine Kassette mit einer Urkunde über diesen Tag, eine Tageszeitung vom Vortag und Geld der damaligen Währung wurde bei dieser Zeremonie eingemauert. Die Festrede hielt Dekan Gerhard Weber aus Neuenbürg.

Zu diesem Zeitpunkt war der Kirchenbau bereits weit fortgeschritten, denn schon am 15. Oktober 1964 wurden der Glockenstuhl und die Turmspitze aufgesetzt.

Beides waren vorgefertigte Teile. Die etwa zehn Meter hohe und circa 2,5 Tonnen schwere Turmspitze ist eine hölzerne Leimbinder-Konstruktion, welche das Holzwerk Karl Gunkel & Sohn (Horb) baute. Vor Ort erhielt die sehr schlanke, pyramidenförmige Turmspitze einen Beschlag aus Kupferblech durch die Firma Karl Waidner (Bad Herrenalb), eine vergoldete Kugel und einen vergoldeten 20 Kilogramm schweren Wetterhahn. Dann hievte ein Autokran mit einem 35 Meter langen Ausleger zunächst den Glockenstuhl und dann die Turmspitze auf den First des Kirchendachs. Sogar das Fernsehen berichtete über dieses besondere Ereignis.

Kurz vor der Fertigstellung der Kirche rief Pfarrer Henning zu einer Glockenspende auf. Die Spendenbereitschaft war riesig. In der Festschrift zur Einweihung der Kirche steht geschrieben: " … unsere Kirchenpflegerin Hilde Knöller kam kaum mehr nach, die vielen Spenden und Gaben zur Beschaffung des Geläutes entgegenzunehmen".

Bei der Gießerei Bachert (Heilbronn) wurden daraufhin eine große und eine kleine Glocke in Auftrag gegeben. Sie wurden am 29. September 1965 von der Firma Gebrüder Bachert (Bad Friedrichshall) gegossen, am 8. Oktober geliefert und am 12. Oktober in den Glockenstuhl gehängt.

Ursprünglich sollte die Kirche am 31. Oktober 1965, dem Reformationstag, eingeweiht werden.

Das Fest verzögerte sich, weil Pfarrer Henning an eine andere Dienststelle beordert wurde. Henning schreibt am 27. November 2005 rückblickend: "Ich musste den Schwarzwald verlassen, weil es der damalige Personalreferent wollte und Widerworte nicht geduldet wurden. Es waren damals andere Zeiten!"

Baukosten verdoppeln sich

Die Kirch- und Glockenweihe vollzog Pfarrverweser und Vikar Siegfried Schuler am 14. November 1965. Die Festpredigt hielt Oberkirchenrat Stöckle. Die Freude war groß, obwohl sich die Baukosten gegenüber der ersten Kostenschätzung verdoppelt hatten.

In der Einladung zur Einweihung der Auferstehungskirche schreibt Pfarrverweser Schuler: "In Anbetracht der großen Schuldenlast veranstalten wir kein großes Festbankett und verweisen auf die Gaststätten am Ort."